Habe ihn nun auch endlich gesehen. 2 Monate lag das Steelbook da,
immer schwirrten mir die 165 Minuten Laufzeit und die Kommentare
des 'langgezogen, im Mittelteil leicht langweilig' durch den
Kopf.
Aber gestern habe ich mir den Film endlich angesehen.
Der Einstieg selbst ist tatsächlich zu lang geraten, da rund 2
Minuten für Standbilder der Natur verbraten werden, die nicht nötig
sind. Es ist also eher ein Gefühl der Länge als tatsächliche Zeit.
Großartig ist der Einstieg trotzdem. Da werden alle wichtigen
Charaktere gezeigt, insbesondere mein Favorit Walton Goggins als
rassistischer Chris Mannix und Samuel L. Jackson als ebenfalls
rassistischer Nordstaaten Major brillieren von Anfang an. Für
Goggins ist das nach 6 Jahren Justified quasi ein thematisches
Heimspiel und das merkt man, er fühlt sich pudelwohl.
Das Setting in Minnies Kurzwarenladen ist dann richtig klasse. Es
stürmt, es ist saukalt, es sind einige zwielichtige Gestalten
unterwegs und irgendetwas stimmt nicht ... Dieses Gefühl wird
klasse transportiert und hilft auch über die Zeit hinweg, in der
Samuel L. Jackson und Mannix noch nicht im Raum sind. Diese 25
Minuten ohne die Beiden ziehen sich, da sich Wiederholungen häufen,
die storybedingt sind. Zudem ist Tim Roth nervig und verschenkt.
Als es dann aber losgeht mit dem Kapitel 'Daisy Domergue's
Geheimnis', ja dann ist Pfeffer und drive ohne Ende drin. Es wird
gemordet und ermittelt in der typischen Tarantino-Dialogstruktur,
dass es eine Freude ist. Generell sind die Dialoge nicht schlechter
als bei anderen Filmen, vielmehr sind sie etwas oberflächlicher bei
einigen Figuren, so dass der Zuschauer übersehen kann, was nur
durch kleine Hinweise, Betonung oder Wortwahl überhaupt real ist
(bspw. die alte Geschichte von Samuel L. Jackson rund um seinen
Penis). Das kann so passiert sein, das kann auch gelogen sein, was
wahrscheinlicher ist, da er ja sagte, dass das eine wunderbar
grafische Vorstellung wäre.
Stark hingegen wird in dem Film das Thema Rassismus behandelt,
meist sehr offensichtlich, manchmal aber auch im kleinen wenn es um
Minnie geht oder auch um Chris Mannix oder Kurt Russell. Manche
sind ehrliche Rassisten, manche sind unehrliche Rassisten und
manche sind keine, tun aber so als ob. Das fand ich richtig
stark.
Generell zieht einen das Kammerspiel in den Bann und die letzten 65
Minuten sind einfach großartig und in Windeseile vorbei.
8/10
agentsands
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