Geschrieben: 27 Okt 2015 23:08
The Flash - Staffel 1
Story 9
Bild 8
Ton 7
Boni 8
Gesamt 8
Mit The Flash gelingt dem kleinen amerikanischen Sender The CW, was
noch beim arg verklemmnten Arrow grandios fehlgeschlagen ist: Eine
Comicserie zu etablieren, die nicht nur Fans packt, sondern auch
neue Zuschauer ins Boot holt. Das Set zur ersten Staffel vereint
alle 23 Episoden aus dem ersten Jahr und lässt den roten Blitz
gegen diverse Gegner antreten. Wie sich der schnellste Mann der
Welt in HD schlägt, verraten wir im Review.
Story
Polizei-Forensiker Barry Allen (G. Gustin) erlangt bei einem Unfall
ungeahnte Kräfte: Spätestens als er seine Umgebung stellenweise nur
noch in Zeitlupe wahrnimmt, merkt er, dass er Hilfe benötigt, um zu
verstehen, was mit ihm geschehen ist. Dr. Harrison Wells (T.
Cavanagh), der eine Teilverantwortung für Barrys Unfall trägt,
hilft dem jungen Mann mit seinem Team aus Dr. Caitlin Snow (D.
Panabaker) und dem IT-Nerd Cisco (C. Valdes) seine Bestimmung zu
finden. Und schon bald mischt Barry als pfeilschneller The Flash
die Unterwelt seiner Heimatstadt Central City auf. Allerdings lässt
ihn seine Vergangenheit nicht los, da sein Vater (J. W. Shipp), zu
unrecht für den Tod seiner Mutter verurteilt, im Gefängnis sitzt.
Ein mysteriöser Mann in Gelb hat damals in Wahrheit das Verbrechen
begangen – womöglich mit ähnlichen Kräften wie Barry selbst?
Viel hätte bei The Flash schiefgehen können: Denn als Spinoff zu
Arrow kommt man nicht gerade von hochwertigen Urprüngen: Soapig,
spannungsarm, unfreiwillig komisch – Vorwürfe mit denen man Arrow
leicht beharken kann. Und so sind es dann auch die Gastauftritte
der Arrow-Darsteller, die in der ersten Staffel von The Flash stets
kleine Tiefpunkte markieren. Nun, das werden Arrow-Fans anders
sehen und mögen jene Anmerkung verzeihen. Weitgehend steht The
Flash allerdings auf eigenen Beinen und wählt eine deutlich andere
Herangehensweise als Arrow: Man hat sich entschieden die
Comic-Atmosphäre deutlich stärker einzubeziehen. In den ersten
Folgen erinnert das manchmal leicht an Smallville, da in beiden
Serien ein zentrales Ereignis etliche Menschen mit Superkräften
versieht - einmal eben ein Meteoritenschauer, einmal ein Unfall mit
einem Teilchenbeschleuniger. Doch in The Flash fügt man die
Handlungsstränge deutlich besser zusammen und der rote Faden um den
Mann in Gelb wird spätestens ab der Staffelmitte extrem
spannend.
Auch der Cast überzeugt fast durch die Bank weg: Allen voran Grant
Gustin als jungenhafter Barry und Tom Cavanagh als Wells, der seine
eigenen Geheimnisse hütet. Die Chemie zwischen Barry, Wells und
seinem Team erinnert im positiven Sinne an ältere TV-Serien von
Joss Whedon. Einzig Candice Patton erhält wenig Gelegenheit viel
aus ihrer Rolle der Iris zu machen, bei der man nie so recht
versteht, was Barry nun eigentlich an der zwar hübschen aber sonst
eher naiv-belanglosen Frau findet. Auch die Spezialeffekte sind
gerade für eine CW-Serie, berüchtigt für ihr niedriges Budget, eine
positive Überraschung: Die Speed-Effekte sehen toll aus und auch
Barrys Gegner sind stellenweise richtiggehend eindrucksvoll.
Zahlreiche Anspielungen auf die Comics und sogar die TV-Serie aus
den 1990er-Jahren, machen The Flash für Fans ohnehin zu einem
Fest.
Die erste Staffel war nicht nur in den USA, sondern sogar in
Deutschland ein Quotenerfolg. Schön zu sehen, dass sich Qualität
manchmal doch durchsetzt. Denn die komplette erste Staffel bietet
hervorragende Serien-Unterhaltung, die nicht nur Comic-Fans
keinesfalls verpassen sollten.
Bildqualität
Format: 1,78:1
Typisch für eine CW-Serie kann der Detailgrad bei The Flash nicht
ganz mit Produktionen mit höherem Budget mithalten. Speziell wenn
CGI-Effekte ins Bild treten, wird der Eindruck generell eher soft.
Trotzdem profitiert auch The Flash von den Vorzügen einer modernen,
digitalen Produktionskette und punktet mir sehr natürlichen,
ausgewogenen Farben, starken Kontrasten und einem auf den Punkt
gebrachten Schwarz. In Nahaufnahmen erkennt man zudem die Hautporen
der Darsteller. Als Problem sind oft unsaubere Farbverläufe
wahrnehmbar, die speziell auf größeren Diagonalen durchaus sichtbar
sind. Relativ gut zu sehen ist dies in der Episode „Unter Strom“,
wenn Blitze die Labore durchpeitschen. Insgesamt liefert The Flash
in HD aber eine deutlich überdurchschnittliche Vorstellung in HD
ab.
Tonqualität
Audio: Deutsch Dolby Digital 5.1; Englisch DTS HD-Master Audio 5.1;
Französisch Dolby Digital 2.0
Untertitel Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch
Erster Wermutstropfen für Fans der (leider eher bescheidenen)
deutschen Synchronisation: Jene ist in der Tonhöhe nicht korrekt
angepasst worden. Dadurch klingen die aus der TV-Ausstrahlung bei
Pro7 gewohnten Sprecher arg schnarchnasig. Ansonsten bietet die
deutsche Tonspur eine solide Räumlichkeit und eine ordentliche
Tieftonwiedergabe – beide Aspekte können aber nicht mit dem
englischsprachigen Originalton mithalten. Auch in den
Action-Szenen, in jeder Episode gibt es ein bis zwei rasantere
Sequenzen, bleiben die Dialoge stets perfekt verständlich.
Lediglich das Problem mit den Synchronstimmen könnte manchem Fan
den Genuss etwas vermiesen.
Ausstattung
Audiokommentar zur ersten Folge
Geschnittene Szenen (HD)
Making-Of: Die Rückkehr des Tricksters (HD, ca. 9 Min.)
Der schnellste Mann der Welt (HD, ca. 31 Min.)
Die Chemie zwischen Emily und Grant (HD, ca. 4 Min.)
Die Special Effects von The Flash (HD, ca. 26 Min.)
Die DC-Comics-Nacht auf der Comic-Con 2014 (HD, ca. 30 Min.)
Gag Reel (HD, ca. 8 Min.)
Das Extrapaket zu The Flash ist, wie die Liste zeigt, recht üppig
ausgefallen. Neben dem Standardmaterial wie einem Gag Reel,
geschnittenen Szenen zu fast jeder Folge sowie einem
Audiokommentar, macht besonders die kleine Doku zur Folge mit dem
Trickster Spaß. Hier kommt auch Mark Hamill zu Wort, welcher den
Trickster bereits in der 1990er-Serie mimen durfte. Hamill ist
selbsternannter Comic-Geek und in der DC-Welt vor allem als Stimme
des Jokers zur Legende geworden. Doch auch die anderen Beiträge
sind sehenswert und geben einen guten Überblick über die
Herangehensweise von Cast und Crew.
Fazit
Technisch ist The Flash – Die Komplette Erste Staffel ein rundum
gelungenes Paket: Das HD-Bild sieht sehr gut aus und weist nur mit
seinen unsauberen Farbverläufen ein sichtbares Manko auf. Leider
gibt der Ton Synchro-Fans zu schlucken, da die Tonhöhenanpassung
nicht korrekt vorgenommen wurde. Dadurch hören sich die Stimmen
anders an als im TV. Das Bonusmaterial fällt sehr üppig aus und
schließt mit einem Rückblick auf die 1990er-TV-Serie die Lücke
zwischen Vergangenheit und Gegenwart. The Flash überzeugt da, wo
Arrow mit verklemmten Soap-Einlagen und B-Movie Atmosphäre längst
zwischen Langeweile und unfreiwilliger Komik pendelt: Die Serie
schafft es mit einer lockeren Atmosphäre und größtenteils
sympathischen Charakteren auch Nicht-Comic-Fans direkt im Piloten
ins Boot zu holen. Teilweise erinnert die Stimmung leicht an die
Spider-Man-Filme von Raimi, da der Held auch hier erst zu seiner
Verantwortung finden muss. Der etwas bubihafte aber absolut
charmante Hauptdarsteller Grant Gustin versteht es Barry Allen
bereits in den ersten Minuten zu einer liebenswerten Figur zu
machen. Dabei findet man hier eine feine Balance aus den typischen,
in sich abgeschlossenen Folgen und einem roten Faden, der in einem
Finale gipfelt, das sich gewaschen hat. Wer sich also The Flash –
Die Komplette Erste Staffel nicht ansieht, sollte es mit dem Mann
in Gelb zu tun bekommen. Zwischen all den mittelmäßigen
Comic-Serien wie Agents of S.H.I.E.L.D., Arrow oder Gotham erweist
sich The Flash nämlich als unerwartete Perle. (anw)