Habe den Film unter der Woche doch noch im Kino sehen können. Ich
bin sehr froh darüber, denn ich denke, dass
September 5 in
der Abgeschlossenheit des Kinosaals einfach noch besser seine
Wirkung entfaltet als in jedem Wohnzimmer. Es ist meisterhaft
umgesetzt, wie die Spannung im ABC-Senderaum immer weiter ansteigt,
je weiter die Lage im Olympischen Dorf eskaliert. Man spürt
regelrecht, wie die Luft schwerer, die Gerüche schneidender und die
Anspannung sowie Erschöpfung aller Beteiligten größer werden.
Zwei Dinge halte ich für besonders markant und rechne sie dem Film
hoch an: Zum einen ist das die Zeit, die er sich nimmt, bis wir als
Zuschauer die Terroristen leinwandfüllend zu Gesicht bekommen. Man
ist quasi genau in derselben Position wie die Crew im Senderaum.
Zweitens ist das Gefühl des Mitfieberns da - vergeblich, wie wohl
jeder weiß, der sich diesen Film ansieht. Umso härter ist der
Effekt jedoch, wenn die Erleichterung über die Meldung der
geglückten Befreiung schließlich der niederschmetternden Realität
weicht.
Ich habe gelesen, dass manche Kinogänger den Film dafür kritisiert
haben, dass man zu wenig über die Opfer des Terroranschlags erfährt
und dass die Diskussion zwischen den "Chefs vom Dienst" darüber, ob
man mit dem eigenen Tun evtl. die Rettung der Geiseln vereitelt und
den Attentätern mit der Live-Berichterstattung in die Karte spielt,
zu kurz käme. Zumindest dem ersten Punkt würde ich widersprechen,
weil es nicht Kern der Story ist. Das moralische Dilemma hingegen
ist tatsächlich etwas kurz geraten. Ich würde es trotzdem nicht als
Kritikpunkt anführen, weil damit ein wunderbarer Einstieg für
eigenes Nachdenken und Diskutieren geschaffen ist.
Fazit: Wer noch die Möglichkeit hat, sollte sich
September
5 unbedingt im Kino ansehen. Es ist ein beeindruckendes
Kammerspiel mit exzellenten Schauspielern, tollem Ton und super
Kamera. 9/10
p.s.: Leider nicht mehr in der Mediathek, aber sicherlich
irgendwann in der Wiederholung oder auf YouTube:
Tod und Spiele - München
'72, als Doku-Empfehlung zur Vertiefung.