Detroit (2017)
Veröffentlichung: 05.04.18
Spieldauer: 144 Minuten
Film: 9 von 10 Punkten
Bildqualität: 8 von 10 Punkten
Tonqualität: 9 von 10 Punkten
Ausstattung: 6 von 10 Punkten
Gesamt*: 8 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Die im Bundesstaat Michigan liegende US-Metropole
Detroit ist vor allem bekannt als Arbeiterstadt,
was sie sicherlich im Besonderen der Autoindustrie zu verdanken
hat. Denn schon Anfang des 19ten Jahrhunderts begann Ford die
Massenproduktion seines 'Modell T' in der fortan genannten
Motor-City. Die Stadt gelangte aber auch besonders in den 1960er
Jahren durch mehrfache Unruhen zu zweifelhaftem Ruhm. Mit ihrem
neusten Film zollt die Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow dieser
Periode nun Tribut. Sie beleuchtet dabei eine Zeit, die von
Rassismus geprägt wurde und in einem emotionsgeladenen und brutalen
Aufstand gipfelte. Ihr Drama beruht somit auf wahren
Begebenheiten.
Film
Im Jahre 1967 bestehen 40 Prozent der
Detroiter
Bevölkerung aus afroamerikanischen Migranten. Diese wurden auf
engem Raum angesiedelt, was bald schon zu einem Schmelztiegel der
Emotionen führte. In den Stadtteilen kommt es fortan immer wieder
zu Ausschreitungen zwischen den farbigen Bewohnern und den zumeist
weißen und teils auch rassistischen Polizisten. Als die Unruhen
immer weitere Ausmaße annehmen, werden neben der Polizei noch die
National Garde und die Armee eingeschaltet. Es dauert dann auch
nicht lange, bis die Situation eskaliert: ausgelöst durch einen
Partystreich gelangt eine Gruppe Teenager in die Fänge einer
rassistisch veranlagten Polizeitruppe. Nach dieser Nacht soll für
die Kids nichts mehr so sein, wie es war?
Regisseurin Kathryn Bigelow ist für ihren kompromisslosen und
harten Stil bekannt. Dieser brachte ihr, als bisher einzige Frau,
auch einen Oscar für den Film 'Tödliches Kommando – The Hurt
Locker' ein. Auch in ihrem neusten Werk hält die inzwischen
67-jährige der amerikanischen Gesellschaft wieder schonungslos den
Spiegel vor. Basierend auf wahren Ereignissen stellt sie einen der
heikelsten Fälle in der Geschichte Amerikas nach und regt den
Zuschauer damit einmal mehr zum Nachdenken an. Dabei sind die
damaligen Geschehnisse aktueller den je - mehren sich die Meldungen
von Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern doch auch heutzutage
immer wieder in den Nachrichten. Auch anno 2018 ist es immer noch
kaum zu glauben, dass Menschen allein auf Grund ihrer Hautfarbe
diskriminiert werden.
Für ihr Drama konnte Bigelow namhafte Jung-Darsteller wie John
Boyega (
Star Wars – Episode VII), Will
Poulter (
The Revenant), Hannah Murray
(
Game Of Thrones) oder Anthony
Mackie (
Captain America) gewinnen. Sie alle
agieren in ihren Opfer- bzw. Täterrollen sehr überzeugend und
sorgen somit dafür, dass während der gesamten Laufzeit von ca. 144
Minuten zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Der Film beginnt
zunächst damit, dass er seine Protagonisten in 4 einzelnen Strängen
vorstellt. Da wäre zunächst die Stadt
Detroit,
welche durch die Unruhen und den entgegenwirkenden Soldaten immer
mehr einem Kriegsschauplatz gleicht. Nicht wenige Zeitzeugen
sprechen auch heute noch von Zuständen, die denen im Vietnam-Krieg
ähnelten. In mitten der Ausschreitungen leben einige Polizisten,
unter ihnen Will Poulter in der Rolle des Police-Officers Philipp
Krauss, ihre rassistischen Gelüste aus und machen Jagd auf
afroamerikanische Plünderer. Dass aber eben nicht alle farbigen
Bewohner Motown's, wie
Detroit ebenfalls genannt
wird, auf Krawall aus sind, zeigen die weiteren Stränge des Dramas.
Hier erleben wir die aufstrebende Band 'The Dramatics', welche
gerade an einem Talentwettbewerb teilnehmen wollen, als die Unruhen
ausbrechen. Zwei der Mitglieder, Algee Smith in der Rolle des Larry
Reed und Jacob Latimore als Fred Temple, suchen darauf Schutz im
nahegelegenen Hotel Algier, welches später der Ort der
schrecklichen Taten unter dem Deckmantel der Polizei sein soll.
Einer der ebenfalls versucht das Beste aus seiner damaligen Lage zu
machen, ist John Boyega. Dessen Charakter Melvin Dismukes möchte
sich als Wachmann nebenbei noch ein paar Dollar verdienen. Doch
seinen Einsatz während der Unruhen wird er in seinem restlichen
Leben wohl niemals vergessen. Auch die Nebenrollen des Films sind
sehr gut besetzt, alle Schauspieler passen perfekt ins Gesamtbild.
Als die einzelnen Stränge in der Mitte des Films zusammenfinden,
beginnt ein unheimlich spannender Abschnitt, welcher hart und
ungeschönt dargestellt wird. Da die genauen Umstände nie
vollständig aufgeklärt wurden, basieren große Teile des Films auf
Aussagen und Erinnerungen der Beteiligten bzw. auf denen damaliger
Zeitzeugen. In den Extras erfährt man, dass seinerzeit 8.000
National Gardisten, 4700 Soldaten und 360 Polizisten für Ordnung
sorgen sollten. Die Unruhen führten dabei zu 43 Toten, 1189
Verletzten und 7231 Festnahmen. Mit der kompromisslosen Darstellung
des Abends möchte Kathryn Bigelow zeigen, dass heute alles dafür
getan werden sollte, damit so etwas nie wieder passieren
kann.
Bildqualität
Der Film liegt in einem Ansichtsverhältnis von 1.85:1 vor und ist
somit nur etwas am oberen und unteren Rand durch kleine schwarze
Balken beschnitten. Um dem Drama einen zeitgenössischen Look zu
verpassen, durchzieht ein gut sichtbares Filmkorn den kompletten
Film. Dieses wirkt aber nie störend, sondern verleiht der
Darstellung der 1960er Jahre eine unterstützende Wirkung. Kathryn
Bigelows aktuelles Werk spielt zu großen Teilen am Abend bzw. in
der Nacht und passend zu den zerstörten Straßenzügen setzt man
daher zumeist auf erdige Farben. Der Schwarzwert ist sehr gut
gelungen und selbst in dunklen Szenen gehen keine nennenswerten
Details verloren. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Einspieler
aus damaligen Nachrichtenberichten, welche dann ein anders
Bildformat aufweisen und dementsprechend nicht die Qualität
heutiger Aufnahmen haben. Diese fügen sich aber dennoch gut ins
Gesamtbild ein und erinnern den Zuschauer immer wieder daran, dass
die Ereignisse zu großen Teilen wirklich so passiert sind.
Hingewiesen werden sollte auch auf den gelegentlichen Einsatz von
Handkameras, welche ein Mittendrin-Gefühl vermitteln. Überhaupt ist
die Kamera immer sehr nah am Geschehen, was die ganze Szenerie noch
verstärkt.
Tonqualität
Die Blu-ray Disc verfügt über folgende Tonspuren:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
-
Deutsch Dolby Digital 2.0
Die Ton-Abmischung ist in beiden Haupt-Varianten sehr gut gelungen.
Gleich von Anfang an fühlt sich der Zuschauer in Mitten der Unruhen
- toben Stimmen und Geschrei doch rund um einen herum über alle
Kanäle. Kommt es dann zum Waffeneinsatz, so kann jeder Einschlag
perfekt geortet werden und die Flugbahnen der Projektile ist sehr
gut nachvollziehbar. Da es sich aber vorwiegend um ein Drama
handelt, kommt der Subwoofer verständlicher Weise nur selten zum
Einsatz. Wenn allerdings jedoch ein Panzer durch die Straßen
Detroits rollt, wird dies mit dem passenden Tiefpass wiedergegeben.
Die Dialoge sind zu jeder Zeit sehr gut verständlich. Auch einige
vorgetragene Songs der Band 'The Dramatics' klingen perfekt, als
wenn man selbst bei einem ihrer Konzerte anwesend wäre. Die
deutsche Synchronisation wurde durch die Berliner Synchron GmbH
Wenzel Lüdecke unter der Regie von Christoph Cierpka hergestellt.
Die Sprecher fügen sich sehr gut ins Gesamtbild ein und agieren auf
hohem Niveau. Dem gegenüber steht die etwas natürlichere englische
Tonspur, welche die Szenen noch ein Ticken authentischer
macht.
Ausstattung
Interessenten finden folgendes Bonus-Material, mit einer
Gesamtspielzeit von knapp 15 Minuten:
-
Featurettes (9:06 Min.)
-
Musikvideo 'Grow' mit Algee Smith und Larry Reed (3:30
Min.)
-
Bildergalerie (0:40 Min.)
-
Deutscher Trailer (2:30 Min.)
-
Original Trailer (2:30 Min.)
-
Trailershow
In den kurzen Featurettes geben Cast und Crew, sowie Zeitzeugen der
damaligen Ereignisse interessante Einblicke in den Film. Hierbei
überzeugt vor allem der heutige Polizei-Chef von
Detroit, der jedem Polizisten empfiehlt den Film
anzuschauen, um aus den Fehlern der Vergangenheit für das Heute zu
lernen.
Fazit
Auch wenn der Film Kathryn Bigelow keinen erneuten Oscar einbrachte
– sehenswert ist das Drama auf jeden Fall. Die Gräueltaten der
Polizisten wurden schonungslos und hart in Szene gesetzt. Dabei
gelingt es dem Film auch über 144 Minuten spannend zu bleiben, was
zusätzlich durch die wahren Begebenheiten intensiviert wird. Die
technische Seite der Blu-ray punktet vor allem durch den sehr guten
Surround-Mix, der ein perfektes Mittendrin-Gefühl vermittelt. Auch
das Bild weiß zu überzeugen, könnte aber auf Grund des Filmkorns
nicht den Geschmack aller Zuschauer treffen. In den Extras finden
sich lediglich kurze, dafür aber interessante Berichte über die
Entstehung des Films und dessen Ursprünge. Alle Schauspieler
agieren sehr glaubwürdig und verleihen dem Film die nötige
Dramatik. Gebührender hätte man den schrecklichen Ereignissen nicht
Tribut zollen können. Der Film kann damit uneingeschränkt empfohlen
werden.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn