Was? Noch keine Kritik zu dem Film hier? Los Leute geht mehr ins
Kino! Zumal dieser Streifen ein Fest für audiovisuelle Cineasten
ist. Man bekommt eine bitterböse Abrechnung mit dem Gebahren der
High Society in Form eines satirischen (Horror)Thrillers. Der
Trailer der die letzten Monate rauf und runter lief verrät zum
Glück nicht all zu viel und auch ich werde mich mit Spoilern zurück
halten. Grundsätzlich geht es darum das ein Potpourri aus reichen
Feinschmeckern ins Restaurant Hawthron reisen, welches auf einer
einsamen Insel steht. Geleitet wird es vom Maitre Slowik.
Phantastisch Ralph Finnes der nicht umsonst auch die Zahnpflege in
Roter Drache spielte. Was als exquisiter Abend
beginnt, dreht sich mit zunehmenden Gängen in eine gänzlich andere
Richtung und oh boy es wird crazy.
Optisch ist der ganze Film ein Augenschmaus. Das Hawthron und die
Speisen sind die eigentlichen Stars. Auch wenn ich mit der
Gourmetküche nichts anfangen kann, würde ich gerne mal in dieses
Restaurant gehen. Das Ambiente ist einfach toll. Zumal die Gänge
als ein einziges Gedicht erdacht sind und wenn dann ein Gast nach
Brot fragt und es ein deutliches Nein erhält weiß man das der Gast
hier nicht König ist, sondern Teil etwas Größerem. Getragen wird
der Film natürlich von dem tollen Schauspiel von Ralph Fiennes. Ich
kann mir niemand anderen in der Rolle vorstellen da er Genie und
Wahnsinn so perfekt beherrscht. Unterstützt wird er dabei von
seinen Köchen und man zuckt schon innerlich zusammen wenn er laut
in die Hände klatscht und es wie auf Kommando nur heißt "JA CHEF!".
Dazu ist der Film mit einem schönen Score untermalt der sich nicht
zu sehr in den Vordergrund rückt, die tollen Bilder und Ausstattung
aber sanft trägt.
Abstriche muss man dann leider in der Handlung machen, was sich der
Film aber bewusst ist. Spätestens bei der Aussage "niemand von
Ihnen hat wirklich versucht zu fliehen" weiß man das die
Drehbuchautoren wissen das das alles seeeeeeehr konstruiert daher
kommt und kein normaler Mensch das alles so über sich ergehen
lassen würde. Was ich damit meine? Das müsst ihr selber schon im
Kino sehen. Was ich auch etwas schade fand das die Motivation des
Ganzen nicht so ganz klar wird. Im letzten Drittel wird zwar
einiges in Bezug auf den Maitre angedeutet aber es bleibt dann doch
Raum für Spekulationen. Und auch der Background von Margot (Anya
Taylor-Joy bekannt aus
Last Night in Soho oder
The Northman) wird zwar angesprochen aber
nicht wirklich ausgeleuchtet, was einem in der letzten Szene klar
wird, wenn man nicht so genau weiß wie man mit ihrer Reaktion auf
dem Boot umgehen soll. Dafür hatte ich verflucht nochmal richtig
Bock auf nen guten Cheeseburger nach dem Film

Der zweite Kritikpunkt ist leider
die Figur des Tyler (Nicholas Hoult) von dem ich mir viel mehr
versprochen hatte und der in meinen Augen komplett verbraten wurde.
Anstelle eines exquisiten Schauspiels erleben wir dann doch nur
einen nervigen Fanboy dem man gar nicht so sehr folgen möchte und
dessen Screentime zum Glück auch eingeschränkt wurde.
Ihr seht ich bleibe extra im vagen weil der Film nur Spaß macht
wenn man wenig davon im Vorfeld weiß. Der Film geht teilweise doch
recht explizit ran und schockiert in der einen oder anderen Szenen
den Zuschauer genauso wie die Gäste. Das sind die Momente wo man
icht genau weiß ob man jetzt lachen woll weil es so satirisch
überdreht ist oder ob einem wirklich jetzt grad was flau im Magen
wird, weil es in Wahrheit eine schreckliche Situation ist. Ich
fühlte mich toll unterhalten weil der Film mit seinen 106 Minuten
aber auch genau das richtige Pacing hat und somit kein Leerlauf
entsteht. Die Charaktere werden kurz eingeführt und schon nach den
ersten 5-7 Minuten ist man auf der Insel angelangt. Einfach toll.
Bis auf den einen oder anderen angesprochenen Plothole und den
nervigen Taylor habe ich nichts an dem Film auszusetzen und würde
den Film aktuell in meine Top 5 der 2022er Filme
neben
Top Gun: Maverick,
The
Batman,
Bullet Train und
X wählen. Unbedingt anschauen!
Damit gebe ich lockere
8,5 von 10 richtig guten Cheeseburgern
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists
