Fifty Shades of Grey (2015)
125 min - Drama | Romance - 12 February 2015 (Germany)
Director: Sam Taylor-Johnson
Writers: Kelly Marcel (screenplay), E.L. James (novel)
Stars: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Jennifer Ehle |
50 Shades of Grey von Sam Taylor-Wood ist faszinierend,
fesselnd und fühlt sich in etwa so an wie eine zum Film gewordene
Folge aus der RTL II Exklusive die Reportage Reihe, die seit
gefühlten 25 Jahren die deutschen Wohnzimmer
langweilt.
Faszinierend aufgrund der Tatsache, dass es der Film es in seiner
ganzen Pracht von 125 langen langen Minuten schafft, in keiner
einzigen Sekunde oder Bildfolge, Erotik zu zeigen die über das
Niveau der RTL II Reihe hinausgeht. Die Perversion im eigentlichen
Sinne ist in Taylor-Woods 50 Shades of Grey, nicht der Namen
gebende Milliarden schwere Lustmolch mit der pikanten Vorliebe für
Aktivitäten im Haus eigenen Spielzimmer sondern das es zu keiner
Sekunde erotische Bilder zu sehen gibt. Nackte Körper eng
umschlungen beim Liebesspiel zu beobachten, kann so langweilig
sein. Alles was der Film ach so gern schon lange vorm Lösen der
Kinokarte suggeriert und gerne sein möchte, spielt im fertigen Film
keine Rolle. Das Fehlen von Erotik in einem, nennen wir es mal
Erotik Thriller kann perverser nicht sein. Faszinierend wie
eingangs erwähnt wirds aber erst richtig, wenn man sich fragen
muss, was am Film denn das eigentliche skandalöse sein soll?
Christian Grey fesselt gerne Frauen und hält sie auch gerne übers
Wochenende als Sklavin in seinem riesigen Anwesen fest. Das neuste
Dummchen welches er gerne verführen mag findet das anfangs ganz
toll, nur um danach fest zu stellen das sich das Ganze nicht nur
doof anhört sondern auch beschissen anfühlt. Wer jetzt nicht
automatisch an RTL II denken muss der ist in 50 Shades of Grey gut
aufgehoben und den wird Mister Grey wirklich faszinieren können
oder um im Thema zu bleiben fesseln. Wenn im Verlauf des Films Mr.
Grey von Bestrafung und Stöpseln spricht, kommt einem schnell der
Gedanke das er nicht nur seine Slavin bestrafen möchte sondern
jeden der doof genug war in den Film zu gehen und für Unverhältniss
mässig viel Kohle eine Kinokarte zu lösen.
Was 50 Shades of Grey wirklich gut macht ist, dass er es schafft,
Frauen ins Kino zu locken. Denn was sagt er denn im Grunde durch
den Mund des Christian Grey aus? Um seine dunklen Triebe ausleben
zu können braucht er eine willige Sklavin, die zuvor vertraglich zu
stimmen muss diverse Dinge zu tun, fürs Wochenende. In der Zeit von
Montag bis Freitag will er keinen Kontakt, die Frau darf ihn nicht
berühren und er sagt von sich selbst er sei kein Romantiker. Hat
aber Unmengen an Kohle und macht ihr dadurch luxuriöse Geschenke.
What da Fuck?! Wieso schaut man sich mit dem Wissen das man in den
ersten Minuten des Film sammelt als Frau den Film überhaupt an?
Sind diese Dinge nicht das, was jede Frau dazu bringt mit dem Kopf
zu schütteln? Stattdessen, selbst erlebt, wird im Kino kräftig
kindisch gekichert bei der kleinsten ´´schmutzigen´´ anstößigen
Andeutung seitens Mr. Grey. Oder träumt sich manche Frau in die
Rolle der A? Die sie aber niemals sein wird, denn Leute wie Grey
gründen ihre Unternehmen eben auf den Schultern jener, die nicht
ihres Gleichen sind, also der normalo Frau. Die große Liebe ist
nicht das Kernthema des Films. Einzig und allein das Thema, reicher
Bengel sucht willige Frau zum Lümmeln fürs Wochenende.
Allein die Darstellung wie Anastacia, das Dummchen hat auch einen
Namen bekommen damit es nicht ganz entmenschlicht wirkt, es dann
doch vermeintlich schafft Christian etwas Romantik abzuringen,
jedenfalls hält Anastacia es für Romantik, basiert immer wieder auf
Geschenke oder kosten intensiven Dingen. Jedes Mal wenn Anstacia
Zweifel hegt, traurig ist oder schlechte Laune hat kommt die
Romantik ins Spiel, sprich ein neues Auto oder eine teure
Erstauflage ihres Lieblings Schriftstellers. Danach wird der ewig
gleiche Akt des Verlangens durchgeführt, denn ein anderes Wort
würde diese Szenen nur noch aufwerten und das haben sie einfach
nicht verdient. Insgesamt wird viermal gefesselt ehe Anastacia
merkt das sie eigentlich nicht besseres als eine Eskortdame
darstellt und anfängt zu rebellieren. Wäre die Einsicht, die dem
Zuschauer schon lange bevor Anastacia es merkt ins Auge springt
aber schon früher gekommen, wäre es nur ein normal lange Folge von
RTL II geworden und keine Abend Füllende Langweile mit manchmal
nackten Körpern, die sich nicht aus Paarungszwecken
verbinden.
Spannender sind da schon die Fragen, die man sich selbst stellen
kann wenn man einmal den ganzen Film ertragen hat. Was wäre
gewesen, wäre Mister Grey Harzer, also quasi nicht der Milliarden
schwere Lustmolch sondern nur Christian, der von der Stütze lebt?
Keine Dollar intensive Geschenke mehr um sein kostspieliges
Verlangen zu befriedigen. Puff besuche wären wohl auch eher die
Ausnahme. Escort Damen würden sein Budget bei weitem übersteigen es
sei denn er würde ganz auf Essen und Trinken verzichten was
sicherlich nicht lange gut gehen könnte. Oder die Frage warum 50
Shades of Grey harmloser, als der frühe Ingo Appelt im Quatsch
Comedy Club wirkt, der lauthals das F Wort ins entsetzte Publikum
brüllte? Wenn doch Mister Grey diese Gelüste verspürt, warum dann
dies nicht auch richtig zeigen? Wie wäre der Film geworden wenn ihn
keine Briten gedreht hätte, sondern der Dänen Lars? Allein schon
die Tatsache das The Shit of Mr. Grey von einer Frau realisiert
wurde, die mit so wenig Feingefühl für erotische Bilder
ausgestattet ist wie Lukas Podolski mit Feingefühl für das
gesprochen Wort, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Zumindest dem
Marketing Chef von Audi muss das Konzept gefallen haben so viele
Boliden wie hier ins Bild rollen. Interessant auch die Frage warum
Mr. Grey Amerikaner ist? Wie wäre der Film mit einem deutschen Mr.
Grau? Der aufmerksame Leser kennt die Antwort.
Am Ende bleibt nur viel Lärm um einen Film, der zu keiner Zeit auch
nur den Anflug von erotischen knistern, geschweige denn schöne
Bilder zeigt, welche sich ja beim Thema anbieten würden.
Warum man den Film schauen sollte erschließt sich hier dem
Schreiber nicht. Selbst die Rolle des Grey ist dermaßen
unsympathisch und mit einem Schauspieler besetzt worden, der es
schafft genauso zu schauspielern wie er heißt. Die graue Maus um
den Gedanken weiter zu spinnen. Da muss man meinem alten Freund und
das ist schon schlimm genug wenn das aus dem Munde des Scheibers
kommt, Michael Bay loben. Bay sagt im Grunde in jedem seiner Filme
nichts anderes über Frauen wie 50 Shades fof Grey es tut aber er
kann sie besser in Szene setzen und so wenigstens RTL II hinter
sich lassen, was 50 Shades of Grey zu keiner Zeit kann.