James Bond 007 - GoldenEye, 1995
Ganze sechs Jahre sollte es dauern, bis nach Lizenz zum Töten der
nächste Bondfilm erscheinen sollte. Zwischenzeitlich verfolgte man
das Ziel Daltons dritten Film zu realisieren, ehe dieser 1994
bekannt gab, nicht mehr Bond spielen zu wollen. Nach einer kurzen
Suche fand man in Brosnan den neuen Bond-Darsteller, der in die
Fußstapfen von Connery, Lazenby, Moore & Dalton treten sollte.
Schon nach dem Ende der Moore Ära sollte er folgen, war jedoch noch
an die Serie Remington Steele gebunden, weswegen Dalton von den
Produzenten ausgewählt wurde. In seinem ersten Auftritt sind u.A
noch Sean Bean zu sehen, welcher auch für die Rolle des Bond
Vorsprach und so beeindruckte das man ihm die Rolle von Agent 006 -
Alec Trevelyan gab, den Haupt-Antagonisten des Films. Unterstützt
wurde vom deutschen Schauspieler Gottfried John der als Henchman
General Ouromov zu sehen war, sowie Famke Janssen als
Bondgirl/Henchman Xenia Onatopp. Die Rolle des Hauptbondgirls wurde
an Izabella Scorupco vergeben. Bis auf Q wurde auch der ganze
Mi6-Cast umgekrempelt. So ist in der Rolle von M diesmal Judi
Dench, erstmals eine Frau zu sehen. Moneypenny wird von Samantha
Bond verkörpert und Michael Kitchen macht als Tanner einen netten,
ersten Eindruck.
Neun Jahre nach dem Ende des kalten Krieges kommt Bond der Pilotin
Xenia Onatopp auf die Spur, welche Kontakt zur russischen
Terror-Organisation Janus hat. Bond muss mit ansehen wie sie und
eine noch unbekannte Person bei einer Testvorführung einen
Tiger-Hubschrauber, der stärkster elektromagnetischer Strahlung
widerstehen kann, stehlen. Mithilfe des Hubschraubers stehlen sie
das Waffensystem GoldenEye, bei dem im Weltraum eine Nuklearbombe
gezündet wird die einen nuklearen elektromagnetischen Impuls
aussendet, welcher alle elektronischen Geräte im Zielbereich
zerstört. Bevor dies zu globalen Katastrophen führt, muss Bond
handeln und steht dabei nicht nur einem russischen General und
seiner verrückten Komplizin im Wege, sondern auch einem alten
Bekannten..
Pierce Brosnan, welcher für 3 Filme unterschrieb, spielte die Rolle
des Agenten mit sehr viel Stil und Charme. Seine Interpretation der
Rolle war weniger emotional als Dalton, auch wenn er durchaus rauer
werden konnte, hatte deutlich mehr Humor, der mich teilweise schon
an Moore erinnerte, was die Sprüche angeht und wirkte irgendwie
sehr rund und passend. Er hatte alle eigenschaften die Bond haben
musste und brachte dies gut auf die Leinwand. Sean Bean als
Bösewicht funktioniert auch hervorragend. Er wirkt bedrohlich und
Bond ebenbürtig, was sehr spannend ist da man noch nie zuvor so
viel von einem anderen 00-Agenten gesehen hat. Vorallem in Finale
blüht Bean richtig auf. John als Henchman Ourumov ist ebenfalls
hervorragend und absolut überzeugend, hat viele Szenen auf seiner
Seite durch sein Spiel. Gleiches gilt auch für Famke Janssen die
hier sehr verrückt und 'brutal' aufspielt. Die Riege der
Bösewichter im Film gehört mit zu den besten und hochwertigsten die
Bond je hatte. Judi Dench als M ist ebenfalls klasse besetzt,
spielt ihre Rolle aber auch total anders als ihre Vorgänger.
Ernster, strenger vor allem macht sie Bond ordentlich Feuer unterm
Hintern. Samantha Bond hat als Moneypenny auch gute Szenen, weiß
mich aber optisch gar nicht zu überzeugen. Llewelyn hingegen ist
großartig wie immer und es herrscht eine großartige Chemie zwischen
ihm und Brosnan, das die Szenen der beiden nur verstärkt. Großartig
wie er Bond seine Gadget's zeigt. Weitere Verbündete im Film sind
der von Robbie Coltrane gespielte Charakter Valentin Zukovsky &
CIA-Mitglied Jack Wade, gespielt von Joe Don Baker, der zuvor schon
einmal in einem Bondfilm mitgespielt hatte. (Der Hauch des Todes
als Bösewicht Brad Whitaker)
Martin Campbell, der Regisseur des Films hat hier wundervolle
Arbeit geleistet und Brosnan den perfekten Einstand geliefert.
Allein die Pretitlesequenz gehört zu den besten der Reihe und hat
großartige Szenen wie den Bungeejump, den Sprung ins Flugzeug oder
das ganze Szenario in der russischen Chemiefabrik. Eine rundum
gelungene Einführung in den neuen Bond, dessen Übergang zum
Hauptteil durch die großartige Tina Turner eingeleitet wird. Ein
kraftvoller, spannender Song. Der Soundtrack selbst bleibt aber
nicht so stark und kraftvoll, durchaus aber interessant und im Ohr.
Er ist meines Erachtens nach Bond-untypisch, hat aber viele
klassische Bondklänge die immer wieder aufblitzen. Zurück zur
Action und der Inszenierung. Das Highlight des Films, eine der
besten Actionszenen der Reihe und mindestens in meinen Top 5 ist
die Verfolgungsjagt mit dem Panzer. Selten war eine Actionszene
stilvoller, wuchtiger und spaßiger inszeniert als diese. Brosnan,
das Gesicht des verfolgten Ourumov, die Musik und die Action - hier
stimmt einfach alles von vorne bis hinten. Großartig. Auch das
Finale kann sich sehen lassen, besonders die Kämpfe zwischen Alex
& James sind sehr ruppig, rau und stark choreografiert. Hier
kämpfen zwei Männer gegeneinander die sich umbringen wollen, das
merkt man, das wird perfekt auf die Leinwand übertragen. Sehr
stark.
Campbell geizt zu keinem Moment im Film mit Schauwerten. So wissen
beide Bondgirls zu überzeugen, weil der Regisseur sie perfekt
einzusetzen weis. Janssen, im Film eindeutig die heiße und
gefährlichste Variante eines Bondgirls spielt ihre Rolle großartig,
fies und richtig eindrucksvoll, während Scorupco eher das brave
Bondgirl mit Grips spielt. Beide überzeugen in ihren Rollen und
sind nicht bloß Eyecandy sondern mit Funktion im Film. Auch die
Drehorte in Frankreich, Monaco, London oder Puerto Rico sind
großartig und überzeugend. Meine persönlichen Highlights sind
Talsperre Contra am Lago di Vogorno, wo der große Stunt zu Beginn
des Films entspannt, sowie das Arecibo-Observatorium wo das Finale
gedreht wurde. Aber auch andere Orte wie das Casino in Monaco, St.
Petersburg wissen absolut zu überzeugen. Hier wurde der Film sehr
vielseitig gestaltet und bietet viel Abwechslung.
Im Gegensatz zur Dalton-Ära wird hier nicht mit Gadgets gegeizt. Es
gibt explodierende Kugelschreiber, Uhren mit Laserstrahl, Fahrzeuge
mit Stingerraketen, Ein Gürtel, aus dessen Schnalle man ein dünnes
Seil mit Haken herausfeuern kann und einiges mehr. Zudem bekam Bond
ein neues Dienstfahrzeug, erstmals einen BMW. Zwar kommt im auch
ein Aston Martin vor, dieser fungierte aber nicht als Bonds
Dienstwagen.
Die Geschichte des Films wird von Campbell sorgfältig erzählt und
bietet zwischen den lauten Actionszenen genug Ruhe um dem Beginn
der nächsten einzuleiten. Der Film hat sicherlich sehr viele
Shootouts, sehr viele Explosionen und Action im Ganzen, weiß aber
dennoch durch ruhige Momente zu überzeugen, in denen Bond oder
andere Charaktere im Vordergrund stehen, in denen die Handlung
voran getragen wird. Campbell versteht es einen gewissen Rythmus
aufzubauen, sodass Action und Handlung meistens Hand in Hand gehen
und nichts irgendwie aufgesetzt, gar konstruiert wirkt. Alle
Darsteller überzeugen im Film, wobei Alan Cummings Nervensäge Boris
ab und zu schon an der Grenze steht, sie dennoch nie überschreitet.
Mit GoldenEye ist ein großariger Einstieg in eine neue Ära Bond
gelungen die einen großartigen Hauptdarsteller hat und sicherlich
noch viele Highlights bieten wird. Für einen spektakulären Bond mit
wahnsinnig guten Action- und Stuntszenen, viel Humor und starken
Bösewichtern verneige ich mich vor Campbell. Mein erster Bond den
ich je gesehen habe. Es war der Richtige für mich!
9/10