Habe mir nach euren Argumenten nochmal Gedanken darüber gemacht,
warum der Film bei mir nicht funktioniert. Es ist nicht die dünne
Story allein, auch nicht die Tatsache, dass ich es schon seit den
alten Mad Max Filmen unsinnig fand in einer postapokalyptischen
Welt, die öde und wüst ist derart verschwenderisch mit endlichen
Ressourcen wie Benzin und Munition umzugehen.
Ich habe natürlich die vielen liebevollen Details gesehen, die
zweiköpfige Echse, die vielen vielen interessanten Dinge in der
Zitadelle, wo ich gehofft hatte, dass man mehr darauf eingeht.
Alles auch wunderbare Ansätze für mehr Tiefe! MIr ist natürlich
auch aufgefallen, dass Max am Anfang einsam und paranoid (dafür
lässt er sich aber leicht fangen) relativ stumm ist und wie ein
verwildertes Tier tickt. Und sein Weg hin zum Sprchen, Vertrauen
zeigen und sogar sowas wie Freundschaft und Verbundenheit zu
entwickeln ist schon auch eine Charakterentwicklung. Das sehe ich
durchaus auch so.
Aber wie gesagt steckt gerade in den Details so viel Potential,
dass ich ehrlich traurig war, dass die Zitadelle relativ schnell
abgehakt war und man dann auf diesen Roadtrip ging, der zunächst ja
ein greifbares Ziel und Hoffnung hatte. Dieser Trip diente dann ja
eigentlich mehr oder wneiger nur dazu die Action zu zeigen, die
auch gut gemacht war. Aber trotz allem ließ mich das Schicksal von
Mad Max, aus dessen Perspektive man ja sah, erstaunlich kalt und
unberührt. Vielleicht ist das ja so gewollt, um zu zeigen, dass in
so einer Welt Gefühle ein viel zu wertvolles Gut sind um sie zu
verschwenden.
Aber hier funktionierte für mich eigentlich nur die Action wirklich
gut. Und ich war gespannt wie das Ziel, von dem Furiosa ja immer so
ehrfürchtig sprach den aussehen würde.
SPOILER! Inhalt
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Mitgefiebert habe ich mehr oder weniger
komischerweise vor allem mit Splendid, vielleicht weil sie als
Schwangere die Verletzlichste der Truppe war und ich die
Schauspielerin auch bereits kannte. Leider ist sie dann ja recht
früh gestorben.
Dann wurde klar, dass dieses gelobte Land, das man als Ziel hatte
nicht mehr existent war. Max brachte seine Einstellung zum
ausdruck, dass es nichts schimmeres gäbe als Hoffnung (oder so
ähnlich) und ich verabschiedete mich noch mehr von Max als
Identifikationsfigur. Gerade in so einer Welt ist nichts wertvoller
als Hoffnung, das ist meine tiefste Überzeugung. Was sonst würde
einem sonst noch am Leben halten?
Als es dann hieß es ginge zurück zur Zitadelle hab ich innerlich
aufgestöhnt. Waren die jetzt wirklich unter Aufbietung alles
Kräfte, Resourcen und Leben von da geflohen nur um jetzt wieder in
einer Art Himmelfahrtskommando zurück zu fahren? Eigentlich habe
ich gehofft, die schaffen es bis kurz davor und beißen dann alle
ins Gras, obwohl klar war, dass das so nicht kommen würde.
Zumindest hätte das die Aussage unterstrichen, die dieser Plan für
mich in riesen Neonbuchstaben ausstrahlte: "Sinnlosigkeit
pur!".
Als sie es dann wirklich geschafft haben musste Max natürlich
klischeemäßig den einsamen Ranger spielen und wortlos in der Menge
verschwinden, anstatt seine neu gewonnene soziale Ader auszuleben.
Das machte seine Charakterentwicklung für mich dann auch wieder ein
Stück sinnlos, passt dann ja wieder. Naja, hat mich alles nicht
wirklich berührt, leider.
Klar gibt es Parallelen zu heute. Warlords, die grausam und pervers
sind gibt es in Afrika und Südamerika zur genüge. Die Idee Frauen
als Milchlieferanten zu nutzen und auch so manches andere schrien
geradezu nach als unterschwellig sozialkritische Komponente
ausgebaut zu werden, aber mehr als einen kurzen Schwenk im
Hintergrund der Action war leider nicht drin. Und ich bin jetzt
nicht so Actionversessen, das mir die handgemachten Stunts und
Actionszenen (die sehr gut gemacht sind) den Mehrwert bietet, der
für mich den Film dann rausreißt.
Fazit: Ist halt alles Geschmacksache. Auf diese Art kommt eben
jeder zu dem Film, den er mag. Andere finden das dann halt dafür in
anderen Filmen.
Herzliche Grüße
Arieve
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