Zum Thema möchte ich auch jetzt mal einige Worte loswerden. Und
vielleicht habe ich da auch etwas mehr Überblick, als der normale
Käufer der Silberscheiben. Denn schließlich betreibe ich das
einzige Museum zu der Technologie weltweit und durch meine
Aktivitäten (seit 1983) habe ich natürlich auch viele Kontakte zu
den Machern in der Industrie und auch zu den entsprechenden
Presswerken. Anfang 2024 werde ich mal wieder bei Presswerk
Sonopress in Gütersloh sein und einen Redakteur eines HiFi-Magazins
mitnehmen.
Grundsätzlich können Probleme mit den verschiedensten Disk-Arten
auch unterschiedliche Gründe haben und das erklärt auch, warum
nicht immer alle Besitzer einer Scheibe einen Fehler feststellen
können.
Der Player: Alterserscheinuingen der Linse, denn ewig halten
die Laserdioden auch nicht. Das würde aber dann zunehmend durch
immer weitere Disc sichtbar, wo Störungen auftreten. Schmutz und
Nikotin-Belag könnten hier auch eine Rolle spielen und auch die
Steuerungselektronik hat hier einen Einfluss.
Compact Disc: Die sicher unkritischste Variante bei den
Silberscheiben. Voraussetzung, es handelt sich um erine industriell
gefertigte Disc und nicht um einen Rohling, der selbst beschrieben
wurde. Replizierte Disc dieser Art haben einen Lebensdauer von etwa
200 Jahren und mehr, wenn man pfleglich damit umgeht. Das Thema der
selbstauflösenden Disc betraf vor vielen Jahren nur die
Produktionen von zwei Presswerken aus UK, wo beim Labeldruck Farben
verwendet wurden mit normalen Lösungsmitteln und diese
diffungierten durch die Aluminium-Reflexionsschicht und lösten
diese Schicht fleckenartig auf.
DVD-Video/Audio: Hier gab es nur anfangs zum
Produktionsstart einige Schwierigkeiten und die lagen mehr bei der
DVD14 und der DVD18. Aktuell werden solche Scheiben nicht mehr
produziert und man nutzt nur noch die DVD5 und DVD9. Was heißt das
in der Praxis? Die DVD besteht physisch gesehen aus zwei Halbseiten
und kann technisch gesehen pro Halbseite zwei Layer-Ebenen haben.
Das heißt, bei der Nutzung der Gesamtkapazität wurde die Disc
gedreht und dann weiter abgespielt. Da aber der Produktionsvorgang
sehr aufwändig ist, werden seit Jahren DVDs nur noch mit einem
(DVD5) oder zwei (DVD9) Layer/n hergestellt und das hat noch den
Vorteil, das ein Label auf der einen Seite gedruckt werden
kann.
Bei der Produktion ist dann die Rückseite der Leseseite der Layer 1
(teildurchlässig) und die Rückseite der Labelseite die Layerseite
2 und die Verklebung dieser beiden Halbseiten der DVD stellt
auch gleichzeitig den Abstand der zwei Layerebenen dar. Also muss
hier sowohl sehr sauber und auch sehr genau gearbeitet
werden.
Die Zahlen DVD5 bis DVD18 stehen für die Kapazitäten und
gleichzeitig auch für die Anzahl der Layerebenen. Die Versionen
DVD14 mit drei Layern und DVD18 mit vier Layern werden seit vielen
Jahren nicht mehr hergestellt, weil für die jeweils zweite
Layerebene eine Hilfs-Trägerschicht erforderlich war, die dann nach
Aufbringung des Layer wieder abgesprengt werden musste. Denn nur
der physische Träger der Halbseite konnte direkt auslesbar
gesputtert (Aufbringung der Reflexionsschicht) werden.
Blu-ray: Im Gegensatz zur HD DVD (Produktion ähnlich wie die
DVD) ist die Blu-ray erheblich komplizierter in der Produktion und
eigentlich nur durch hochtechnisierte Vollautomaten zu realisieren.
Denn die Layerebenen sind anders als bei der DVD bereits 0,1mm
unterhalb der Oberfläche der Leseseite. Und die Abstände bewegen
sich im µ-Bereich (gesprochen Mü). Selbst geringste Toleranzen
würden die Disc unbrauchbar machen. Die nachstehende Grafik zeigt
den Unterschied. Die Vollautomaten in der Produktion kontrollieren
auch jede Disc nach der Herstellung auf Fehler und Fehlproduktionen
und solche Disc werden auch umgehend ausgesteuert. Nur reden wir
hier ja von Kapazitäten von 25GB bis 50GB bei einem bzw zwei Layern
und solche Größenordnungen sind eben nur möglich, wenn der Laser
sehr nach zur Ausleseebene seine Arbneit verrichten kann.
Eigentlich wäre - wie auch zu Begin die ersten Generationen in der
Testphase - ein Betrieb der Blu-ray nur im Caddy möglich, weil
jeder Schmutzfleck oder Fingerabdruck zu Störungen führen würde.
Doch durch eine Erfindung von TDK werden heute alle BDs mit einem
sogenannten "Scratch-proof" Überzug ausgestattet, also einer
Schutzschicht. Das versiegelt die Oberfläche und lässt auch eine
vorsichtige Reinigung zu. So gesehen ist die Oberfläche der Blu-ray
unempfindlicher als eine DVD oder CD. Und optisch erkennbare kleine
Pünktchen haben keine Auswirkung. Eher schon flächige erkennbare
Bereiche, weil das auf mögliche nicht sauber verklebte Layerebenen
hindeutet.
4K UHD: Hier sind wir bei der Königsklasse der Silberwelt
und ein Werk, das Blu-rays herstellen kann, ist noch lange nicht in
der Lage, auch UHDs herzustellen. Der Standard besagt, die
Layerebenen dürfen maximal 2µ Abstand haben (1µ = 1 Micrometer oder
0,001 mm) und jedem dürfte klar sein, das ist Hochtechnologie. Die
erforderlichen Maschinen kosten mehrere Millionen, oder wurden in
den Werken selbst gebaut. Eine UHD kann noch lange nicht jedes Werk
herstellen, wo auch Blu-rays produziert werden und insbesondere den
Trible-Layer - also mit drei Layerebenen (100GB) - können weltweit
nur wenige Werke herstellen.
Und jetzt dürfte klar sein, warum es bei der UHD nur wenige
Probleme gibt. Eben weil hier Präzisionstechnik erforderlich ist.
Das bedeutet nicht, es gibt keine Probleme. So hatte ich jetzt
jeweils bei der UHD von "Indiana Jones Das Rad des Schicksals" zum
Filmstart nur Pixelgestöber und erst ab dem Kapitel zwei hörten die
Störungen auf. Und bei "John Wick - Kapitel 4" gab es ähnliche
Pixelgewitter über mehrere Minuten im hinteren Teil bei den
Kampfszenen. Beide Disc habe ich über den Handel ausgetauscht und
diese laufen auch einwandfrei.
Das
Thema Rohlinge generell ist anders zu sehen,
aber generell kann man sagen "zu billig gekauft, ist zu teuer
gekauft", weil insbesondere Billigware schon nach wenigen Jahren
nicht mehr auslesbar sind. Zum Vergleich: Ich verwende aktuell
Rohlinge CD/DVD/BD eines Markenherstellers für
Roboter-Dublikationssysteme aus dem Profibereich, weil diese für
den Label-Transferdruck absolut glatte Oberflächen haben müssen.
und die Standardware hat eine Lebensgarantie von 100 Jahren und es
gibt etwas teurere Archiv-Versionen dieser Materialien und dort
gibt es eine Garantie von 200 Jahren.
Die Produktionsseite kann ein Problem darstellen, auch weil schon
mal Produktionen in Presswerken erstellt werden, wo die
automatische Disc-Fehlerkontrolle von den Toleranzen nicht scharf
genug eingestellt wurde. Und Presswerke sind Dienstleister und dort
steht man unheimlich unter Druck und wirklich Geld wird da nicht
verdient. Dafür sorgt der Druck der Vertriebe und
Auftraggeber.
Was man auch nicht vergessen darf, es kann auch Störungen bei
falscher Lagerung der Disc geben und vor allem. die Lagerung in
Original-Versiegelung ist etwas, was man eigentlich verbieten
müsste. Denn fast immer sind Produktionen "just in time" und die
Verpackungsautomaten bringen frische Druckmedien mit den Disc
zusammen, Trays und Amaray-Softboxen sind frisch aus der Produktion
und alles das wird dann noch versiegelt. Disc und die
Restmaterialien brauchen Luft, um eventuelle Schadstoffe an die
Außenluft abzugeben. Klar, technologisch ist alles auf Umwelt
ausgerichtet, aber die Kombination kann dann doch zu Bedingungen
führen, die Langzeitschäden begünstigen. Die Disc selbst hat die
wenigsten Probleme und ein Belag kann man abspülen und vorsichtig
mit Küchenkrepp die Feuchtigkeit abtupfen. Aber auch die Regale
haben einen Bedeutung in diesem Spiel, weil oft bei Holzregalen
Schutzlacke und Imprägnierungen verwendet werden, die aggresive
Lösungsmittel bis Beimischungen gegen Schädlinge beinhalten und das
in Kombination mit all den anderen Faktoren ist auch eine
Einflussgröße.
Die Cellophanierung erfolgt nur, um dem Käufer deutlich zu machen,
diese Disc ist ein neues und unbenutztes Exemplar und vor allem,
die Käufer wollen es so.