Geschrieben: 25 Dez 2013 18:19
The Big Bang Theory - Die komplette sechste
Staffel
Story 4
Bild 8
Ton 5
Ausstattung 6
Gesamt 6
Von den Kritikern größtenteils in der Luft zerfetzt aber von den
Zuschauern vergöttert: The Big Bang Theory hat sich innerhalb
seiner sechs Jahre im TV zu einer der aktuell erfolgreichsten
Serien entwickelt. Ungewöhnlich für eine Sitcom – alle Staffeln
sind bisher im Heimkino auf Blu-ray verfügbar. So erscheint nun
auch Runde sechs mit neuen Extras in HD in Deutschland und fasst
alle 24 Folgen der Staffel zusammen.
Story
Leonard, (J. Galecki), Sheldon (J. Parsons) und sogar Howard (S.
Helberg) sind mittlerweile in festen Händen und nur noch
Teilzeit-Geeks. Ihre Freundinnen Penny (K. Cuoco), Amy (M. Bialik)
und Bernadette (M. Rauch) nehmen einen großen Teil ihrer Zeit in
Anspruch. Die Damen haben aber mit den Nerds ihre liebe Mühe,
speziell da auch noch Zwangs-Single Raj (K. Nayyar) von beiden
Seiten seine Aufmerksamkeit fordert.
In den ersten drei Jahren war The Big Bang Theory (TBBT) eine
Sitcom, die den Spagat zwischen Parodie auf und Hommage an die
Geek-Kultur gemeistert hat. Ab der vierten Staffel entschieden die
Macher um Chuck Lorre und Bill Prady sich den Schwerpunkt der
Folgen etwas weg von den popkulturellen Anspielungen und mehr auf
das Zwischenmenschliche zu verlagern. Bei Fans und Kritikern kam
dieser neue Fokus unterschiedlich an. Die Quoten der Serie boomten
aber. Nachdem Staffel 5 wieder mit einigen Highlights (unvergessen
der stimmliche Gastauftritt von Leonard Nimoy) punkten konnte,
liegt mit der kompletten sechsten Staffel nun der Tiefpunkt der
Serie vor. Festzumachen ist dies an mehreren eklatanten Schwächen,
welche sich durch die Staffel ziehen. Am auffälligsten ist der Hohn
der Autoren gegenüber den eigenen Charakteren. So münden die Gags
der meisten Folgen darin, dass der Zuschauer mit dem Finger auf
Leonard, Sheldon, Howard und Co. zeigen soll, nach dem Motto “Guck
mal wie bescheuert die sind!”. Von der liebevollen Zuneigung für
die Geek-Kultur ist nichts geblieben. Noch schlimmer trifft es die
einst sympathische Nachbarin Penny. Jene übernimmt nur noch die
Funktion sich wahlweise ordentlich einen anzusaufen, um gemeinsam
mit dem Zuschauer über die Geeks zu motzen oder aber als
stereotyper Blondinenwitz selbst zum Opfer des potentiellen Spottes
des Publikums zu werden. Bei diesem Muster fragt man sich als
Zuschauer, warum man noch ein Interesse an den Protagonisten haben
sollte, wenn selbst die Autoren keine Sympathie mit ihnen
empfinden. Dazu kommt, dass „The Big Bang Theory“ die
wissenschaftlichen Anspielungen früherer Tage fast ausschließlich
gegen Holzhammer-Humor ersetzt hat, der weniger amüsiert als zum
Augenbrauen hochziehen animiert. Sicher, Chuck Lorre stand mit TBBT
noch nie für subtilen Witz, doch in seinem sechsten Jahr ist das
Niveau der Serie merklich gesunken.
Schade ebenso, dass viele Folgen in einer klischeehaften
Geschlechter-Zweiteilung münden. Amy, Bernadette und Penny machen
“Weiberkram” und wirken wie in einem zweitklassigen Spin-Off zu
„Sex and the City“, während Leonard, Sheldon, Howard und Raj
vermeintlich Geekies fabrizieren. Nur, dass deren Hobbies oftmals
gar nicht so ungewöhnlich sind, wie die Autoren zu glauben
scheinen. Comic-Verfilmungen anschauen, Rollenspiele zocken, Star
Trek zitieren... all das ist mainstreamiger geworden, als“ The Big
Bang Theory“ uns glauben machen möchte. Was am Ende bleibt, ist
eine Serie, der man anmerkt, dass die Macher ihrer eigenen Figuren
überdrüssig werden. Da können selbst alte und neue Gaststars wie
Wil Wheaton, Kate Micucci und Bob Newhart wenig retten.
Bildqualität
Beim Bild bleibt sich The Big Bang Theory treu. Den Zuschauer
erwarten sehr kräftige Farben und steile Kontraste. Bei den
konstanten Schwarzwerten gibt es keinerlei Mängel. Detailgrad und
Schärfe bewegen sich im Mittelfeld, was aber an den
Sitcom-Produktionsbedingungen der Serie liegt. Obwohl 24 Folgen mit
je ca. 20 Minuten auf zwei Blu-rays verteilt wurden, hält sich die
Kompression angenehm im Hintergrund. Manchmal erkennt man leichtes
Banding, das fällt aber im guten Gesamteindruck nur sehr geschulten
Augen auf.
Tonqualität
Auch wenn es sich hier nur um eine vor Publikum gedrehte und
dialoglastigen Sitcom handelt, reißt die schnöde Stereo-Tonspur in
Dolby Digital wahrlich nicht vom Hocker. So zentriert sich das
Geschehen auf die deutsche Synchronisation, welche bei Fans
weiterhin umstritten bleibt. Fairerweise sei erwähnt, dass auch die
englische, verlustfreie Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 kaum
einnehmender klingt und ebenfalls einen eher zweckmäßigen Eindruck
hinterlässt.
Ausstattung
Das Bonusmaterial zur sechsten Staffel ist sehenswerter als die
Episoden selbst und liegt komplett in HD vor. „Die Unendlichen
Weiten des Comedy-Universums“ (ca. 11 Min.) beschäftigt sich
mithilfe der beiden echten Astronauten Buzz Aldrin und Mike
Massimino mit Howards Reise ins All. „Houston, wir haben eine
Sitcom“ (ca. 10 Min.) bleibt auf diesem Pfad und zeigt, wie die
Cast-Mitglieder den Astronauten Joe Acava mit einem Skype Chat
überraschen.“ The Big Bang Theory“ auf dem Paley Fest 2013 (ca. 28
Min.) zeigt, wie das Team aus der Serie auf besagter Veranstaltung
die Fragen der Fans beantwortet. In 30 Minuten diskutieren die
Schauspieler wiederum die Charakterbeziehungen von Paaren wie
Leonard und Penny oder Howard und Bernadette. Rund neun Minuten
verpatzte Szenen runden die Extras ab.
Fazit
The Big Bang Theory liefert technisch gehobenen Sitcom-Standard.
Das Bild ist zwar weich und von den Details her im Mittelfeld
anzusiedeln, bietet auf Blu-ray gegenüber den DVDs aber viel
kräftigere Farben und sattes Schwarz. Leider ist die deutsche
Stereo-Spur genau wie der englische Surround-Mix nur zweckmäßig –
dem Material aber angemessen. Schön, dass ein rundes Extrapaket
enthalten ist, das lustiger ist als die durchwachsene sechste
Staffel selbst. The Big Bang Theory – Die Komplette Sechste Staffel
kann man nur Fans von Holzhammer-Humor empfehlen, die keinen Wert
darauf legen, Sympathie für die Protagonisten der Serie zu
empfinden. So verkommen die einst liebenswerten Leonard, Sheldon,
Penny und Co. zu Spottobjekten, über deren Art sich der Zuschauer
mokieren soll. Spaß, und darum geht es bei einer Sitcom, kommt nur
selten auf. Denn die flachen Gags zünden nur in Ausnahmefällen.
Auch wenn die Quoten explodieren, ist The Big Bang Theory – Die
Komplette Sechste Staffel eine herbe Enttäuschung. TBBT entwickelt
sich zu dem, was viele Kritiker der Serie seit Anfangstagen
nachsagen. Zu einer dummen Serie über kluge Menschen. Hoffen wir,
dass Staffel 7 eine Abkehr von diesem Kurs bringt. (anw)
Kaufempfehlung
5 von 10
Die Kaufempfehlung der The Big Bang Theory - Die komplette sechste
Staffel Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.
Testgeräte TV: Panasonic TX-P65VT50E
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG
AVR: Onkyo TX SR 606
Boxen: Heco Victa 5.1 Komplett-Set
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG