Verwunderung! Nein. Geschockt? Nein auch irgendwie nicht.
Überrascht. Ich glaube das ist das Wort was ich suche um diesen
Film mit einem Wort zu beschreiben. Aber fangen wir mal vorne an.
Als 2017 die fünfte und überaus starbesetzte
Mord im
Orientexpress-Verfilmung in die Kinos kam war ich Feuer
und Flamme. Cast, Setting, Schauspiel, Ausstattung, Effekte und vor
allem das Drehbuch stimmten einfach. Mittlerweile habe ich den Film
bereits dreimal gesehen und habe immer noch Spaß mit dem Streifen
trotz das man die Lösung kennt (klarer 9 von 10 Punkte Film).
Kommerziell war der Film ein großer Erfolg (55 $ Mio. + Marketing
Budget ggü. 353 Mio. $ Boxoffice). Im letzten Jahr kam dann endlich
die bereits 2017 im Film angeteaserte Fortsetzung
Tod auf
dem Nil, der in allem ein ticken schlechter war. Der Cast
kam bei weitem nicht an den Erstling ran. Das Drehbuch mit großen
Plotholes und Augendrehmomenten und vor allem die grottenschlechten
CGI-Effekte wurden zu recht kritisiert. Kommerziell für
mittlerweile 20th Century Studios und damit ein Disney ein Disaster
(100 Mio. $ + Marketing Budget ggü. 137 Mio. $ Boxoffice). Trotzdem
schnitt der Film bei mir persönlich etwas besser ab als bei Presse
und Publikum (nur noch 6 von 10 Punkte von mir). Trotzdem kann ich
dem Film etwas abgewinnen auch wenn ich qualitativ im direkten
Vergleich zu
Teil 1 massiv enttäuscht war.
Umso überraschter war ich als (für mich) aus dem Nichts schon 2023
ein weiterer Film rund um Hercule Poirot angekündigt wurde. Leider
haben mich die komplette Marketingkampagne und auch Woke-Disney's
2023 Endspiel so dermaßen abgeschreckt das ich kein Kinoticket
gezogen habe und den Konzern so nicht unterstützen wollte.
Mittlerweile bei Disney+ verfügbar wo ich aktuell immer noch
vollkommen rausgeworfene 3 € pro Monat zahle, habe ich gestern
Disney dann doch diesen Klick innerhalb des
Streaming-Release-Zeitraums geschenkt. Allerdings bin ich mit einer
absolut niedrigen Erwartungshaltung dran gegangen was im ersten
Drittel des Films auch komplett bestätigt wurde. Was ich überhaupt
nicht verstehe ist wie es Kenneth Branagh als Regisseur schafft von
Teil zu Teil einen schlechteren Film abzuliefern. Liegt es an ihm
selbst oder hat er keine kreative Kontrolle mehr?
Wir befinden uns nun im Jahr 1947 und der weltgrößte Detektiv
Herkules Poirot hat sich in Venedig zur Ruhe gesetzt. Wirklich viel
Zeit nimmt sich der Film nicht um dieses Setting einzuführen. Schon
nach wenigen Minuten / Szenen wird er von einer alten Freundin
"heimgesucht" (obwohl er einen Leibwächter hat der sonstige
Besucher und Menschen die was von ihm wollen abwehrt) und direkt
eine Szene später nimmt er gegen seine persönliche Einstellung und
seinen Willen den Besuch einer Séance an. Unter woke Aspekten kann
man hier schon direkt eine Männerdiskriminierung sehen, da der
größte Detektiv aller Zeiten nicht Herr über sich selbst ist (alter
weißer Mann und so ...). Ein Stilbruch der eklatant zu seinem
Auftreten in den Vorgängern ist und den Film sofort zerstört. Es
geht dann direkt mit der Séance weiter, die restlichen Charaktere
der Party werden eingeführt und die nächsten woke diskriminierenden
Klischees werden abgearbeitet. Männer werden als weichlich
dargestellt (z.B. unser dominanter Jamie Dornan ist ein gebrochener
Soldat mit PTBS) und die Frauen sind stark und von der Screentime
auch überrepräsentant, was darin gipfelt das Poirot komplett in den
Hintergrund verschwindet. Auch wurde stark auf Quote geachtet. Das
ungarische Geschwisterpärchen (Mädel = kaukasisch, Junge = arabisch
braun

) ist das Paradebeispiel.
Hat Triton hier wieder in verschiedenen Meeren rumgepimpert?
Immerhin sind sie nur Beiwerk. Was dann schon mehr ins Gewicht
fällt das zum Beispiel in einem kurzen Sekundenschnitt eine
schwarze Nonne gezeigt wird. Im Jahr 1947 in Venedig. Trägt null
zum Worldbuidling bei, stört weil unpassend und hauptsache Agenda
konform. Jaaaaaaaa. Dazu fällt mir nur ein:
Zwei mal drei macht vier,
widewidewitt und drei macht neune,
ich mach mir die Welt,
widewide wie sie mir gefällt.
Am ehesten stielt Michelle Yeoh mit ihrem doch recht kurzen
Auftritt allen anderen die Show. Auch sie als Asiatin passt nicht
ins Setting aber hier gebe ich Credits da man mit ihr einfach ein
exotisches Medium wählte. Das ist zumindest besser erklärbar als
die schwarze Nonne. Wir sind nun bei ca. 30-40 Minuten des Films
angekommen als der obligatorische Mord passiert und ab hier geht
der Film in eine andere Richtung. Ein abermaliger Stilbruch der als
störend empfunden wird ABER zumindest einige woke Aspekte
abschwächt bzw. der Film nun zu einem "normalen" Film wird dem man
durch eine Story folgen kann. Die Frauen treten in den Hintergrund,
der Titelheld darf nun wieder Held sein (was so gar nicht passt
weil er nun mal ganz anders eingeführt und für 30 Minuten behandelt
wurde) und auch die Woke Disney-Agenda hat ab jetzt kaum noch
Relevanz. Zum Beispiel keine gekünstelt schwarzen Nonnen per
Umschnitt mehr. Die einzig Szene die noch verstörend ist, ist die
kurz vor dem Mord als unser Titelheld das Frauengewand (gegen
seinen Willen) angelegt bekommt und Kenneth Branagh als gestandener
und maskuliner Mann natürlich sehr transig aussieht und wieder
gegen einen Willen eine Tat begeht (Apfelfischen). Da wären wir bei
den schlimmen Drehbuch Faux Pas' die sich mittlerweile quer durch
Hollywood durchziehen. Man hat teilweise das Gefühl das Autoren
nicht mehr normal schreiben können. Wenn man dann über die
abermalige Charakterwandlung unseres Helden hinwegsieht (sofort und
ohne umschweife aus dem Ruhestand raus anstatt einfach nur die
Polizei zu rufen) beginnt das Kammerspiel mit der Whodunit
Aufklärung des Mörders. Diese Passage gefiel mir dann um einiges
besser auch wenn die Erklärung am Ende faul und langweilig ist und
auf keinen Fall an den Twist von
Mord im
Orientexpress rankommt.
Der Cast. Kenneth Branagh wird kaum Zeit eingeräumt um wirklich zu
brillieren. Anfangs wird er von den Autoren kaputt geschrieben.
Während der Aufklärungsphase teilweise auch noch stümperhaft
dargestellt und am Ende kriegt man zumindest eine Erklärung warum
er teilweise so desillusioniert ist. Trotzdem sieht man kaum den
weltbesten Detektiv durchscheinen und viele Sätze von ihm sind
einfach langweilige Phrasen. Michelle Yeoh stielt allen durch ihre
Präsenz die Show, ist aber nicht wirklich lange zu sehen. Wenn man
sich die Trailer so anschaut kann man teilweise von
Produktschwindel sprechen. Hier wird mehr mit ihrem Namen geworben
als das was dann der fertige Film zu halten vermag.
Expendables 4 lässt grüßen. Jamie
Dornan ist wegen dem kaputten Drehbuch ein Totalausfall. Tina Fey
und Kelly Reilly sind unsympathisch as hell. Die Quoten Ungarn'
nicht der Rede wert. Auch der Leibwächter und ehemalige Polizist
kann nicht wirklich Abwechslung oder Charisma in das Ensemble
bringen. Am interessantesten ist tatsächlich noch das neunmalkluge
und super nervige Kind was aber wirklich etwas Abwechslung und
Würze reinbringt. Vollkommen verrückt. Nein also wer eine Ensemble
Show wie im Erstling erwartet wird hier bitterböse enttäuscht
werden.
Kommen wir zu den Effekten. Junge Junge Junge. Da sucht man sich
schon so einen schönen Ort wie Venedig aus und es werden einige
wenige Außenaufnahmen gemacht und teilweise richtig schlecht per
CGI bearbeitet. Gerade in den Totalen sieht das aus wie eine
CGI-Matsche. Achtet beim Regen zum Beispiel drauf. Schrecklich.
Zudem spielt dann die komplette Handlung nur in einem Haus
(Palazzo) was natürlich als Kulisse in einem Studio gemacht wurde.
Eine "Jagd durch Venedig" findet nur im Titel des Films statt.
Gerade im Abspann wo per Helikopter nochmal über Venedig geschwenkt
wird merkt man einfach wie viel mehr der Film hätte sein können
wenn man wirklich eine Jagd durch die engen Gassen gemacht hätte.
Ja da Budget wurde im Vergleich zu
Teil 2 wieder
massiv zurückgefahren (60 Mio. $ + Marketing ggü. 122 Mio. $
Boxoffice = ebenfalls ein 2023 Disney-Flop) und wenn man dafür
keine vernünftigen CGI-Effekte bekommt, dann macht es doch
klassisch mit dem Regen. Ich meine auf dem Balkongarten wurde ja
auch echtes Wasser genommen. Warum dann so eine total dämliche
Totale mit CGI-Regen noch reinnehmen? Ach ja und bevor ich es
vergesse: was sollten denn die teilweise iditotischen Kamerfahrten
mitten im Film? Wenn das als Stilmittel für
Spoiler der vieles aufklärt
SPOILER! Inhalt
einblenden
die Vergiftung
herhalten sollte, dann aber mal gute Nacht. Das hätte man anders
lösen müssen. Zumal es so willkürlich passiert. Also genau die
gleiche Kritik wie beim CGI: unpassend und daher hätte man es
direkt sein lassen sollen da es den Film schlechter anstatt besser
macht.
Fazit:
Ich kenne die Vorlage
Die
Schneewitchen-Party aka
Hallowe'en
Party nicht. Beim überfliegen der Synopsis fällt aber auf
das wirklich nur ein kleiner Teil aus der Vorlage übernommen wurde
und alles andere (wie auch der Ort Venedig) neu dazugedichtet
wurde. Ich kann jetzt nicht sagen wie divers das Buch aus 1969 ist
und ob die dortigen Charaktere bunt wie sonst was sind. Ich gehe
aber davon aus das dem nicht so ist. Somit macht die Woke-Agenda
den Film direkt zu Beginn kaputt und es ist schwierig den Film mit
all seinen Fehlern noch ernst zu nehmen. In der zweiten Hälfte wird
immerhin dieser Agenda-Quatsch zurückgefahren (das ist der Grund
warum ich vom Film, wie eingangs geschrieben, überrascht bin) aber
wirkliche Spannung, Sympathie zu den Charakteren, ja sogar zu
unserem Helden kommt nicht mehr auf. Auch weil die Schauspieler
teilweise gelangweilt ihre Charaktere runterspielen. Das ganze Ding
sollte wegen der Handlung gruseliger als die Vorgänger werden. Hier
ist gar nichts gruselig oder mysteriös. Die Aufklärung ist
erschreckend blass, langweilig und kurz geraten und Action kommt in
dem Film an sich gar nicht vor. Zudem wird ein gutes Setting durch
CGI und 90 % Innendrehs kaputt gemacht. Immerhin hat der Film bei
103 Minuten keine großen Längen (was ja noch schlimmer wäre) aber
wirklich unterhalten tut er auch nicht. Wer den Erstling liebt wird
hier bitterböse enttäuscht werden und auch den schon schlechteren
Teil 2 unterbietet dieser Film deutlich. Ich bin
nach dem Teil der Meinung das keine weiteren Filme mehr rund um
Herkules Poirot aus dem Hause 20th Centry Studios kommen sollten
auch wenn es noch genügend Material zu verfilmen gäbe. Nach den von
Teil zu Teil Rückgängen im Boxoffice kann ich mir auch nicht
vorstellen das noch über einen vierten Teil aus der Kenneth
Branagh-Reihe nachgedacht wird. Für nen verregneten Sonntag wenn
sonst nichts anderes läuft und man ihn "kostenlos" in einem Abo
drin hat kann man sich den mal anschauen. Für mehr taugt es aber
nicht. Ich gebe noch gut gemeinte
4 von 10 Honiggläsern
Neu einführen werde ich nun in jeder meiner Bewertungen auch einen
WokeOrNot-Score damit man in etwa abschätzen kann wie schlimm die
Ideologie im Werk vertreten ist. Hollywood lässt mir hier keine
Wahl mehr und es gibt mittlerweile etliche Seiten die sich nur
dieser Problematik in Filmen widmen. Gerade bei Disney-Produktionen
ist dieser Score zur Einordnung essentiell!
Woke r' Not-Score: 60 %
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists
