Obwohl die Walt Disney Studios überwiegend durch ihre
Animationsfilme bekannt wurden, produzierte man spätestens seit den
50er Jahren zunehmend Realfilme, die aber bei Weitem nicht die
Bekanntheit erreichten wie die gezeichneten Produktionen. Mit
Mary Poppins wagte man sich nach Jahren mal wieder
an eine Fusion der beiden Elemente. Damit kehrte Disney zu den
Laugh-O-Rama Ursprüngen zurück, als die Alice Comedies bereits in
den 1920er Jahren das Publikum mit einer Mischung aus Real- und
Zeichentrickfilm verblüffte.
Story
Da ihre Eltern kaum Zeit für die beiden Geschwister Jane (K.
Doctrice) und Michael (M. Garber) haben, jagen sie mit ihrem
unartigen Verhalten ein Kindermädchen nach dem anderen aus dem
Haus. So müssen der Bankkaufmann George Banks (D. Tomlinson) und
seine Frau Winifred (G. Johns) nach einer neuen Kinderdame Ausschau
halten. Die Wahl fällt auf Mary Poppins (J. Andrews), die mit
einigen ungewöhnlichen Methoden die beiden Kinder schnell auf ihre
Seite zieht und mit ihnen in und um London eine Menge lustiger
Abenteuer erlebt. Allerdings ist ihr Aufenthalt begrenzt, denn
sobald der Wind sich dreht, muss sie weiter ziehen.
Die Handlung von
Mary Poppins basiert Großteils
auf den ersten beiden Romanen der Autorin P.L. Travers. Dabei gibt
es, wie aus dem Hause Disney gewohnt, einige erhebliche
Abweichungen zum Original, was aber dem Plot in diesem Fall noch
mehr Charme und vor allem mehr Herz verleiht. Ohnehin gab es bei
der Umsetzung dieser Leinwandadaption erhebliche
Realisierungsprobleme, da P.L. Travers ihre eigenen Vorstellungen
bzgl. der Verfilmung hatte und streng die Produktion überwachte.
Disney persönlich überredete die Schriftstellerin seit 1938
mehrmals in regelmäßigen Abständen, bis diese 1961 letztendlich ihr
OK gab, allerdings mit der Bedingung, Mitspracherecht bei den
Dreharbeiten zu besitzen. Die ganze Geschichte wird übrigens in dem
2013 produzierten
Saving Mr. Banks mit Tom Hanks und
Emma Thompson in den Hauptrollen sehr deutlich illustriert.
Von den 13 Nominierungen bei den Academy Awards konnte der Film
letztendlich fünf Oscars einheimsen und das zu Recht. Die
unbeschwerte Geschichte lässt auch nach mehrmaligem Anschauen die
139 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen, was schon seit jeher
ein wichtiger Indikator für hervorragende Unterhaltung ist. Dank
den zahlreichen Effekten, dem ausgewogenen Mix aus Trick- und
Realfilmeffekt, der wunderbaren, zeitlosen Musik (vor allem das
fantastische, leicht melancholische „Chim-Chim-Cheree“), den
flotten Tanzeinlagen, den lustigen Gags, sowie der herzerwärmenden
Handlung, ist
Mary Poppins nicht nur für die
lieben Kleinen, sondern ebenso für große Zuschauer sehr gut
geeignet. Mit ausschlaggebend für die herausragende Umsetzung waren
selbstverständlich auch die Schauspieler. Julie Andrews
(
Meine Lieder – meine Träume; die für ihre erste
Spielfilmrolle sogar einen Oscar gewann), Dick Van Dyke
(
Tschitti Tschitti Bäng Bäng), David
Tomlinson (
Ein toller Käfer), Glynis Johns
(
Während du schliefst), Karen Dotrice, Matthew
Garber oder Ed Wynn (der wesentlich als Vorlage des Hutmachers in
Alice im Wunderland diente) lassen schnell eine sympathische
Verbindung zu ihren Figuren entstehen.
Bildqualität
Für die Blu-ray Veröffentlichung wurde das Bild restauriert und
präsentiert sich in einer bislang nie dagewesenen Qualität. Das
macht sich nicht nur bei der verbesserten Schärfe und dem erhöhtem
Detailgrad bemerkbar. Stellenweise zeigt sich sogar eine recht gute
Plastizität. Auch die Farben erscheinen frisch und natürlich wie am
ersten Tag. Der Kontrast ist sehr gut eingestellt. Der Schwarzwert
ist schön kräftig, wobei die Durchzeichnung keine Probleme
aufweist. Ohnehin ist der Transfer sehr sauber, so dass kaum
Schmutzspuren oder andere Alterserscheinungen auffallen. Trotz der
Lobeshymnen sind auch einige Mankos nicht von der Hand zu weisen.
So sind einige Passagen doch recht weich ausgefallen. Zum Großteil
liegt dies jedoch am Sodium Vapor Process, bei dem Real- mit
Trickfilmszenen vermischt wurden und somit zwangsweise eine
erhebliche Qualitätsminderung nicht zu vermeiden ist. Abgesehen
davon ist die Darstellung jedoch über jeden Zweifel erhaben und
dürfte sicherlich viele positiv überraschen.
Tonqualität
Der deutsche Dolby Digital 5.1 Mix liegt in einer guten Qualität
vor. Zwar spielt sich das Meiste auf der Front ab, aber dennoch
wurde nicht nur die komplette Musik auf sämtliche Kanäle verteilt,
sondern darüber hinaus einige direktionale Effekte, die den
Zuschauer akustisch überraschen. Erfreulicherweise klingen die
Dialoge und die zeitlos herausragende Musik der Sherman Brüder
nicht so muffig, wie zu erwarten gewesen wäre. Auch wenn vereinzelt
die Abmischung ihr Alter nur schwer verbergen kann, erscheint sie
recht frisch und ohne jegliche Störgeräusche wie etwa Rauschen oder
Verzerrungen. Der Dynamikumfang ist gut. Lediglich die Bässe sind
recht schwach ausgefallen, was aber wohl nur die wenigsten stören
wird. Im Direktvergleich klingt die englische DTS-HD High
Resolution 5.1 wesentlich weiträumiger und natürlicher.
Ausstattung
SPOILER! Inhalt
einblenden
Audiokommentar mit u.a. Julie Andrews, Dick
Van Dyke und R. Sherman
So wird man Mr. Sherman (HD; ca. 14 min.)
Mary-Oke (HD; ca. 8 min.)
Vom Papier auf die Bühne (SD; ca. 48 min.)
Schritt und Tritt (SD; ca. 7 min.)
Supercalifragilisticexpialigetisch: Das Making of (SD; ca. 51
min.)
Die Gala-Weltpremiere (SD; ca. 18 min.)
Die Gala-Weltpremierenparty (SD; ca. 6 min.)
Magische Spezialeffekte (SD; ca. 7 min.)
Anatomie einer Szene: Fröhlicher Ferientag (SD; ca. 13 min.)
Anatomie einer Szene: Schritt und Tritt (SD; ca. 5 min.)
Dick Van Dyke Make-up Test (SD; ca. 1 min.)
Publicity (SD; ca. 12 min.)
Eine musikalische Reise mit R. Sherman (SD; ca. 21 min.)
Ein magisches musikalisches Treffen (SD; ca. 21 min.)
Zusätzliches Lied: Chimpanzoo (SD; ca. 21 min.)
Disney Liederauswahl
Die Katze, die den König ansah (SD; ca. 10 min.)
Beim Bonusmaterial finden sich sämtliche Beiträge von der DVD
Special Edition komplett in SD wieder, was eine Vielzahl von
zusätzlichen Filminformationen bedeutet. Darüber hinaus gibt es
Blu-ray exklusiv mit den beiden Features „So wird man Mr. Sherman“
(bezieht sich auf den kommenden Spielfilm
Saving Mr. Banks) sowie „Mary-Oke“
(Lyricvideos zu vier Songs) zwei neue Beiträge. Ein Wendecover ist
leider nicht vorhanden.
Fazit
Das Upgrade auf Blu-ray ist für Disney Fans fast schon Pflicht. Die
Restauration hat wahre Wunder bewirkt und lässt das Bild aufgrund
deutlich verbesserter Schärfe sowie frischen Farben in neuem Glanz
erstrahlen. Der Ton klingt für sein Alter entsprechend gut,
verliert aber im Vergleich mit dem englischen Original. Das
Bonusmaterial der DVD wurde komplett übernommen und bietet darüber
hinaus sogar zwei neue Beiträge. Der Film lässt sich perfekt mit
einem Wort bewerten: „Supercalifragilisticexpialigetisch“.
Mary Poppins hatte bei der Produktion erhebliche
Schwierigkeiten, doch der enorme Aufwand hat sich sichtlich
gelohnt. Dem Zuschauer wird eine herzerwärmende, sehr emotionale
Geschichte serviert, die selbst nach 50 Jahren nichts von seinem
Charme verloren hat und nach wie vor Jung und Alt ausgezeichnet zu
unterhalten weiß. (sah)
Story 10
Bildqualität 8
Tonqualität 7
Ausstattung 10
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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