So viel Schönheit zu bewundern und doch verfehlen leider so viele
Emotionen ihr Ziel. Del Toros düsteres Erwachsenen-Märchen sieht
fast durchgehend überragend aus und wird damit als alleiniger
Herausforderer
Blade Runner bei den Oscars die Stirn
bieten. Doch leider ist es im Kern nicht mehr als das: Ein Märchen,
dessen Tiefe aber nicht über die von Sally Hawkins Badewanne
hinauskommt. Dem Außenseiter-Thema hätten etwas komplexere
Charaktere gut gestanden. Oder halt Emotionen, die der Zuschauer
auch spürt. Klar, es ist ein Märchen und da gehört es dazu, dass
alles straight & simpel gehalten wird. Aber man vermisst schon
ein wenig die Anteilnahme an der zentralen Charakterbeziehung. Sie
verlieben sich, weil sie sich beide in ihrer Welt fremd fühlen. Das
muss reichen, mehr bekommt man nicht als Erklärung (außer
vielleicht, dass beide eine Liebe zu gekochten Eiern teilen).
Da kann Sally Hawkins noch so
on fire sein und sich
reinhängen, aber ganz alleine kann sie es nicht kompensieren. Da
hätte ihr das Script zumindest etwas unter die Arme greifen können.
Da ist auch etwas flach, dass Del Toro hier Sex mit Liebe
gleichstellt. Oder Sex mit Macht. Oder Sex mit Gewalt. Das Finale
ist zudem an Gleichgültigkeit kaum zu überbieten. So tröstet man
sich über weite Strecken mit Del Toros Detailverliebtheit und dem
grandiosem Setdesign hinweg.
The Shape of Water ist neben
Blade Runner 2049
der nächste Blender, der sich zu viel auf seinen Look & Stil
verlässt. Es ist cool, dass sich jemand wieder an ein
hochwertig-produziertes Märchen mit erwachsener Zielgruppe
herangetraut hat und das auch in all seiner Konsequenz verfolgen
durfte. Die Welt fühlt sich sonderbar an, doch bewahrt sie sich
noch genügend Berührungspunkte mit der unseren. Am Ende kam dabei
ein Hybrid aus
Amelié &
E.T. bei raus, dessen
Konzept mehr Respekt erzeugt, als er unterhalten tut. Es macht
immer wieder Spaß in Del Toros Welten einzutauchen, aber reichen
diese nicht allein um den etwas mageren Inhalt zu
kompensieren.
(7/10)