Review zu #9
Animationsfilme sind nur für Kinder? Weit gefehlt, den wer sich
einmal Shane Acker’s Debütfilm #9 zur Gemüte führt, wird schnell
feststellen, dass Animationsfilme sehr wohl auch die etwas ältere
Generation ansprechend unterhalten können. Der Film entführt uns in
eine menschenleere, kalte und raue Umgebung, dessen Helden fernab
von den uns bekannten und in Animationsfilmen unterhaltendenden
singenden Streifenhörnchen oder kochenden Ratten angesiedelt sind.
Als Protagonisten dienen Stoffpuppen, die auf den ersten Blick mehr
Ähnlichkeit mit Bastelarbeiten aus der Grundschulzeit aufweisen,
als Heldenpotential offenbaren. Bei genauerer Betrachtung macht
aber genau dieser Aspekt unsere Hauptdarsteller 1-9 so liebenswert
– den wer konnte es sich schon früher mit ansehen, wenn seinem
Lieblingsteddy oder der Lieblingspuppe etwas unheilvolles
wiederfährt?
Story:
Nach der Geburt #9’s und einer Einführungserzählung findet sich
unser Hauptprotagonist #9, welcher auch Mittelpunkt des
Handlungsstranges ist, in einer verlassenen Häuser-Ruine wieder,
die für Ihn vorerst mehr Fragen aufwirft, als der eigenen Findung
und Orientierung dienlich ist. Es vergehen nur Augenblicke, bis wir
auch schon den 2ten der 9 im Film vorkommenden Puppen kennenlernen
und dem ersten von zahlreichen Kämpfen zwischen Puppen und
Maschinen beiwohnen können. Ein für die Geschichte entscheidender
Gegenstand, ein Talisman, wechselt hierbei den Besitzer und #2 wird
verschleppt. Doch zuvor hilft #2, welcher den Ingenieur der Truppe
darstellt, unserem Protagonisten seine Stimme (gesprochen von
Elijah Wood, der seine Sache wieder hervorragend erledigt)
wiederzuerlangen. Begleitet wird der Handlungsstrang durch
Rückblicke auf Geschehnisse aus der Vergangenheit, welche dem
Zuseher Schritt für Schritt die Umstände und die
Entstehungsgeschichte der vorliegenden Welt näherbringt. Auf der
Suche nach Antworten, wird #9 von #5 aufgelesen und bringt Ihn zu
einer kleinen Gruppe von weiteren Puppen, welche jedoch kein
Streben nach Antworten aufweisen und auch keine Anstalten machen,
#2 zu retten sondern nur mit ihrem eigenen überleben und dem
verstecken vor den Maschinen beschäftigt sind. Motiviert durch die
eigene Selbstfindung und der Suche nach #2 macht sich #9 und #5 auf
den Weg, welcher allerlei Gefahren und Rätsel aufwirft. Im weiteren
Verlauf komplettieren sich die Gefährten. Hierbei sei erwähnt, dass
sich jeder der 9 Puppen von dem Rest unterscheidet und eigene
nützliche Eigenschaften besitzt, die dem Fortschritt der Handlung
dienlich sind – im positiven wie im negativen. Zündstoff bietet
beispielsweise die dominante Ader von #1, welcher eher bestrebt
ist, Gefahren zu vermeiden. Die Gruppe wird nun fortlaufenden von
unterschiedlichsten maschinenartigen Konstruktionen heimgesucht,
welche sich jedoch von mal zu mal mehr auf die Puppen einstellen
und das Gefühl vermitteln – hinzuzulernen. Entscheidender Auslöser
ist hierbei unsere #9 selbst wodurch #1-#9 vor immer neue
Herausforderungen gestellt werden und Verluste in den eigenen
Reihen unvermeidbar sind. Während der Suche kommen die Puppen Stück
für Stück dem Rätsel der tyrannisierenden Maschinen auf die Spur,
was in einem alles entscheidenden und spannend inszeniertem
Show-down endet.
Einen weiteren erfolgreichen Film kann sich hiermit aber auch Tim
Burton, dessen Handschrift sich in der für ihn typischen
Detailverliebtheit zeigt und der eine für den Film passende
einzigartige düstere Atmosphäre einbrachte, in die Filmografie
eintragen. Der Film bleibt durchwegs spannend und interessant, auch
treten keine unnötigen Längen auf, was durch ein gutes Verhältnis
von Erzählung und Actioneinlagen erreicht wird. Die Einzigartigkeit
der einzelnen Charaktere, von denen jeder einen Teil der
menschlichen Charaktereigenschaften darstellt, wird zusätzlich
durch die Liebe zum Detail der Puppen an sich verstärkt. Dennoch
ist Shane Ackers Ursprung, nämlich den Kurzfilmen, anhand der
Laufzeit von nur 79 Minuten erkennbar. Diese hätte ruhig üppiger
ausfallen können.
Bildqualität:
Codec: VC-1, Bildformat und Ansichtsverhältnis:
HD-Widescreen (16:9, 1.85:1) 1920x1080p
Bei #9 finden wir Animationsfilm typische Bestwerte in Sachen
Detailreichtum, Farbtreue und Plastizität wieder. Der Film ist
durchwegs gestochen scharf und überzeugt allen voran durch die
düstere Atmosphäre, welche sich auch durch den hervorragenden
Schwarzwert auszeichnet. Gerade die Endzeitstimmung des Filmes
kommt durch die richtige Verwendung von
Rot-Abendrot-Dunkelrot-Braun Tönen bei Außenansichten voll zur
Geltung. Die Farbverläufe sind ebenso hervorragend gelungen. Durch
geschickte Kameraschwenks wirkt das Bild an einigen Stellen fast
wie 3D. Die Konturen und Kanten sind jederzeit frei von Unschärfe.
Optische Highlights gibt es hiermit also zur Genüge.
Tonqualität:
Deutsch / Spanisch / Italienisch DTS 5.1, Englisch
DTS-HD MA 5.1
Wenn man bei diesem gelungenen Streifen wirklich eine Kleinigkeit
bemängeln möchte, dann ist es an dieser Stelle womöglich die
fehlende deutsche DTS-HD MA Tonspur. Dies bedeutet jedoch nicht,
dass die vorliegende DTS Spur nicht zu überzeugen weiß. Sie ist
kräftig, besitzt einen hohen Grad an Detailreichtum und wird
musikalisch jederzeitig stimmig untermalen.
Insbesondere am Beispiel der Explosionen gegen Ende des Filmes
bemerkt man den fulminanten Ton, der über die Lautsprecher kommt.
Die ausgewählten Synchronsprecher sind den einzelnen Charakteren
wohl überlegt ausgesucht worden. Von Ihnen kann der Zuseher
zusätzlich die unterschiedlichen Altersklassen der Puppen ableiten
z.B. #1 fortgeschrittenen Alters. Auch die Lippen-Synchronität zu
den Animationsfiguren ist gelungen, wobei auch kein Wort durch eine
Geräuschkulisse unverständlich bleibt. Alle Boxen des
Surround-Systems werden beschäftigt und räumliche Klänge klar
positioniert über die einzelnen Boxen verteilt.
Ausstattung:
Folgende Bonusinhalte sind auf der
BD vorzufinden (in Reihenfolge wie auf der BD):
-
Unveröffentlichte Szenen (SD)
-
Spielfilm und Kurzfilm (HD)
-
Auf Tour mit Shane Acker (HD)
-
Der Look von #9 (HD)
-
Auftritt des CGI-Animation-Teams
(HD)
-
#9 - Der Original-Kurzfilm mit
Filmkommentar von Autor/Regisseur/Animator Shane Acker und Animator
Joe Ksander (SD)
-
Filmkommentar mit Autor/Regisseur
Shane Acker, Animations-Regisseur Joe Ksander, Head of Story Ryan
O'Loughlin und Cutter Nick Kenway (SD)
-
U-Control - Bild-im-Bild (Wirf einen
Blick hinter die Kulissen und erlebe interaktive
Zusatzinformationen - während der Film läuft!) (HD)
Von den Extras ist besonders der
Original-Kurzfilm zu empfehlen. Dieser gibt in Verbindung mit den
Audiokommentaren einen guten Eindruck dessen wieder, welchen
Aufwand gerade Shane Acker betrieben hat, um diesen Animationsfilm
zu realisieren. Ohne Vorkenntnisse in Cinematographie und
Animationstechnik schaffte er es letztendlich den vorliegenden
Original-Kurzfilm in 4 ½ Jahren ehrgeiziger Arbeit fertig zu
stellen. Ebenfalls sehenswert ist der Auftritt des
CGI-Animation-Teams die beispielsweise beschreiben, wie Sie anhand
eines Spiegels an den Arbeitsplätzen Ihre eigene Gesichtsmimik auf
die einzelnen Charaktere übertragen haben.
Fazit:
#9 ist ein kurzer aber hervorragend gelungener und erwachsener
Animationsfilm. Er glänzt gerade durch Animationsfilm-typische
Stärken wie der detailreichen Bildqualität und einer für Tim Burton
Filme düstere aber auch skurrile Endzeitwelt welche durch die
facettenreiche Auswahl der Puppencharaktere so richtig zum Leben
erweckt wird. Die abwechslungsreiche Handlung, welche sich durch
Dramatik, Freundschaft, Naivität, Trauer und Aufopferung vollzieht
- und vielen erfrischenden Ideen tragen zu einem gelungenen
Filmabend bei und laden definitiv zu einem mehrmaligen Genießen des
Filmes ein.
Bewertung:
Story = 9
Bildqualität = 10
Ton = 9
Ausstattung = 7
Gesamt = 9
Testgeräte:
Sony Bravia KDL-40Z4500
Sony BDP-S550
Onkyo TX-SR607
Teufel System 4