Nichts für ungut. Viele Reaktionen sind und waren sicherlich
überzogen, aber wenn eine so große Sache zweimal so schief läuft
und sich die schönen Worte nicht immer so mit den Realitäten in
einklang bringen lassen, ist sowas zu erwarten. Online wird
heutzutage immer überreagiert und leider ist Misstrauen heutzutage
auch oft berechtigt.
Irgendwie drängt es mich gerade einen Nachruf zu verfassen,
sorry.
Es mag naiv sein, aber bei vielen ist die Unschuld zerbrochen, eine
wunderschöne Seifenblase zerplatzt, ein Traum, den es so nie gab,
den man sich aber immer wieder eingeredet hat, liegt jetzt in
Scherben vor einem und das tut weh. Man ärgert sich über die eigene
Naivität und darüber, dass man dieses wohlige Gefühl in der Matrix,
der fast perfekten Welt zu sein, nie wieder haben wird. Das ist
halt mal ne emotionale Sache und ruft emotionale Reaktionen auf den
Plan.
Was ich damit meine? Viele, und da nehme ich mich nicht aus, haben
zumindest unterschwellig geglaubt, dass sich um sie, die Userschaft
diese schöne blaue Onlinewelt dreht. Dass sie der Mittelpunkt
dieses blauen Filmuniversums wären, ein Traum, der nie Realtät war,
den man sich aber engeredet hat.
Man war in einer Community Gleichgesinnter, alle irgendwie mehr
oder weniger Filmverrückt, Sammler, Heimkino-Entusiasten,
Spiele-Geeks, Hifi-Freunde, ein Sammelbecken von NERDS, würde man
von außen vielleicht verächtlich sagen. Man hatte das Gefühl eines
Zuhause, die gebratenen Tauben in Form von News, Angebotsinfos,
Sammelbestellungen und Insidergesprächen flogen einem nur so in den
Mund. Man konnte kaufen, verkaufen, tauschen und organisieren,
alles wohlmeinend im Kreis Gleichgesinnter, die seine Leidenschaft
verstehen und auch teilen. Klar gab es auch mal schwarze Schafe,
Betrüger, aber realtiv wenig, denn der Marktplatz war, zumindest
gefühlt, tief in die Community integriert, es gab die
FSK18-Verifizierung, die dafür "missbraucht" wurde dafür zu sorgen,
dass sich niemand einfach so anonym einschleichen konnte und damit
für viele ein Gefühl verstärkter Sicherheit gab.
Es ist eben schon eine gewisse Hemmschwelle zu überwinden sich in
eine bestehende Community einzuschleichen, deren Kern sich kennt
und dann noch seine Identität über einen etwas mühsamen und
kostenpflichtigen Prozess selbst preiszugeben. Da geht man lieber
zur PlattformXY, da ist das wesentlich einfacher. Da sind die
Strukturen losgelöst von Communitys, unübersichtlicher und relativ
anonym.
Also für die Bluray begeisterte Community erst mal alles relatives
Schlaraffenland, mit nur kleinen fehlern. Da hatte man natürlich
auch verständnis, dass die dafür entstehenden sicherlich enormen
Kosten durch Werbung usw. wieder reingeholt wurden. Dwenn man hatte
das gefühl, dass dieser finanzielle Aspekt eher
untergeordnet,nebensächlich sei. Denn eigentlich drehte sich doch
allesgefühlt um einen selber, als hoffentlich engagierter
filmbegeistgerter User.
Und was ist jetzt anders? Die ganzen supertollen Services gibt es
immer noch. Imgegenteil,es wird sogar noch geschaut, dass sich
einiges verbessert. Wo ist also das Problem?
Naja,die Illusion ist weg! Man weiß jetzt, dass man nie der
Mittelpunkt war, dass es nie darum ging dem NERD die Wünsche von
den Augen abzulesen und das dann irgendwie unbemerkt zu
refinanzieren. Das ganze ist eben ein Honigtopf, der die
NERD-Fliege anlocken soll. Ein klares, nacktes Geschäft, das
finanziellen Interessen dient, hinter dem keine
Wohlfahrtsorganisation für Filmfreunde steht, sondern ein
Betreiber, der Geld verdienen will, zumindest mittel- bis
langfristig.
Man bekommt dafür den Honig, all die süßen Sachen, die das
NERD-Herz höher schlagen lassen. Die jetzt noch genauso gut sind
wie vorher, aber ohne die Illusion der Matrix. Man erfüllt eben
nicht einfach die Wünsche der User, wenn dadurch finanzielle
Interessen tangiert werden. Man beschränkt sich eben nicht nur auf
eher unauffällige Werbung, oder finanzträchte Dinge, dieman
alsUserleicht tolerieren kann. Denn als User war man nie der
Mittelpunt des Universums, wie man vielleicht dachte, sondern eine
finanzträchtige Zielgruppe. Eine Zielgruppe, die einen großen Teil
seiner Kaufkraft für eine Beschränkte Anzahl an Produkten einsetzt,
den man hier also finanz- und themengebunden leicht abschöpfen
kann. Denn hier geben wir sogar preis wofür wir unser Geld ausgeben
wollen, was wir über die Produkte denken, und wofür wir bereit
wären noch mehr Geld auszugeben.
Für ein gewisses Klientel eine sicherlich luktrative Zielgruppe
under der sich imlaufe der Zeit ein kleines Filetstück gebildet
hat, dem bisher von der finanziellen Ausschöpfung wenig Beachtung
geschenkt wurde. Eine Art Cinderella, der interne, bisher etwas
verschlafene Marktplatz. Der kostete bisher Aufwand,Platz und
Traffic und der Betreiber hatte nichts davon. Außer vielleicht
Ärger,wenn das Geschrei losging, weil sich da dann doch mal ein
Betrüger eingeschlichen hatte. Aber er hat Potential! Ein
Marktplatz bei dem es schon 30000 potentielle Kaufer und Verkäufer
gibt.
Ein guter Grundstock für etwas großes, etwas, aus dem man als
Betreiber etwas machen könnte, etwas was eben auch Geld abwerfen
kann. Denn darum geht es hier,wieimmerund überall, nicht um Blurays
und Filmfreunde, sondern um Geld. Dafür muss man aber aus dem
verschafenen Marktplatz in der Mitte der Stadt ein großes
Einkaufzentrum machen, im Industriegebiet neben der Stadt. Dafür
muss alles weg, was potentiell anzulockende Käufer und Verkäufer
abschrecken könnte. Sowas wie eine erzwungene FSK18-Verifizierung.
Denn es geht soch nicht darum für die User einen Wohlfühlmarktplatz
zu schaffen, indem sie unter sich sind. Es geht darum eine
Plattform zu schaffen, auf der möglichst viele Produkte umgesetzt
werden, der für eine breite Masse interessant ist, der für den
Betreiber zukünftig etwas bringt, ohne übermässigen Aufwand zu
kosten. Das Risiko trägt immer der User, denn der Betreiber stellt
lediglich die Handelsplattform zur Verfügung und da kann ihm ein
Sicherheitsaspekt, der zwar mit einfachen mitteln etwas bringt,
dafür aber jede menge potentielle Nutzer der Plattform abschreckt,
nur hinderlich sein.
Also hat der langjährige Bluray.de-user eigentlich noch alles was
er vorher hatte und sogar in Zukunft sicher noch etwas mehr.
Andererseits hat er aber auch alles verlohren, was er vorher zu
haben glaubte: Die Illusion, dass es hier um ihn ging und die
gefühlte Sicherheit einer Handelsplattform innerhalb der Community,
innerhalb der er sich realtiv sicher fühlte. Es ist wie mit dem
idyllischen Dorf in der Pampa, wenn der Besitzer der Grundstücke
die potentielle Luktrativität von Tourismus und offenem Handel
entdeckt und ein Fabrikverkaufs-Dörfchen mit Hotel an den Dorfrand
baut. Es werden jede Menge Leute von auswärts angelockt, was den
Umsatz ankurbelt, aber die Dörfler sind nie wieder wirklich unter
sich und die Kriminalitätsrate steigt. Den grundbesitzer freuts und
wen es stört zieht mittelfristig weg. Das ist der Lauf der Dinge,
thats life.
Aber es wird eben nie wieder so sein, wie es mal war. So gesehen
ist mit dem Schritt namens Yoomox, zumindest für mich, etwas sehr
filigranes kaputt gegangen, etwas dem viele vielleicht wenig Wert
beimessen, das in unserer heutigen Zeit jedoch selten geworden ist.
Etwas was eigentlich aber wohl immer schon eine Illusion war, aber
eine Schöne.
Herzliche Grüße
Arieve
______________________________________
![](/files/user_sigs/80422_steeljunkie.jpg)