So aber jetzt meine Meinung zu MoS.
Story:
Unterm Strich haben wir es mit einer aufgebohrten Superman-Origin
zu tun. Nach den bildgewaltigen dramatischen Bildern auf Krypton,
die den Film eröffen, gibt es mit der Ankunft Kal-Els in Smallville
einen Cut in die Gegenwart des Films. Und dort verbleibt der Film
dann auch die meiste Zeit. Wir erleben einen Clark Kent der bereits
ein erwachsener Mann ist und bereits merklich an der Schwelle zu
Superman steht. Somit verliert der Film kaum Zeit mit der
altehrwürdigen Story um Clarks Heranwachsen bei seinen Zieheltern.
Im Verlauf der Geschehnisse kommt es immer mal wieder zu kleineren
Rückblenden in die Kindheit unseres Helden, welche kontextbezogen
auftauchen und kleinere Erlebnisse des Jungen schildern.
Nach dem Prolog auf Krypton tritt Clark als unbekannter Retter auch
sehr schnell erstmals in Erscheinung und dies durchaus
eindrucksvoll. Anschließend verbleibt der Film während Clarks
Abschluss seiner Suche, nach seiner Herkunft und seiner Bestimmung
in einem insgesamt ruhigen und nachdenklich wirkenden Tempo und
Atmosphäre.
Dem Film, wie bereits gelesen, jeglichen Humor abzusprechen, würde
dennoch der Sache nicht wirklich gerecht werden.
Zack Snyder ist sicherlich, genauso wenig wie Noaln, für Kalauer
oder Onliner am Fließband bekannt und so findet man den dezent
vorgetragenen Humor des Films in kleinen Details, die auch eher ein
Schmunzeln oder kurzes Raunen im Kino ausgelöst hatte, anstatt
Gelächter und Gegröle.
Hier nicht auf die Transformers-Formel oder ähnliches
slapsticklastiges Effektspektakel zu setzen unterstreicht den
Grundtenor des FIlms und wird diesem gerecht und so fügt sich diese
feine Note hervorragend mit dem ruhigen Erzähltempo der ersten
Filmhälfte, auch wenn bereits diese mit erstaunlichen Bildern und
gelungen Actionsequenzen aufwartet.
Nachdem Kal-El letztlich den Suit trägt geht die Dichte dieser
kleinen Hints jedoch merklich zurück, um im ca. 40-minütigen
Showdown quasi vollkommen über Bord zu gehen, was zum ernsten
Hintergrund der Geschehnisse aber nunmal folgerichtig ist und man
trotz der scheinbaren Alllmacht des Helden viel eher das Gefühl
einer wirklichen Bedrohung erfährt, als dies beispielsweise in den
durchaus unterhaltsamen Avengers der Fall war.
Der Film lässt sich in besagter ruhiger erster Hälfte viel Zeit für
das Gefühlsleben und die Situation Clarks, ohne dabei zu versuchen
eine Tiefenebene ala Batman Begins oder gar The Dark Knight
aufzubauen. Und dennoch schafft es Cavill und Snyder den
menschlichsten und greifbarsten Superman zu präsentieren, den ich
je gesehen habe.
Besagte Rückblenden konnte ich zudem ebenfalls nicht als
künstlerischen Fauxpass ausmachen. Die Cuts sind geschickt gewählt
und sind jeweils kontextbezogen zu aktuellen Geschehnissen gewählt,
wie Zack Snyder dies auch bereits bei Watchmen eingesetzt
hat.
Die Konfrontation mit Zod ist zudem zugegebenermaßen die richtige
Entscheidung für den neuen Originsfilm gewesen. Erst war ich schon
fast enttäuscht erneut Zod zu erleben, als die News bekannt wurde,
doch nun ergibt das alles einen Sinn und nicht nur am Beispiel
Kal-El werden die essentiellen Themen Supermans behandelt und
gespiegelt, die da wären: Erlösung und Bestimmung.
Diese DInge sind von Anfang an immer wieder Bestandteil dessen was
man zu sehen bekommt, sei es in Form der gefallenen kryptonischen
Gesellschaft oder der Unausweichlichkeit des Aufeinandertreffens
des Mannes aus STahl und der Nemesis seines verstorbenen
Vaters.
Und es ist mit Nichten so, dass Superman als Lieblingspfadfinder
sofort von der Menscheit akzeptiert wird. Auch hier geht der FIlm
durchaus realistischere Wege, wie man dies bislang gesehen hat und
viele Entscheidungen die im Verlauf des, zugegebenermaßen, sehr
unrealistischen Films von den Figuren grtoffen werden fühlen sich
durchaus nachvollziehbar und realistisch an.
Effekte und Action:
Der Film wartet trotz seines recht gezügeltenen Erzähltempos über
die gesamte Länge des Films mit grandiosen kleineren und größeren
Actionsequenzen auf, die allesamt atemberaubend gut geworden sind.
Der Prolog, welcher die kryptonische Hochkultur präsentiert und im
Putschversuch Zods, der Zerstörung Kryptons und Kal-Els Entkommen
mündet, zeigt bereits an was man die nächsten 2 STunden und 22
Minuten erwarten kann. Opulente Bilder welche einen in ihren Bann
ziehen. Quasi jede Einstellung wirkt beinahe wie ein Gemälde und
Zack Snyder - ausgestattet mit dem höchsten Produktionsbudget
seiner Laufbahn - konnte aus den Vollen schöpfen und dies
permanent. Allein optisch ist der FIlm ein Kunstwerk, der die
Fiktion seiner Welt einerseits nie leugnet, jedoch andererseits
trotz der brachialsten und größten Action, die ich bislang in einer
COmicverfilmung bewundern durfte, seltsam geerdet wirkt.
Dabei sind die Effekte von Beginn an dermaßen hochwertig, dass ich
es mir besser kaum noch vorstellen könnte. Auch bestätigt sich ein
weiter Eindruck, den ich bereits neben den Nolan-Batmans bei
SUperman returns oder Green Lantern hatte. Der Film wirkt erhaben
in seiner Bildsprache und Farbpalette etc. wie es kein Marvelfilm
bei mir auslösen konnte, auch wenn ich ein bekennender Fan der
Marvel-Filme bin - es handelt sich also wirklich um keinerlei
Bashing. ;)
Der Showdown selbst übersteigt für mich auch bei weitem die Größe
dessen was ich in Transformers oder ähnlichen Filmen gesehen habe,
zumindest auf seine Weise und die Zerstörungen sind kollosal, eben
wie es sein muss, wenn Superman einer wahren Bedrohung
gegenübertritt.
Mein bester Kumpel störte sich an der sehr häufig eingesetzten
Handkamera - gerade auch in ruihigen Szenen, während er dieses
Stilmittel in den Actionsequenzen wiederum begrüßte. (Mich störte
es persönlich nicht)
Die Darsteller: Henry Cavill spielt einen hervorragenden Clark Kent
und einen beeindruckenden Superman und dennoch wirkt er nie wie
dieser grinsende Pfandfinder aus den 70ern und ist zudem einen
wirklich imposante Erscheinung, tolle Ausstrahlung auch gerade mit
Lois Lane.
Amy Adams: Sie kommt im ersten Film noch nicht so recht zur
Entfalltung, aber dennoch hat sie im Verlauf des FIlms eine
wichtige Rolle und stellt auch eine Art Erdung für unseren
Protagonisten dar, die dem Film gut tut.
Michael Shannon: Umwerfend und für mich nach Heath Ledgers Joker,
derzeit von den aktuellen Filmreihen der beste Gegenspieler.
Charismatisch, starke und teils extreme Mimik, hervorragender
Schauspieler, Top-Leistung innerhalb der grenzen die er im Film zur
Entfalltung hatte.
Russel Crowe: Sehr guter Jor-El, passt sehr gut zum Ton des
Films.
Kevin Kostner: Guter Jonathan Kent der in den Flashbacks ein paar
wirklich gute Szenen bekommt.
Der Rest ist in meinen Augen ebenfalls gut bis sehr gut
besetzt.
Musik:
Hans Zimmer ist nicht unbeding ein Freund von mir. Tatsächlich
begeistrt haben mich von ihm wohl nur ca. eine handvoll Arbeiten,
auch wenn er unbestreitbar ein Könner ist. Der Score wurde ja
vieler Orts bereits kritisiert, jedoch fand ich ihn hervorragend
auf den Film abgestimmt und die Fandaren die den Film über immer
wieder anklingen, um am Ende endgültig im Main-Theme zu kulminieren
gefällt mir ausgesprochen gut.
Fazit:
Man of Steel ist kein The Dark Knight aber er ist eben auch kein
Avengers.
Während ich beide Filme toll finde, ist The Dark Knight für mich
ein absoluter Meilenstein der Filmgeschichte, der in einem
Comickontext angesiedelt ist, während er gemessen an anderen
Comicstoffen an der Action krankt ist dies einer der großen STärken
der Avengers gewesen. Doch Man of STeel ist aufgrund seines Helden
so dermaßen kolossal, dass es durchaus Gemüter geben wird, denen es
einfach too much ist, während anderen die STory wohl dennoch zu
dünn sein wird. Ich fand das Gleichgewicht sehr gut.
Batman Begins, dürfte neben Ang Lees Hulk die inhaltlich
gewichtigste und anspruchsvollste Originsstory sein derzeit, doch
Man of Steel liefert bei einer der anderen großen Säulen dieser
Superhelden-Stoffe: Der Action, den Bildern und enttäuscht mich
jedenfalls auch bei der Geschichte nicht, da es gerade dieser Fokus
auf die Figur Clark Kent ist, der einen 2013 mit diesem Gottwesen
menscheln lässt, wie ich es jedenfalls so noch nicht getan habe und
das als Superman-Fan seit frühester Kindheit.
Dennoch ist Man of Steel ein Film der nicht jedem zusagen wird, aus
besagten Gründen, da muss letztlich das eigene Gemüt urteilen. Ich
für meinen Teil würde nach der erste Euphorie schon fast die
10er-Wertung zücken, auch wenn mir bewusst ist, dass der Film nicht
frei von Fehlern ist und auch nicht die Perfektion eines Dark
Knight erreicht. Doch das muss Superman in meinen Augen auch gar
nicht und so oute ich mich: MoS ist der derzeit für mich beste
Originsfilm in seiner Gänze.
9 von 10 Söhnen Kryptons