Ich hab das Zombie-Setting nicht als besonders eigenständig
wahrgenommen, was auch daran liegt, dass im Zuge dieser
Überschwemmung von Zombie-Filmen und -Spielen vieles auch schon
gesagt wurde. Natürlich mag ich den wissenschaftlichen Ansatz von
TLoU, indem sie mal nicht den typischen Labor-Virus
ausbrechen lassen, sondern die Epidemie auf den real-existierenden
Cordyceps-Virus fußen lassen. Genauer gesagt wird hier die
Überlegung angestellt, was passieren würde, wenn besagter Virus
auch auf den Menschen übertragbar wäre.
Was für mich den Reiz der Spielwelt ausmachte, waren die
zahlreichen Randnotizen, Geschichten und Details über
soziologisches Verhalten in einer dystopischen Welt. Dass z.B. nach
dem Wegfall einer klaren Gesellschaftsstrukur und Regierung sofort
wieder das Gesetz des Stärkeren herrscht und der Mensch sich eher
in kleineren Kommunen organisiert, weil das Misstrauen
untereinander wächst. Ich sehe also die Zombies eher als einen
McGuffin an um aufzuzeigen, dass der Mensch in einer zombifizierten
Welt immer noch das größte Scheusal bleibt. Trotz der Gabe eines
Gewissens handeln viele Menschen gewissenlos und reden sich das
auch noch schön ("We are no murderers, we are survivors").
Ich mag die kleinen Momente, z.B. wenn Ellie das Tagebuch eines
kleines Mädchen findet und anschließend Joel fragt, ob die Mädels
von damals sich wirklich nur für die Frage "Welches Top passt zu
welchem Rock" interessierten. Solche Fragen sind in einer
Endzeitwelt sind sehr irrelevant und können als sozialkritischer
Kommentar auf das Verhalten von Menschen der 1. Welt interpretiert
werden.
Ich mag auch den kritischen Kommentar auf fehlenden Zusammenhalt
und Kommunikation in westlichen Gesellschaften. So finden der
Spieler Tagebücher, indem der Schreiber berichtet, dass man die
Zombie in die Kanalisation getrieben hat, nur um wenige
Spielminuten später festzustellen, dass man dadurch das Schicksal
anderer Flüchtlinge besiegelt hat, die in der Kanalisation Schutz
suchten (inkl. drastischer Bilder von Kinder-Schlafplätzen).
Ich mag den Moment, wo ich die Figur Joel so gut verstanden habe
(bzw. mitfühlte), sodass ich mich in dem Spiel so verhielt, wie es
Joel halt tun würde. Ich ertappte mich dabei wie ich instinktiv
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die Schrotflinte hochriss und den Arzt aus
nächster Nähe ins Gesicht schoss, weil mir als Spieler klar, dass
Joel nicht mal zwischen ihn und Ellie kommen lassen würde, weil er
den weiteren Verlust einer (Ersatz-) Tochter nicht verkraften
würde. Ich wurde auch als Spieler moralisch geprüft, als ich die
Foltermethoden von Joel nicht kritisch hinterfragte, sondern als
legitimes Mittel zum Zweck erachtete, weil ich genauso einen
Beschützerinstinkt für Ellie entwickelte, wie es Joel getan hat.
Ein moralisch ambivalenter Kommentar auf die Aussage, man seie nur
so menschlich, wie es die geselschaftlichen Rahmenbedingungen
zulassen.
Ich mag den Moment, wo Joel merkt, dass er mittlerweile väterliche
Gefühle für sie entwickelt hat und sie deshalb nicht mehr der Obhut
anderer überlassen will, weil er niemand Anderen vertraut.
Ich mag das Ende,
SPOILER! Inhalt
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weil eben nicht eindeutig erklärt wird, ob
Ellie wirklich Joels Behauptung Glauben schenkt, sie sei doch nicht
das Heilmittel gegen die Epidemie. Vielmehr wird mit der Sehnsucht
nach einer festen Konstante in ihrem Leben gespielt, hatte sie sich
doch zuvor über das häufige Hin- und Hergeschubse ihrer Person
aufgeregt (was durch einen herausregend geschriebenen Streit
zwischen den Beiden in der Mitte des Spiels verdeutlicht
wird).
Ich liebe das Spiel aufgrund seiner zahlreichen Momente und das
waren lediglich ein paar davon (der letzte Playthrough ist leider
schon Jahre her). Im Gegensatz zu einem
Uncharted wird
hier meine Neugierde für die Spielwelt belohnt, indem mir spannende
Geschichten hinter der Fassade angeboten werden. Lese wirklich
selten in Spielen irgendwelche Textnachrichten, hier machen sie die
Welt aber tatsächlich komplexer und runder.