Jack, da stimme ich in keinem Punkt mit Dir überein (was vermutlich
nicht verwunderlich ist) ;)
Es ist nun mal nicht das Wesen einer Kritik etwas eigenes zu
schaffen, sondern etwas fertiges zu kritisieren. Aber das Argument
"erstmal selber besser machen" ist eben auch so ein
Totschlagargument wie "ich bilde mir meine eigene Meinung".
Warum sollte man nur etwas kritisieren dürfen, das man selbst
besser könnte? Das heißt man darf sich auch nicht mehr über Fußball
oder Politik ereifern? Weil man es nicht besser kann? Das ergibt in
meinen Augen überhaupt keinen Sinn.
Wenn ich mir ein Fußballspiel anschaue, ein Buch lese, eine
Regierung wähle oder einen Film sehe und mit dem Ergebnis nicht
zufrieden bin, dann kann ich mich dazu auch äußern. Das ist ein
Punkt, der meines Erachtens nicht einmal eine Diskussionsgrundlage
bietet.
Die eigene Meinung betreffend, würde ich mal sagen: Ich kann nicht
jeden Film sehen und will das auch nicht. Ich kann nicht jedes Buch
lesen und will das auch nicht. Ich kann nicht in jedes Restaurant
gehen und... naja, klar. Irgendwie muss ich also vorher
selektieren. Eine Kritik kann dazu dienlich sein, wenn sie denn für
mich nachvollziehbar ist.
Eine Kritik kann auch den eigenen Blickwinkel erweitern, wenn man
denn offen an sie herangeht und nicht trunken von der eigenen
Meinung alles verwirft, was einem jemand anders erzählen
will.
Und zu guter letzt, die Art und Weise und die Heftigkeit, mit der
hier teilweise über professionelle Kritiker hergezogen wird (oder
hin und wieder kritische Beiträge im Forum angegangen werden),
scheint mir doch ein bisschen darauf hinzudeuten, dass es mit der
Überzeugung der eigenen Meinung manchmal vielleicht doch nicht so
weit her ist. Warum sollte man sich sonst so maßlos drüber
aufregen, weil jemand anderes Missfallen an etwas äußert, das man
selbst mag? Oder umgekehrt, wobei das aus irgendwelchen Gründen
weniger schlimm zu sein scheint.
Ich verstehe das wirklich nicht. Ich hab meistens Spaß an einem gut
gemachten Verriss, auch wenn ich das Objekt des Verrisses selbst
mag. Und zwar deshalb, weil ich mir dann auch eine Meinung gebildet
habe, die ich davon in keinster Weise gefährdet sehe.