Nicht selten kommt es vor, dass innerhalb eines Jahres gleich zwei
Filme mit einem sehr ähnlichen Thema in die Kinos kommen. Da sind
inhaltliche Gemeinsamkeiten bei Filmen wie Snow White and the
Huntsman und
Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre
Geschichte von Schneewittchen oder
Olympus Has Fallen und
White House Down doch auffallend.
Ähnlich verhält es sich bei
The Legend of Hercules und der
simpel
Hercules betitelten Leinwandadaption um den
griechischen Sagenhelden, die in einem Zeitraum von wenigen Monaten
in den Lichtspielhäusern starteten. Während Erstgenannter bereits
vor einiger Zeit über Splendid für den Heimkinomarkt veröffentlicht
wurde, erhält letzterer nun endlich auch die Ehre auf Blu-ray zu
erscheinen.
Story
Die griechische Sagenfigur Hercules (D. Johnson) ist mittlerweile
auf der ganzen griechischen Halbinsel für seine Taten bekannt. Sei
es die neunköpfige Hydra, der nemëischen Löwe oder der
erymanthische Eber, keine Aufgabe ist ihm zu schwierig. Dass er
dabei jedoch Unterstützung von seiner Söldnertruppe erhält,
verschweigt sein Neffe Iolaos (R. Ritchie) bei seinen Erzählungen,
die seinen Onkel im ganzen Land zur ruhmvollen Heldenfigur werden
lassen. Ihr nächster Auftrag führt sie zu Cotys (J. Hurt), dem
König von Thrakien, der Hercules und seine Mannen bittet, ihn vor
den Truppen des Tyrannen Rhesus (T. Santelmann) zu beschützen, der
sein Land mithilfe der Zentauren bedroht. Doch auch hier soll der
Schein trügen, in jeglicher Hinsicht.
Im Falle des Gottessohnes Herkules gibt es doch einige Unterschiede
zwischen beiden Verfilmungen. Während die Version von Renny Harlin
sich mit Kellan Lutz in der Hauptrolle eher an der historischen
Sage orientierte und damit beim Publikum gnadenlos durchfiel, hatte
Regisseur Brett Ratner (
Rush Hour-Reihe) die wesentlich
besseren Karten. Seine Leinwandadaption war zwar kein Blockbuster,
aber bei einem Einspielergebnis von über 243 Millionen US-Dollar
gewiss kein Flop und deutlich erfolgreicher. Dazu schindet der
Wrestler Dwayne Johnson (
Snitch – Ein riskanter Deal)
alleine schon in seiner physischen Verfassung deutlich mehr
Eindruck, zumal er sich für diesen Film sogar noch mehr Muskelmasse
antrainierte. Zudem basiert die Handlung in diesem Falle auf der
Graphic Novel
Hercules: The Thracian Wars von Steve Moore.
Der Unterschied: Die Geschichte präsentiert sich dadurch wesentlich
authentischer und glaubwürdiger, da Herkules lediglich ein sehr
starker und großer Mann war, dessen sagenhaften Taten sich aber als
ganz normale Vorfälle entpuppten, die er zusammen mit seiner
Söldnertruppe erledigte. Damit hebt sich Ratner sehr deutlich und
vor allem positiv von der Masse an Verfilmungen zu den Sagen des
Herakles (wie der griechische Halbgott auch gerne mal genannt wird)
ab. Manche Darstellungen sind dabei zwar immer noch etwas über der
allgemein bekannten Norm, wobei sich auch das eine oder andere
Logikloch einschleicht, aber bei einem actionreichen Film wie
diesem, wird dieses Manko an mangelnder Glaubwürdigkeit oder Logik
durch massenweise hervorragende Schauwerte wieder
wettgemacht.
Neben Dwayne Johnson erweitern Rufus Sewell (
Ritter aus
Leidenschaft), Ian McShane (
Pirates of the Caribbean – Fremde
Gezeiten), John Hurt (
Der Elefantenmensch), Peter Mullan
(
Gefährten) oder Joseph Fiennes
(
Shakespeare in Love) charismatisch
und mit guter schauspielerischer Leistung die Besetzung. Auffallend
ist übrigens die Tatsache, dass mit Ingrid Bolsø Berdal
(
Cold Prey), Aksel Hennie
(
Max Manus) und Tobias Santelmann
(
Kon Tiki) zugleich drei recht bekannte
norwegische Darsteller für diese Produktion verpflichtet wurden,
die sich sehr gut in dem renommierten Hollywood Cast eingliedern
und für künftige internationale Filme empfehlen. Im Vergleich zur
Kinofassung (FSK ab 12) präsentiert sich der extended Cut (FSK ab
16) insgesamt dreieinhalb Minuten länger und bietet dabei einige
explizitere Gewaltdarstellungen.
Bildqualität
Es war zwar knapp, aber dennoch hat das 2D-Bild die Höchstnote
verdient. Nur minimale Beeinträchtigungen stören den ansonsten
durchweg positiven Eindruck. Dazu gehören etwa manche eher einfache
CGI Effekte (Schlangen aus der Hera Statue) – was aber weniger
etwas mit dem Bild zu tun hat – sowie mal eine weiche Darstellung
hier und da. Abgesehen davon ist der Rest einwandfrei. Die Schärfe
lässt jedes Detail erkennen wie etwa die feinen Tätowierungen bei
den Bessi, das Löwenfell auf Herkules Schulter, etc. Feinheiten
gehen nicht verloren, selbst nicht in dunklen Szenen. Dazu
bestätigen die kräftigen aber stets natürlichen Farben die
Hochwertigkeit. Der Kontrast ist zwar etwas erhöht, was aber zum
Graphic Novel Ursprung sehr gut passt und obendrein für ein
plastisches Bild sorgt. Beeinträchtigungen wie Rauschen oder
Kompressionsspuren sind nicht aufgefallen.
Bild 3D
Das 3D-Bild wurde nachträglich konvertiert, hinterlässt aber
dennoch einen guten Eindruck. Dabei machen sich sogar einige recht
gut platzierte Pop Out Effekte wie Messer, Speere oder ähnliches
bemerkbar. Die Tiefenwirkung ist obendrein ebenfalls nicht schlecht
ausgefallen, kann aber keineswegs mit einem in Real 3D gedrehten
Film mithalten. Weitere zusätzliche Beeinträchtigungen im Vergleich
zur 2D-Variante sind nicht aufgefallen. Die Schärfe ist ebenfalls
sehr gut, die Farben bleiben natürlich und der Kontrast ausgewogen.
Unterm Strich gehört diese 3D-Konvertierungen zwar nicht zur
Referenzklasse seiner Art, aber ist dennoch einer der besseren
Vertreter.
Tonqualität
Das alte leidige Thema: Die original Tonspur (DTS HD Master Audio
7.1) würde problemlos die Höchstwertung erhalten. Davon ist die
deutsche Dolby Digital 5.1 Variante doch ein Stück weit entfernt.
Das macht sich vor allem bei den Bässen als auch der Dynamik
bemerkbar, da in diesen Fällen deutliche qualitative Unterschiede
zu hören sind. Dennoch ist auch die Abmischung der Synchronisation
weit davon entfernt, wirklich schlecht zu sein, denn selbst die
beiden defizitären Klang-Elemente klingen noch ganz gut, zumal dem
Subwoofer gewiss nicht langweilig wird und auch die Dynamik noch
recht umfangreich ausgefallen ist. Davon abgesehen hinterlassen
gerade die Surroundeffekte einen sehr guten Eindruck, wobei auch
die ausgewogene Balance zu punkten weiß. Dennoch: Dass es besser
geht, beweist der englische O-Ton, der nicht nur wesentlich
natürlicher klingt, sondern darüber hinaus gerade im Tieftonbereich
prägnanter ausfällt. Übrigens liegen beide Filmfassungen komplett
deutsch synchronisiert vor.
Ausstattung
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optional Kinofassung und extended Cut
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Audiokommentar von Brett Ratner und Beau Flynn
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Brett Ratner und Dwayne Johnson: Eine Einführung (HD; 5:32
min.)
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Hercules und seine Söldner (HD; 11:07 min.)
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Waffen (HD; 5:24 min.)
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Die Bessi-Schlacht (HD; 11:54 min.)
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Die Effekte von Hercules (HD; 12:28 min.)
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15 entfernte/erweiterte Szenen (HD; 14:24 min.)
Neben der Möglichkeit, sich den Film optional in der Kinofassung
(sogar mit Audiokommentar von Brett Ratner und Beau Flynn) oder als
extended Cut anzuschauen, gibt es darüber hinaus noch einige
filmbezogene Extras obendrauf, die nebenbei erwähnt komplett in HD
sowie deutsch untertitelt vorliegen. Neben einer Einführung von
Brett Ratner und Dwayne Johnson, in der beide erklären, weswegen
sie diesen Film unbedingt drehen wollten, gibt es noch weitere
Beiträge, die sich mit den Figuren des Films, den Requisiten, den
Stunts und der Kampfchoreografie und den Effekten befassen. Dazu
gibt es noch insgesamt 15 entfernte bzw. erweiterte Szenen.
Fazit
Klar, erwarten die meisten bei einer aktuellen Produktion immer
eine Nonplusultra Blu-ray, doch auch die Veröffentlichung zu
Hercules hinterlässt im Großen und Ganzen einen mehr als nur guten
Eindruck. Das nachträglich konvertierte 3D-Bild gehört zu den
besseren Vertretern seiner Art, wobei das 2D-Bild bis auf wenige
Ausnahmen nur wenig Grund zur Klage bietet. Der deutsche Ton fällt
im Vergleich zum englischen Pendant zwar deutlich ab, punktet aber
gerade mit sehr guten Surroundeffekten und guten Bässen. Beim
Bonusmaterial werden einige zusätzliche Informationen zum Film
geboten, die sehr interessant ausgefallen sind. Diese Hercules
Interpretation nach dem gleichnamigen Graphic Novel von Steve Moore
hat was. Zwar schafft es Brett Ratner nicht durchweg zu überzeugen,
doch die charismatischen Figuren und die zahlreich super
inszenierten Actionszenen machen das locker wieder wett. Gerade
Dwayne Johnson ist trotz nicht optimaler Schauspielerei eine
passende Besetzung für diese Figur. Wer es nicht glaubt, darf sich
gerne selbst überzeugen. (sah)
Story 7
Bild 2D 10
Bild 3D 8
Tonqualität 8
Ausstattung 6
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1