Vorhin im Kino gesehen. Ich bin (ziemlich) begeistert. Obwohl ich
den Film in einem stinknormalen Kinosaal gesehen habe, war ich
allein schon wegen des Bildes von Beginn an in seinen Bann gezogen.
Nur wenige Regisseure verstehen es so gut wie Christopher Nolan,
von der "Überwältigungsmaschine" Kino derart effizient Gebrauch zu
machen. Der Wechsel aus extremen Nahaufnahmen und ebenso extremen
Weitwinkelshots fand ich absolut faszinierend. Die Erzählstränge
auf verschiedenen Zeitebenen anzuordnen war ein netter Kniff, um
einer sterilen Rückschau auf Oppenheimers Leben entgegenzuwirken,
obgleich es freilich keine bahnbrechende Innovation
darstellt.
Die ersten zwei Stunden vergingen wie im Flug. Ich fühlte mich
blendend unterhalten. Die ambivalenten Gefühle des titelgebenden
Physikers in Hinblick auf die Früchte seiner Arbeit sind von
Cillian Murphy herausragend dargestellt. Schön ist ebenfalls, dass
immer wieder auch seinen Kollegen zumindest ein wenig Raum zur
Darstellung ihrer Motivation gelassen wird. Als weibliche
Darstellerin glänzt Emily Blunt als Ehefrau Oppenheimer v.a.
während ihrer Befragung durch die Ausschussmitglieder, die über die
Zukunft ihres Mannes entscheiden müssen. Schade, dass ihr nicht
mehr Zeit zur Entfaltung eingeräumt wurde, ihre Rolle blieb
letztlich unterentwickelt.
Ein wenig verwirrend war ein Gutteil der letzten Stunde dann aber
doch und fühlte sich deutlich zäher an. Zum Glück bekam der Film in
den letzten zehn, 15 Minuten aber wieder die Kurve und versöhnte
mit einem sehr guten Ende, wie ich finde. Er hat bei mir jedenfalls
großes Interesse geweckt, mehr über das Wirken des realen Robert
Oppenheimers zu erfahren. 9/10 Punkte.
p.s.: Wirklich gestört hat mich einzig der Schauspieler, der
Präsident Truman darstellen sollte - der hatte überhaupt keine
Ähnlichkeit mit dem Vorbild.