Zitat:
Zitat von "Belphegor"
Dr. Henry "Indiana" Jones Jr., Prof. Dr. Henry Jones, Dr.
Marcus Brody und Sallah ritten am 14.09.1989 in den Sonnenuntergang
und kamen nie wieder. Ende der Geschichte.

Indiana Jones ... ein Mann ... eine Figur ... eine Legende für
Abermillionen von Fans auf diesem Planeten. Eine Ikone so groß wie
Luke Skywalker, der T-800 oder John McClaine. Und was haben alle
diese Ikonen gemeinsam? Die Rolle ist so dermaßen stark mit dem
Schauspieler verbunden das niemand anderes sie spielen kann und
diese Figuren nicht einfach wie in einem James Bond-Franchise
ausgetauscht werden können. Und ich Danke allen Mächten dieser Welt
das diese Idee mit der "Staffelübergabe" an seinen Sohn in 2008
grandios scheiterte und wir jetzt keine ShiaLaBeof Trilogie oder in
der Art sowas haben. Allerdings war
Der letzte
Kreuzzug zu erfolgreich als das man Indiana Jones einfach
nur in Romanen, Comics und Videospielen weiterleben lassen konnte.
Und so entstand recht zügig nach dem dritten Teil die Idee einer
weiteren Fortsetzung die allerdings satte 19 Jahre auf sich warten
ließ. Daran konnte auch eine zwischenzeitliche Serie nicht viel
ändern. Wie aber die Geschichte um dieses viel zu späte Sequel
ausging wissen wir alle und man dachte das damit das Kapitel
Indiana Jones ein für alle Male geschlossen werden würde. Mit der
Übernahme von Lucasfilm durch Disney im Jahr 2013 war aber klar das
eine weitere "Gralsschändung" nur eine Frage der Zeit werden
dürfte. Und trotzdem vergingen nochmals 10 Jahre und nun haben wir
ihn: den "One Last Ride" des Indy-Franchsies - hoffentlich.
Tja ich weiß gar nicht so recht wie ich an diesen Film rangehen
soll. Als ein riesen Fan der einzigartigen Trilogie bin ich auch
der größte Kritiker der Sachen die danach kamen. Bewerte ich diesen
Film nach den Maßstäben meines 8-jährigen Ichs der irgendwann um
den Zeitraum 1990 zum ersten Mal die Indiana Jones Film zu Gesicht
bekam oder bin ich so fair und bewerte den Film anhand der
nüchternen Fakten eines Films im Jahr 2023 als "normaler
Zuschauer"? Würde ich es anhand meines 8-jährigen Ichs machen würde
jetzt ein Vollveriss runterschrieben werden - denn es dürfte keine
große Überraschung sein das auch dieser Film bei weitem nicht an
die Originale heranreicht. Von daher werde ich es jetzt sehr
nüchtern machen so wie ich auch in den Film gegangen bin. Wie immer
gilt
Wer NICHTS wissen
möchte muss über diesen Beitrag hinweggehen. Auf Dinge aus dem
Trailer gehe ich explizit ein und natürlich gibts Spoiler. Ich
werde den Film aber NICHT kaputt Spoilern und auch
das Finale nicht verraten was glückerlichweise komplett vom
Markting ignoriert wurde und somit eine echte Überrachung
darstellt!
Die ersten mehr als 20 Minuten des Film spielen
SPOILER! Inhalt
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im Jahr 1944 in der Nacht als Nazi-Deutschland
besiegt wird. Wir sehen sowohl einen verjüngten Harrison Ford als
Indy als auch einen verjüngten Mads Mikkelsen als Jürgen
Voller.
Dieses Opening ist deutlich deutlich deutlich besser als in dem
2008er Film aber ich kann mir nicht vorstellen das es jemals als so
ikonisch angesehen wird wie das "Golden Idol"-,
"Nurhaci"- oder "Kreuz von Coronado"-Opening. Und gerade diesen
ikonischen Anfängen muss sich natürlich auch dieser Film stellen.
Trotzdem hat James Mangold aus dem vorherigen Vollflopp
gelernt und bringt KEINE CGI-Erdmännchen vor CGI-Kühlschränken wo
im Hintergrund ein CGI-Atompilz sich grad aufbaut. Will heißen:
dieser asoziale Slapstick des Vorgängers ist draußen und ganz im
Gegenteil, das Opening ist verdammt ernst. Leider wurde dieses
durch die komplette Kameraarbeit und Filtern verhunzt. Der Film ist
viel zu dunkel abgemischt und da das Opening komplett bei Nacht
spielt kann man vieles nicht richtig erkennen. Dazu sind die
Actionszenen im Opening viel zu schnell geschnitten. Eine
Eigenschaft über die wir in 2023er Blockbusterfilmen eigentlich
hinweg waren. Hier haben wir wieder den Mumpitz der "zu nahen
Wackelcam". Schrecklich. Trotzdem macht das Opening Laune und nach
der letzten Szene hatte ich echt Bock mit diesem Indy jetzt nen
ganzen Film zu schauen. Das Problem daran: Harrison Ford ist nicht
mehr 44 Jahre sondern wird in wenigen Tagen 81 Jahre alt werden.
Aber ohne zu übertreiben das Deaging in den ersten 20 Minuten kann
ich nur als perfekt bezeichnen und irgendwo in einem
Paralleluniversum muss doch jetzt ein Indy-Film existieren der die
komplette Laufzeit damit gedreht wurde. Wer weiß vielleicht sind
wir in wenigen Jahren mit AI soweit sowas machen zu können. Das ist
auf jeden Fall besser als alle aktuellen Alternativen...
... denn die sieht so aus das wir nach dem Opening nun im Jahr 1969
sind und einen alten Greis als Indy sehen. Hier merkt man einfach
das der Rollen-Indy abermals viel zu jung gegenüber Harrison Ford
ist. Und ab da an macht der Film auch keinen wirklichen Spaß mehr
weil diese ikonische Rolle es einfach nicht verdient hat so
behandelt zu werden. Die ganze "Rentenszene" tut einem Fan im
Herzen weh. Insgesamt was nach all den Jahren aus Indy geworden
ist. Wo er unterricht, wie er lebt. Später erfahren wir von einigen
Schicksalsschlägen. Trotzdem tut es weh Indy so leben zu sehen. Er
wird dann mehr oder weniger in die Handlung geworfen und dachte ich
anfangs noch das seine Patentochter doch gar nicht schlecht ist,
wird es mit fortschreitender Filmdauer immer schlimmer. Zum einen
wird mehr und mehr Fokus auf sie gelegt was ich einfach nicht sehen
will. Zum anderen ist sie so dermaßen eingebildet, von sich
überzeugt und lässt das auch noch in einer dermaßen überheblichen
Art raushängen das es einfach nur ankotzt. An Antipahtie kaum zu
überbieten. Und man merkt deutlich das sie den Actionpart
übernehmen musste da ein Harrison Ford dann wohl doch zu alt für
die wirklichen Actionszenen ist. Sein Part besteht über weite Teile
des Films einfach nur aus "da zu sein" und immer mal wieder ne
heroische Kameraenstellung herzugeben. Fast noch schrecklicher als
die Patentochter ist dann dieser krude Sidekick von ihr. Boh ging
mir das Kind auf den Sack. Und beide haben so eine dermaßen miese
Motivation das man heulen möchte. Man merkt deutlich das Harrison
Ford immer wieder in Szenen retten will was geht aber er ist
mittlerweile nun mal auch stark limitiert. Besonders wenn er solch
zwei Charaktere an seiner Seite hat.
Trotzdem habe ich versucht Freude an der Schnitzeljagd zu haben wo
auch mit die besten Szenen zu sehen sind. Leider wird alles immer
viel zu schnell erkannt und geknackt. Das fällt besonders in der
Höhle von Dionysus auf wo ich mir echt dachte: wie sind die denn
jetzt so schnell DARAUF gekommen. Es ist ein sehr faules Drehbuch.
Ja es funktioniert für den Filmfortschritt aber zeigt deutlich die
Schwäche des Films des berühmten "abhaken von Boxen". Wir müssen
das und das drin haben. Check. Wie es umgesetzt ist? Egal. Was mir
zum Beispiel auch nicht so wirklich gefiel:
SPOILER! Inhalt
einblenden
In allen anderen Teilen muss Indy gegen eine
Armee kämpfen. Nazi-Armeen, Thuggee-Armee oder Russenarmee. Es war
immer eine Übermacht. Hier sind es über weite Strecken nur ein paar
Handlanger zusammen mit Mads Mikkelsen. Das erinnert eher an
Die Goonies, Kindergartencop oder
96 Hours wo auch nur ein paar Handlanger die
Antagonisten repräsentierten.
Immerhin sind die Szenen mit Mads Mikkelsen als bösen Nazi-Schurken
geil und er schafft es sich in die Belloq, Mola Ram und Walter
Donovan Riege einzureihen. Etwas das eine Cate Blanchett nie
schaffte. Man merkt aber auch das er in diesem Film stark
unterfordert ist und James Mangold bei weitem nicht das aus ihm
rauskriegt was zum Beispiel ein Martin Campbell in 2006 schaffte.
Cineasten wissen von welcher Rolle ich spreche. Und spätestens seit
Hannibal wissen wir alle was der Mann kann.
Nun aber mal zu den Audiovisuellen Erlebnissen. Der Film sieht gut
aus! Ja nochmal ihr habt richtig gelesen: der Film sieht gut aus!
Bis auf die handwerklichen Mängel im Opening haben sie echt
brauchbare Arbeit geleistet. Dort wo Kulissen eingesetzt wurden
sieht es mit am besten aus. Aber auch beim CGI wurde nochmal Hand
angelegt und die schrecklichen Szenen aus dem Trailer (Paradeszene
und Pferd/U-Bahn-Szene) sehen im fertigen Film anders aus. Der
ganze Filter ist ein anderer. Es wirkt nicht mehr künstlich und vor
allem nicht so billig. Nichts desto trotz ist die U-Bahn Szene
driss. Aber sie ist zum Glück auch sehr kurz. Und ich hatte ja
wegen den CGI-Effekten echt Angst. Hier hat das zuständige
Department aber die wahrscheinlich angeordneten Überstunden gut
investiert. Ähnlich wie halt das Deaging wirklich wirklich gut
aussieht. Einzig die viel zu lang geratene Verfolgungsjagt mit dem
TukTuk in Tanger sieht nicht ganz so gut aus. Aber diese fand ich
insgesamt sehr ermüdend. Am schönsten fand ich aber das
praktische Set in der Höhle auf Sizilien. Warum nicht den ganzen
Film so machen? Praktische Sets sehen einfach soooooo gut aus.
Dagegen haben wir dann einen Stilbruch in der Landkarte wo man ja
immer sieht wohin Indy grad reist. Wer die Idee hatte diese auf
2023er Niveau aufzupimpen gehört gefeuert. Warum hier nicht
Fanservice liefern und einfach nur die klassische Landkarte
verwenden?
Apropos Fanservice: ja es gibt x Anspielungen im Film. Mal durch
Fotos und Bilder, mal durch Charaktere oder sogar Szenen (Stichwort
Insekten). Natürlich ist es schön diese Personen nochmal zu sehen
aber so wirklich gebraucht hätte es diese nicht. Grad der
überflüssige Cameo am Ende. Bei beiden Charateren die ich meine
merkt man halt auch das sie einfach nur da sind aber man nicht so
wirklich wusste was man mit ihnen machen sollte. Dann bleibt doch
bitte lieber bei Bildern als Hommages.
Auch gehe ich davon aus das wir hier ein letztes Mal John Williams
am Werk hören werden der natürlich seinen ikonischen Score durch
den Film trägt. Herrlich und über alle Zweifel erhaben.
Fazit:
Tja wie bewerte ich den Film nun? Man kann mit dem Film Spaß haben
wenn man nicht so sehr an der Trilogie hängt. Gebraucht hätte es
den Film aber auf keinen Fall und das Abenteuer das wir am Ende
erleben ist eher Content statt Vision. Spielberg hatte damals
eine Vision und nicht umsonst wurde seine Trilogie zu Meisterwerken
die in jeder Aufzählung der besten Filme aller Zeiten dabei sind.
2008 konnte er da schon nicht mehr anknüpfen und auch James Mangold
hat hier kein Meisterwerk oder nen Klassiker für Dekaden
erschaffen. Es ist eine Auftragsarbeit aus dem Hause Disney, so
wurde daran gearbeitet und so ist der fertige Film am Ende auch
geworden. Als Fan blutet mir das Herz was sie aus Indy
grundsätzlich gemacht haben ABER es ist immerhin ein besserer
Abschluss als der grottenschlechte Vorgänger. Und wenn man sich das
Ende anschaut ist es ein Abschluss und bleibt es hoffentlich auch
endgültig.
Indy-Fans müssen sich natürlich das Werk anschauen werden aber
zwangsläufig enttäuscht. Action- und Abenteuerfans ohne so eine
tiefe Zuneigung zum Charakter kriegen aber einen sehr soliden Film
der mit 2,5 Stunden zwar sehr lang ist und leider auch die eine
oder andere Länge drin hat (nicht nur die zu lange Verfolgungsjagt)
aber unterhalten werden und das Artefakt um das es geht ist schon
irgendwie geil. Zumal man dieses im Mainstream so gar nicht kennt
und immerhin haben wir nun wieder ein Artefakt was in Teil 4 ja
vollkommen fehlte. Das Finale ist ein wenig drüber und wird wohl
nicht jedem gefallen. Ich kann damit gut leben und in Bezug auf das
Artefakt will man ja auch sehen ob es wirklich wahr ist und
funktionieren kann. Was ich allerdings nicht glaube das dieser Film
ein neues Publikum anziehen wird oder ein richtig großer Hit werden
wird. Aktuell floppen alle größeren Filme und die Konkurrenz die
nun kommt wird zu stark sein. Wenn ich mir die Actionszenen
im
M:I 7 Trailer so anschaue, dann
werden diese wahrscheinlich besser als in Indy sein. Und wer nen
storytechnischen Genuss haben möchte der wartet auf
Oppenheimer. Indy wird aus den großen Sälen sehr
schnell verschwinden und nur in den nächsten 14 Tagen sein Einspiel
generieren können. Warum Paramount mit
Das
Rad des Schicksals und
M:I 7 aber
zwei Filme aus dem selben Genre (Action) gegeneinander antreten
lässt verstehe ich überhaupt nicht. Ja wahrscheinlich überlappen
jetzt Filme wegen Coronaverschiebungen. Aber zwei sehr gleiche
Filme aus dem selben Haus innerhalb von zwei Wochen? Das hätte man
anders lösen können.
Von mir gibts wirklich überaus gut gemeinte und
überraschende
7,5 von 10 Speeren des Schicksals (als Cineast)
Als reiner Indy-Fan ist es schwerlich zu akzeptieren das es ein
anderes Ende als den Ritt in den Sonnenuntergang geben soll.
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists
