Episode 4
Dreizehn Monate nach dem Mord versuchen die Millers, wieder etwas
Normalität in ihren Alltag zu bringen, während Jamie auf seinen
Prozess wartet. An Eddies (Stephen Graham) 50. Geburtstag wird sein
Lieferwagen von Teenagern mit Graffiti besprüht, was seine ohnehin
angespannte Stimmung weiter verschärft. Nach einem belastenden
Moment im Baumarkt und einer wütenden Konfrontation mit den
Jugendlichen erfährt er auf der Heimfahrt, dass Jamie sich schuldig
bekennen will. Zuhause reflektieren Eddie und Manda (Christine
Tremarco) ihre mögliche Mitschuld an Jamies Entwicklung, und Eddie
bricht schliesslich in Jamies leerem Zimmer emotional
zusammen.
Eine sehr emotionale letzte Folge, die stellenweise vielleicht
etwas in die Länge gezogen wirkte, mich aber dennoch voll erreicht
und am Ende sogar zu Tränen gerührt hat. Besonders Stephen Graham
überzeugt hier mit einer beeindruckenden Bandbreite, er pendelt
mühelos zwischen guter Laune, Ratlosigkeit, Nachdenklichkeit,
Aggression und einem tiefgreifenden emotionalen Zusammenbruch. Die
Auswirkungen eines solchen Ereignisses auf die Familie wurden zwar
schon in anderen Filmen und Serien thematisiert, wirken hier jedoch
durch die Inszenierung besonders authentisch und frisch, eine
generelle Stärke der Serie. Zwischen den Zeilen lässt sich auch
interpretieren, dass das Verhalten des Vaters möglicherweise
Einfluss auf Jamies Entwicklung hatte. Am Ende der Episode blieb
bei mir ein Gefühl der Leere zurück, da ich gerne gesehen hätte,
wie die Geschichte vollständig ausgeht, doch vermutlich war genau
dieses offene Ende von den Machern beabsichtigt und in diesem
Kontext funktioniert es sehr gut.
9/10
Insgesamt war diese Miniserie für mich eine herausragende
Produktion, die sowohl durch ihre mutige One-Shot-Inszenierung als
auch durch den exzellenten Cast überzeugt. Die Story war fesselnd,
vielschichtig und emotional intensiv, für mich eine echte
Achterbahnfahrt. Von mir gibt es dafür eine starke
9.5/10.

LG, Raffi
Letterboxd: VincentVega84