Da ist er nun, der erste Spin-off-Film aus dem Wick-Universum. Mit Ana de Armas als Eve, einer ausgebildeten Auftragskillerin, welche in jungen Jahren ihren Vater verloren hat und durch Winsten den Ruska Roma übergeben wird. Während ihrer Ausbildung muss sie lernen, dass sie ihr Stärkedefizit durch Einfallsreichtum ausgleichen muss. Mit anderen Worten: Es werden die Eier der Männer zu Rührei umgewandelt und Schlittschuhe dienen nicht nur dem Eislaufen. Dies ist neben der Leistung von de Armas auch eine weitere Stärke des Films. Flammenwerfer, Teller, Messer als Waffengriff. Eve weiß sich stets zu helfen und hat tolle Ideen, um die Gegnerzahl zu minimieren. Besonders grandios war die Szene, wo sie den Granatengurt um den Hals des Gegners legt und dieser explodiert, während sie hinter einem Tisch Deckung sucht. Großartig.
 

Man vergisst hier schnell, dass Eve erst seit zwei Monaten ihre Ausbildung beendet hat. Was an sich kein Problem wäre, wenn John Wick nicht auftauchen würde. Dieser spielt in einer Szene mit Eve und man sieht, wie sie John unterlegen ist. Dadurch wird aber auch die Glaubwürdigkeit ihrer Person zerstört, dass sie am Ende in Hallstaat, einem Dorf voller Killer, gefühlt ohne Probleme alle tötet. Da stellt sich die Frage: Wieso haben alle vor dem Kanzler und seinen Killern so eine Furcht, wenn eine Anfängerin die Leute schon mit "Leichtigkeit" besiegen kann? Auch Eves Motiv: Rache für den Mord an ihrem Vater. Kann ein gutes Motiv sein, verliert sich aber, wenn sie selbst von verdammt vielen Kindern die Eltern tötet. Der Film verliert dadurch an Substanz und die Motive sind nicht nachvollziehbar. 

Ein weiteres Problem: Wieso verschont John Eve? Wieso erlaubt er ihr, den Kanzler zu töten? Was sind hier seine Motive? Wieso jagt er Eve, nachdem er erst zu Beginn des Films aus dem Clan ausgetreten ist? 
 

Auch mangelt es dem Film an tollen Bildern. Die Clubszene war farblich und bildlich gut und auch die Szene mit John am Ende, aber irgendwie fehlen diese Momente aus den anderen Filmen. Hier konnte man stets Pause drücken, ein Foto machen und sich dieses auf eine Leinwand drucken. Weiterhin wirkte es auf mich so, dass Len Wiseman nicht so richtig wusste, wie er seine Figuren ideal in Szene setzt, aber das ist ein bekanntes Problem von Wiseman, das er schon bei den Underworld-Filmen hatte. Hier ist er wie auch Paul W. S. Anderson nicht mit Talent gesegnet.
 

Der Film hatte auch lange, zu Beginn und am Ende. Die Mitte war ganz gut. Es wirkte aber auch so, als ob hier jemand anders Regie geführt hätte. 
Deshalb am Ende auch nur ein mittelmäßiger Film, der seine Daseinsberechtigung hat, aber deutlich mehr negative als positive Elemente hat.