Für mich ist und bleibt mein Lieblings-Bond-Darsteller aller Zeiten
Pierce Brosnan!
Zum einen da ich mit ihm als neuem Bond aufgewachsen bin und der
neuste Bond im Kino eben doch ein anderes Spektakel ist als die
x-te Wiederholung von alten Bond-Filmen im Fernsehen. Zum anderen
da Brosnans Bond so wunderbar ambivalent ist: ekelhaft aalglatt und
dennoch irgendwie charmant (zumindest anfangs), ein Übermensch und
dennoch irgendwie bübisch unbeholfen wirkend, hochgradig
(selbst)ironisch - ohne parodistisch zu sein wie Roger Moore - und
dennoch fast so ernsthaft wie George Lazenbys oder Timothy Daltons
Bond in ihren tragischsten Momenten, zunehmend (charakterlich)
härter und zugleich (körperlich und emotional) fragiler.
Darüber hinaus haben die Brosnan-Bondfilme vieles von dem, was bei
den Craig-Bondfilmen als innovativ gefeiert wurde: die
Dekonstruktion des Helden durch sein böses alter ego in GOLDENEYE,
die große tragische Liebe in DIE WELT IST NICHT GENUG samt
Vorbereitung in DER MORGEN STIRBT NIE und schließlich der Bruch mit
männlicher Vorherrschaft durch überlegene, sympathischere und
glaubwürdigere Frauenfiguren ansatzweise in DER MORGEN STIRBT NIE
und formvollendet in STIRB AN EINEM ANDEREN TAG. Zudem sind die
Brosnan-Filme insofern konsequenter und radikaler, als Bond von
Film zu Film zynischer, resignierter Alkoholiker, verletzlicher und
dadurch in Anbetracht seiner anhaltenden Inszenierung als
Übermensch sympathisch unglaubwürdig und regelrecht ekelhaft wird -
bis er schließlich mit Zigarre und Drink als männliches Wrack sich
wie ein sexgeiler alter Sack an Halle Berrys Auftritt als Jinx
ergötzt und man sich ernsthaft fragen muss, was man an dieser Figur
jemals hat gut finden können. So radikal selbstzerstörerisch ist
selbst Craigs Bond nicht. Denn während Craig Bond zwar erdet, aber
trotz aller Konventionsbrüche seine Würde bewahrt, wird Bond durch
Brosnan restlos entzaubert, obwohl alle Konventionen der Serie - im
Gegensatz zu Craigs Bond-Filmen - gewahrt bleiben bzw. sogar
übererfüllt werden.
Und last but not least: Mit Brosnan begann die Ära von Judi Dench
als M, was meines Erachtens eine der mit Abstand besten Ideen der
gesamten Filmserie war.