Dreamboxen empfangen hochauflösendes Satelliten-TV von RTL und
Vox
"HD+"-Blockaden bereits ausgehebelt powered by SAT+KABEL
05.11.2009, 14:51 Uhr Alexander Rösch
Nur vier Tage nach der Inbetriebnahme der Satellitenplattform "HD+"
von SES Astra kursiert in Internet-Foren eine Software, mit der
sich die hochauflösenden Ausstrahlungen der Privatsender RTL und
Vox auch mit nicht zertifizierten Satelliten-Receivern
entschlüsseln lassen.
Laut Recherchen der SAT+KABEL lässt sich über eine wenige hundert
KByte große Enigma2-Emulatordatei eine gültige "HD+"-Smartcard im
programmierbaren Kartenleser der HD-tauglichen Dreamboxen DM 800
und DM 8000 des Lünener Herstellers Dream Multimedia für den
Empfang nutzen. Offiziell schreibt SES Astra den Einsatz von
speziellen "HD+"-Receivern mit CI-Plus-Verschlüsselungssystem vor.
Bis Jahresende sind lediglich sechs Modelle der Hersteller Humax,
Technisat, Technotrend Görler und Videoweb angekündigt.
Mit der Dreambox-Erweiterung sind die technischen Beschränkungen
von "HD+" de facto ausgehebelt. Bei Festplatten-Aufzeichnungen
greift die von RTL eingesetzte Sperre, die das Überspringen oder
Überspulen von Werbeblöcken verhindert, nicht. Allerdings werden
"HD+"-Smartcards laut SES-Ankündigung erst ab dem 3. Quartal 2009
einzeln verkauft, bis dahin muss also ein zertifiziertes Gerät
erworben werden, um in den Besitz der Karte zu gelangen.
Unbestätigt sind Berichte einzelner Benutzer, die behaupten, der
Empfang von RTL-HD und Vox-HD sei über modifizierte "Hacker-CAMs"
ohne gültige "HD+"-Smartcard möglich. Eine solche Umgehung stellt
zugleich eine Straftat dar.
Technisches Schlupfloch ausgenutzt - bislang keine Reaktion von SES
Astra
Dass aus Kompatibilitätserwägungen die Abschottung der
"HD+"-Plattform nicht frei von potenziellen Angriffspunkten ist,
hatte sich bereits abgezeichnet, nachdem SES Astra sogenannte
Legacy-Module für die Nachrüstung bestehender CI-Receiver in
Aussicht gestellt hatte. Auch das Ende Oktober für den
Humax-Receiver HD-Fox bereitgestellte Firmware-Update deutete
technische Schlupflöcher an, weil auch hier lediglich eine
Neuprogrammierung der Intelligenz des grundsätzlich nicht
CI-Plus-tauglichen Kartenlesers erfolgt.
Abzuwarten bleibt, wie die SES-Tochter HD Plus GmbH auf die
Sicherheitslücke reagiert. Eine Anfrage der SAT+KABEL an den
Plattformbetreiber läuft. In seinen Allgemeinen
Geschäftsbedingungen wird auf die Möglichkeit verwiesen, die "HD+
Karte ausschließlich in Verbindung mit einem ihr zugeordneten
Digitalempfänger" verwendbar zu machen.
Denkbar ist, dass diese bislang nicht praktizierte Verheiratung
("Pairing") als Folge des aufgetretenen Lecks künftig aktiviert
wird. Der Einsatz in einer Dreambox ließe sich dann aber allenfalls
verhindern, wenn die Karte zuvor in einem zertifizierten Receiver
eingeschoben war.