"Ghost in the Shell" basiert auf Mamoru Oshii's Kultanime, welcher
wiederum den Manga von Masamune Shirow zur Vorlage hat.
Für Regisseur Rupert Sanders war dies die zweite Regiearbeit, nach
"Snow White and the Huntsman" und für mich der erste Film, den ich
von ihm gesehen habe. Ich kenne die ersten beiden GitS Filme von
1995 und 2004, die weiteren Filme ( Arise, New Movie ) , sowie die
Serie habe ich bisher noch nicht gesichtet, stehen aber definitiv
noch auf dem Programm.
Einen Anime als Realverfilmung umzusetzen ist durchaus kein
leichtes Unterfangen, weil man einfach so vieles falsch machen
kann.
Sanders hat es insgesamt recht gut hinbekommen, den Stoff zu
verarbeiten, geht dabei aber einen etwas geradlinigeren Weg, als es
die Vorlage tut und entmystifiziert das Thema bzw. beantwortet
einfach vieles, wo die Vorlage dem Zuschauer selbst das Denken
überlässt.
Einige Szenen des Anime finden sich hier auch 1 zu 1 wieder. Die
Actionszenen sind an sich ordentlich, lassen aber auch die Härte
vermissen, die es in der Vorlage gab. Schusswunden erzeugen kein
Blut usw., was mal wieder gemacht wurde, um eine niedrige FSK
einzuhalten und sowas missfällt mir einfach. Dass man Scarlett wohl
auch nicht nackt zu sehen bekommen würde, wie es bei Motoko in der
Vorlage der Fall ist, war eh klar, wäre aber auch nicht verkehrt
gewesen ;-). Dies jetzt aber mal außen vor aber wo man definitiv
nicht hätte einknicken sollen, ist wie gesagt der Härtegrad, auch
wenn man bei einem Big Budget Hollywood Film manchmal so seine
Kompromisse eingehen muss. Jüngst gab es ja einige Beispiele, die
das Gegenteil bewiesen haben.
Positiv ist, dass man nicht einfach einen reinen Actionknaller
daraus gemacht hat, denn das wäre der Vorlage komplett unwürdig
gewesen. In Ansätzen finden sich die philosophischen Aspekte auch
in der Realverfilmung wieder und man nimmt sich auch hier die Zeit,
Bilder sprechen und wirken zu lassen, liefert wie gesagt aber auch
viel mehr Antworten um beim direkten Vergleich zu bleiben.
Die Optik ist meistens sehr gelungen, das Design dieser Welt und
das Aussehen der Charaktere entsprechen stark der Vorlage. Das
futuristische Hong Kong sieht sehr gut aus, kombiniert Hochglanz
mit "alt und dreckig" auf sehr gekonnte Art und Weise, wie es auch
im Anime war. Die CGI sind die meiste Zeit auf sehr hohem Niveau,
schwächeln aber auch mal in vereinzelten Szenen.
Ich persönlich habe mir im Vorfeld auch lieber eine japanische
Darstellerin gewünscht, aber Scarlett Johansson hat ihre Sache ganz
ordentlich gemacht in der Rolle der Motoko. Es bedarf einer kurzen
Eingewöhnung aber sie bringt diese Zweifel, diese Frage nach dem
eigenen "Ich" und ihrem Platz in dieser Welt doch ganz gut rüber.
Was allerdings wiederum unnötig war, war diese relativ
nichtssagende Szene, in der sie ihre Identität herausfindet. Das
kam mir zu gezwungen rüber, nach dem Motto, da muss jetzt unbedingt
noch ein Hintergrund für den Hauptcharakter her, damit sich der
gemeine Zuschauer auch ja ein wenig damit identifizieren kann. Aber
gut, sei es drum. Das sind dann wohl die Kompromisse, die man bei
einer Realverfilmung eines solchen Stoffes fürs Mainstreampublikum
machen und hinnehmen muss.
Takeshi Kitano war in seiner leider kurzen Screentime klasse wie
immer aber auch etwas verschenkt.
Der Score geht natürlich im direkten Vergleich unter. Kenji Kawai
hat im Anime einen für seine Verhältnisse minimalistischen Score
komponiert und selbst dieser hatte immer noch stellenweise eine
epische Kraft. Hier allerdings wird dieser nur zu Beginn und am
Ende angespielt, wenn ich mich recht entsinne und dazwischen ist
nichts großartig hängen geblieben diesbezüglich.
Alles in allem ist diese Realverfilmung des Animeklassikers
sicherlich nicht der große Wurf aber umgekehrt auch kein
Totalausfall. Nachdem ich den Film so 2-3 Tage habe sacken lassen,
komme ich zu einer ordentlichen Wertung von knapp 7 / 10
Punkten.
Wenn man damit leben kann, dass Sanders\' Realfilm einem das meiste
Vorkaut und auf dem Silbertablett serviert, kann man sicherlich
ganz gut unterhalten werden, was bei mir der Fall war. Den Anime
bevorzuge ich aber ganz klar.