Das war leider nichts... Hatte ja Bock auf den Film und hab
wirklich versucht mich von den negativen Stimmen im Vorfeld nicht
beeinflussen zu lassen. Ich hatte schon im Justice League Thread
gesagt, dass Warner z.Z. sehr verunsichert wirkt und das merkt man
auch
Suicide Squad an. Der stilistische Drahtseilakt
zwischen grenzdebilem Partyfilm und düsterem Universe-Building
steht dem Film sehr im Weg. Zum Vergleich muss man nur mal den
ersten mit dem zweiten Trailer vergleichen.
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Das größte Problem für mich ist aber die
Struktur des Films: Es gibt genaugenommen nur 2 Akte, wobei der
erste mörderplump (Pun intended!) ist, der zweite unfassbar
uninspiriert wirkt. Ich hatte ja bereits im Vorfeld eine Kritik
zitiert, dass SS so wirke, als wenn er von einem
Testpublikum geschnitten wurde. Das kann ich vollends
unterschreiben. Die Art und Weise wie sie Figuren einführen, also
die ersten 30-45 min. des Films (!!), hat so gar keine Rafinesse
und ist nicht mehr als eine Aneinanderreihung mehrer Musikclips.
Klar, 7 neue Figuren einzuführen ist kein leichtes Unterfangen,
aber da hätten man sich auf 2-3 Figuren beschränken sollen (Harley,
Deadshot und Enchantress meinetwegen) und den Rest im Nebensatz
erwähnen können. So wirklich Tiefe und besondere interessante
Hintergründe hat kaum Einer spendiert bekommen, da hätte man es bei
machen auch gleich ganz sein lassen können. Diese Flash-Optik mit
Steckbrief und Popsoundtrack wirkt krampfhaft auf hipp getrimmt und
allgemein haben die Intros nichts interessantes zu erzählen.
Der Film braucht jedenfalls viel zu lang um von der Stelle zu
kommen. Als die eigentliche Handlung einsetzt geht's jedoch noch
weiter bergab: Wir müssen nicht diskutieren, dass die eigentliche
Handlung wirklich dünn ist, aber das ist auch nicht das eigentliche
Problem. Vielmehr stört wie uninspiriert alles ist: Der Antagonist
(oder die Antagonisten?) ist wohl einer B-Seite eines x-beliebigen
Trashfilm-Drehbuchs entnommen wurden. Die Daueraction besteht nur
aus einer Dauerballerei und so richtig glaubhaft ist es nicht, dass
ausgerechnet diese Figuren für diese Mission ausgesucht wurden. Die
ursprüngliche Idee war doch, dass sie gegen den nächsten bösen
Superman antreten, richtig? Was soll Harley Quinn dann mit ihren
Baseball Bat oder der Aussie mit seinem Boomerang ausrichten?! Aber
das kann ich noch verzeihen, mittlerweile verlangt einem ja jeder
Superheldenfilm ein gehöriges Maß an Suspension of Disbelief
ab.
So richtig grausig wird's erst wenn die Figuren anfangen sollen zu
menscheln, das in der oft zitierten Barszene ihren Höhepunkt
findet. Es war klar, dass irgendwann der Moment kommt, wo sie als
Einheit schlussendlich zusammenwachsen. Doch das geschieht auf so
eine stumpfe Art und Weise, dass es wenig bis gar nicht glaubwürdig
ist. Erinnerung: Zuvor hat man kaum ein Wort miteinander
gewechselt, und wenn dann nur Kritisches und auf einmal sind eine
Familie, die jeder nie hatte, natürlich.
Bei dem eigentlichen Finale hat man ganz billig in die Trickkiste
gegriffen: Bei dem Ghostbusters-Finale geht wenigstens
abwechslungshalber mal keine Großstadt zu Bruch und zwei der
Figuren dürfen sogar nochmal ihren Signature-Move einsetzen, doch
unter dem Strich ist es einfach nur ein austauschbares,
unspektakuläres CGI-Gewitter. Diese Zeitlupensequenz mit der Bombe
und Deadshot wirkt wie ein unbefriedigendes 90er Jahre
Retro-Relikt.
Wenn ich etwas positives über
SS berichten kann, dann
würde ich Harley Quinn, den Joker und Amanda Waller nennen.
Letztere ist sowas wie das böse Pendant zu Nick Fury und gibt eine
herrliche Mean-Badass-Bitch. Die Anführerin des Squads zur
eigentlich hinterhältigsten Figur zu machen, ist eine echt nette
Idee und passt super ins Konzept. Sie darf gerne noch in anderen
Filmen wiederkommen.
Ohne Vergleiche ziehen zu wollen, gibt Leto einen tollen Joker,
doch leider hat er nicht genügend Screentime sich auszuzeichnen
(Extended Cut?).
Das wahre Highlight ist aber Margot Robbie: Unglaublich, dass sie
lange mit der Rollenannahme gezögert hat, man sieht ihr in jeder
Szene den Spaß an. Sie wird ohne Zweifel eine ähnliche Welle an
Cosplayerinnen lostreten wie damals Ledger, spätestens Halloween
wird man mindestens eine auf jeder Party sehen. Doch leider wirkt
die Figur im späteren Verlauf etwas überstrapaziert. Für meinen
Geschmack haben sie mit ihrer nett-naiven Art etwas zu oft gespielt
und so verkommt sie gegen Ende zu einem reinen Gag-Charakter. Das
ist besonders schade, da ihre Verhältnis zum Joker die einzige
wirklich interessante Charakter-Beziehung im Film ist. Der Solofilm
sollte aber beschlossene Sache sein.
Ich wüsste auch nicht, wie dieser Film noch durch einen
alternativen Schnitt zu retten wäre. Vertiefen einzelner
Charakterbeziehungen wären da nur Kosmetik, der Hauptakt würde dann
immer noch ideenlos sein. Eine R-Rating Fassung hätte dem Film
sicher gut getan, würde aber auch kein Matchwinner sein. Der
einzige Weg wäre mMn eine andere Charaktereinführung ohne
MTV-Ästhetik, mehr Joker und Harley und weniger
Actionschnittgewitter.
Der Film wird wieder die Zuschauer spalten (ist das jetzt Warner's
Ding?), ich für meinen Teil hab mich aus den genannten Gründen
teilweise sehr gelangweilt. Ein tolles Konzept, was mal wieder an
studiopolitischen Entscheidungen scheitert.
(4/10)