So ist es. Der Film selbst ist auch eher analytisch angehaucht. Man kann sich zwar super mit Sully und seiner Situation super identifizieren, aber bis auf die Kommission kommt kaum Interaktion zustande. Deswegen sagte ich auch, dass das Zwischenmenschliche etwas zu kurz kommt.

Hat mich trotz typischer Eastwood-Probleme (triefender Pathos, klare Gut-und-Böse Verhältnis und überschwängliche Heldenverehrung) recht solide unterhalten. Die Absturzszene ist gut inszeniert und ist für Leute mit Flugangst (also mich) ein echter Nailbiter. Dem kann auch das mittelmäßige CGI nix anhaben. Eastwood ist auch gar nicht an einer Tatsachen-Erzählung interessiert, sondern will ein weiteres mal einer realen Person ein Denkmal zimmern und greift dazu tief in die Kitsch-Kiste.

Die Ausgangslage wird anfangs schnell geklärt: Sully gegen die böse Versicherungsgesellschaft! Der Zuschauer wird dabei möglicht plump manipuliert, was aber hier einen unterhaltsamen Charme hat und recht kurzweilig ist (was bei American Sniper leider nicht funktionierte). So trifft Sully ständig auf Passanten, die ihm ihre tiefe Verehrung ausdrücken, nur um dem Zuschauer daran zu erinnern, dass es immer die langweiligen Schlipsträger der großen Konzerne sind, welche den Partycrasher spielen müssen. Das Ganze wird noch mit etwas pathosgetränktem Fachsimpeln über die Mensch-vs-Simulation-Debatte aufgepimpt, sodass möglichst viele Zuschauer anschließend der realen Person von Sully einen Fanbrief schreiben wollen.

Dieses Spiel hat Eastwood schon oft getrieben, aber da er es hier sehr offenkundig tut, hat Sully einen unterhaltsamen Trash-Charme. Ernst nehmen kann ich ihn nicht, aber langweilig war es auch nicht.

(7/10)

Semierfolgreicher Versuch aus wenigen Minuten Vorkommnis einen abendfüllenden Film zu konstruieren. Konstrukt trifft es dabei ganz gut, denn die Untersuchungsbehörde NTSB wirkt als gemeiner Antagonist reichlich fiktiv und dient einzig der dramatischen Überhöhung. Ein Griff ins Bordklo Clint. 4/10