TEST:
Wolfenstein
Vor acht Jahren habt ihr zuletzt in „Return to Wolfenstein“ als
B.J. Blazkowicz die Weltherrschaftspläne der Nazis durchkreuzt. Die
Typen wollten durch die Reanimierung einer Zombie-Armee das
Kriegsgeschehen zu ihren Gunsten beeinflussen. Kennt man ja alles.
B.J. erledigte die Höllenbrut quasi im Alleingang, doch jetzt muckt
das WWII-Deutschland erneut auf.
Voll normal bis übernatürlich
Die ersten Spielminuten laufen ausgesprochen konventionell ab. Ihr
ballert euch durch einen Bahnhof voller Wehrmachtssoldaten. Gerade
wenn man sich fragt, wo das übernatürliche Gruselelement der Serie
bleibt, werdet Ihr mit einem Schlag damit konfrontiert. Ein Zug
explodiert, die Erdanziehung scheint außer Kraft gesetzt,
verängstigte Soldaten schweben herum und feuern panisch um sich.
Auch Ihr habt mit den veränderten Naturgesetzen zu kämpfen, was die
Flucht nicht gerade erleichtert.
Offene Oberwelt
Nach dem spektakulären Einstieg konfrontiert euch das Spiel mit
einer interessanten Neuerung. In dem kriegsgebeutelten Ort
Isenstadt könnt Ihr euch frei durch die Gassen bewegen, Händler und
Fraktionen aufsuchen. Viele Areale sind sofort erreichbar, einige
öffnen sich erst ab der Mitte des Spiels.
Aufträge erhält man in den Safehouses der Widerstandsbewegungen.
Die nennen sich „Kreisauer Kreis“ und „Goldener Morgen“. Die
meisten dieser Missionen finden in separaten Locations mit
klassischer Shooter-Struktur statt. Das Open-World-Konzept ist
somit auf Isenstadt beschränkt.
Für Abwechslung gesorgt
Mal müsst Ihr Kriegsgefangene befreien, dann einen Bauernhof
auskundschaften, Ausgrabungsstätten „säubern“ oder dem perversen
Treiben im Krankenhaus ein Ende setzen. Cool ist, dass euch fast
jede Mission mit einem anderen Setting konfrontiert und das
Level-Design durchgehend motiviert. Die angestaubte Grafik-Engine
trübt jedoch die Atmosphäre. Das Spiel sieht zwar zu keiner Zeit
schlecht aus, aber etwas detailreicher hätte das Ganze schon sein
dürfen.
Okkultes Geballer
Schon früh erfahrt Ihr, dass die Deutschen den so genannten
„Schleier“ entdeckt haben. Quasi eine andere Dimension, in der die
mysteriöse Energiequelle »Schwarze Sonne« verborgen ist. Warum das
Ding kriegsentscheidend ist, erfahrt ihr im weiteren Verlauf der
Geschichte.
Ihr macht euch die schräge Kraft aber ebenfalls zunutze. Auf
Knopfdruck enttarnt man magische Tore und Schwachstellen der
Feinde, verlangsamt das Spielgeschehen, erhöht die
Durchschlagskraft der Projektile oder aktiviert ein magisches
Schild.
Leichenfaust 44 & Co
Der „Schleier“ beeinflusst zudem B.Js Waffenarsenal. Während ihr
Anfangs noch mit altmodischem Gerät hantiert, kommen irgendwann
übernatürliche Partikelkanonen, Blitzwerfer und die brachiale
Leichenfaust 44 ins Spiel.
Damit verpuffen komplette Kompanien im Handumdrehen. Nett, dass ein
Upgrade-System für die Verbesserung von Fähigkeiten und Ausrüstung
sorgt. Das ist bitter nötig, denn eure Gegner werden mächtiger und
spätestens bei den Boss-Kämpfen gilt es alle Register zu
ziehen.
Gemischte Gefühle
Das Spiel setzt eher auf klassische Shooter-Tugenden, doch
einfallslos ist Wolfenstein deshalb noch lange nicht. Die rund
neunstündige Singleplayer-Kampagne hielt uns mit schnörkelloser
Action bis zum Schluss bei Laune. Der Mehrspieler-Modus ist O.K.,
wirkt aber wie von der Stange. Frischen Ideen sucht ihr vergebens.
Insgesamt stellt die Ballerei keine Revolution, aber doch zumindest
ein grundsolides Spiel dar.
Wertung: 8.0 von 10.0
Klassischer Shooter mit starkem Leveldesign, aber altbackener Optik
und schwachbrüstigen Multiplayer-Angebot. Dafür ist der
Einspieler-Modus gelungen, was uns nach längerer Überlegung dazu
gebracht hat, trotzdem eine 8.0 statt 7.5 zu geben.
System: PS3
Genre: Ego-Shooter
Anzahl Spieler: 1, 2 bis 12
Termin: erhältlich
USK: ab 18 Jahren
Entwickler: Raven Software
Vertrieb: Activision Blizzard
offizielle Homepage: http://de.wolfenstein.com
Quelle:
www.play3.de