Film: 8/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 8/10
Die Biker-Serie Sons of Anarchy von Kurt Sutter erfreut sich
ungebrochener Beliebtheit. Während im amerikanischen Fernsehen
bereits die sechste Staffel ausgestrahlt wurde, wartet Deutschland
sehnsüchtig auf Neuigkeiten von den harten Jungs aus dem fiktiven
Charming. Pünktlich zum Nikolaustag brachte 20th Century Fox die
dritte Staffel der FX-Originals-Serie auf den deutschen Markt und
dieses Review soll klären, ob die Jungs noch fest im Sattel
sitzen.
Film:
Im Mittelpunkt der dritten Staffel steht die Entführung von Jax (C.
Hunnam) Sohn Abel. Während innerhalb des Chapters noch diskutiert
wird, wie der Vergeltungsschlag auszusehen hat, ist Gemma (K.
Sagal) auf der Flucht vor Agent Stahl, welche einen Haftbefehl
gegen die Old Lady des Clubpräsidenten Clay (R.Pearlman) erwirkt
hat. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass ein Teil des
Chapters, trotz eines schwebenden Verfahrens welches ihnen
verbietet das Land zu verlassen, nach Belfast reist, um dort sowohl
Abel zu befreien, als auch mit den Feinden abzurechnen.
Währenddessen spitzt sich die Situation in Charming zu, denn die
Mayans, ein verfeindeter Motorradclub, plant dort die Macht an sich
zu reißen.
Trotz einiger Längen in der ersten Hälfte, ist auch die dritte
Staffel ausgesprochen spannend und sehenswert. Statt satter Action
und Feuergefechten steht in den ersten Episoden vor allem die
Weiterentwicklung der Hauptcharaktere im Vordergrund und das
Machtgefüge des Clubs kommt ein ums andere Mal heftig ins Wanken.
Vor allem der Clinch zwischen dem Clubpräsidenten Clay und dessen
Stiefsohn Jax ist eine erstklassige Charakterstudie und
Adrenalinkino pur, auch ohne große Action. Wer also auf Action
zugunsten einer gut durchdachten und packenden Story verzichten
kann, der wird von Anfang an mit der dritten Staffel seine Freude
haben. Auf handfeste Action und brutale Auseinandersetzungen muss
man allerdings auch nicht verzichten, denn spätestens mit dem Trip
nach Irland wird auch in dieser Hinsicht ordentlich etwas geboten.
Fans der Serie werden jedenfalls sicher nicht enttäuscht werden.
Vor allem, da die 13 Episoden genügend Nebenhandlungsstränge mit
Entführungen, Morden und Verrat in den eigenen Reihen
beinhalten.
Das Cluboberhaupt Clay wird erneut von dem Charakterkopf Ron
Perlman gespielt, der gewohnt aggressiv und emotional auftritt und
seine Rolle zu jeder Zeit voll und ganz ausfüllt. Die zweite
Hauptrolle des Jax Teller, dem stellvertretenden Präsidenten des
Clubs und Hauptprotagonist, wird von Charlie Hunnam dargestellt.
Auch er ist inzwischen mit der Rolle gewachsen und liefert eine
Performance ab, die von totaler Verzweiflung bis hin zur unbändigen
Wut alles bietet. Auch seine Filmmutter Gemma, gespielt von Katey
„Peggy Bundy“ Sagal, kann die Zuschauer mit der Darstellung ihrer
Rolle komplett für sich gewinnen.
Schön sind auch die Gastauftritte von Stephen King, der mit seiner
eigenen Harley den „Cleaner“ Bachmann (eines von Kings bekanntesten
Pseudonymen) spielt - eine Rolle voller Anspielungen auf den König
des Horrors. Auch Hollywoodlegende Hal Holbrock wurde mit einer
kleinen Nebenrolle als Gemmas Vater geehrt, und erfüllt diese mit
dem ihm eigenen Charme.
Die Verlagerung der Haupthandlung nach Irland bringt ebenfalls
einige interessante Aspekte mit ins Spiel. Das fängt bereits bei
der neu interpretierten Version des Titelsongs an, die mit klar
irischem Einschlag und landestypischen Instrumenten gleich zu
erkennen gibt, dass hier ein anderer Weg eingeschlagen wird. Die
irischen Landschaften sind auch wie geschaffen für eine Serie,
deren Dreh- und Angelpunkt auf der Straße liegt. Die politischen
Begebenheiten und nicht zuletzt die Einbindung der IRA sorgen für
zusätzlichen Zündstoff, während das Erscheinen des Clubs in Übersee
und die Einmischung in die dort vorherrschenden Machtverhältnisse
klar wieder als Kritik an der Außenpolitik der Vereinigten Staaten
und als Metapher für die Kriegstreiberei im Ausland verstanden
werden kann.
Unterm Strich ist die dritte Staffel der Biker-Serie zwar ruhiger,
aber keineswegs weniger spannend als seine Vorgänger. Darüber
hinaus werden hier bereits zahlreiche Weichen gelegt, welche die
folgenden Staffeln erheblich prägen und am Ende wird das Warten auf
die folgenden Staffeln schier unerträglich.
Bildqualität:
Wie schon bei den ersten beiden Staffeln liegt die Bildqualität der
drei Discs umfassenden Box auf hohem Niveau. Vor allem das
Farbspiel ist in dieser Staffel phänomenal. Im warmen Kalifornien
dominieren warme Orangetöne, während auf der grünen Insel leicht
unterkühlte Farbtöne vorherrschen. Der Schwarzwert ist ebenso
hervorragend wie die Schärfe, die selbst kleinste Details wie
Kratzer oder Staub auf den Kutten der Biker und jeden einzelnen
Schweißtropfen und jedes Barthärchen perfekt erkennen lässt. Selbst
Panoramaaufnahmen, von denen es bei dem Trip nach Irland nur so
wimmelt, verfügen über eine wundervolle Detailvielfalt.
Tonqualität:
Tontechnisch bietet die Serie ebenfalls einige Höhepunkte, bleibt
allerdings nach wie vor ein wenig hinter den Erwartungen zurück.
Das Wummern der Harley-Motoren wäre eine Einladung für den
Subwoofer, die dieser leider nur selten annimmt. Alles in allem
bleibt die dialogorientierte dritte Staffel überwiegend
frontlastig, bietet aber dennoch hin und wieder ein paar dezente
aber stimmige Highlights aus den Rearboxen. Wenn die Jungs mit
ihren Maschinen über die Landstraßen brettern oder es auf dem
Gefängnishof zur Sache geht, kann man sich auch nicht über fehlende
Signalortung beschweren. Dazu gibt der rockige Soundtrack
ordentlich was auf die Ohren. Trotz der klar verständlichen Dialoge
und der lautstarken Feuergefechte fehlt es der Serie dennoch an dem
nötigen Wumms.
Ausstattung:
- Audiokommentar zur Episode „Abel“
- Audiokommentar zur Episode „Nichts als die Wahrheit“
- Audiokommentar zur Episode „NS“
- Die Zukunft beginnt jetzt (9:41 Minuten)
- Diskussion der Autoren am runden Tisch (18:14 Minuten)
- Motorrad Workshop (15:45 Minuten)
- Das Staffelfinale mit Regisseur Kurt Sutter (5:30 Minuten)
- Skriptlesung der Episode „NS“ (44:04 Minuten)
- Spaß am Set (3:02 Minuten)
- Entfallene Szenen (27:50 Minuten)
- Fox Moviechannel präsentiert die Weltpremiere Sons Of Anarchy –
Season 3 (5:12 Minuten)
Neben drei informativen Audiokommentaren zu ausgewählten Episoden
bekommt man im Bonusbereich noch eine komplette Folge als
Skriptlesung zu sehen, es gibt ein kleines Feature über das
Customizing von Bikes, einen Einblick in die Entstehung der
einzelnen Episoden und haufenweise geschnittener Szenen. Diese
lassen sich entweder separat abspielen oder gleich in die
entsprechende Episode integrieren. Mit Ausnahme der Audiokommentare
sind sämtliche Extras optional deutsch untertitelt.
Darüber hinaus verfügt das 3-Disc-Set über eine Programmierung, die
sich die Stelle merkt, an welcher man aufgehört hat zu schauen, und
zwar discübergreifend. Sprich: Wenn man gerade bei Episode 3 war,
und dann die dritte Disc einlegt, bekommt man sofort gesagt, auf
welcher Disc man zuletzt aufgehört hat. Das ist zwar nur eine
Kleinigkeit, allerdings ein netter Service, den sich andere Serien,
die sich über mehrere Scheiben strecken, gerne abschauen
dürfen.
Fazit:
Auch im dritten Jahr haben die Jungs von Samcro keinen Anlass zu
meckern. Satte Farben, hervorragende Schärfe und eine unglaubliche
Detailvielfallt mischt sich mit sattem Sound in perfekter
Abstimmung, bei dem es letztendlich nur ein wenig an der Power
fehlt. Die Extras sind umfangreich und lassen Fanherzen höher
schlagen.
Die dritte Staffel beginnt, im Vergleich zu den beiden Vorgängern,
relativ zahm, legt aber spätestens mit dem Vergeltungstrip nach
Irland ordentlich zu, und begeistert durch eine stimmige,
dramatische Storyline. Fans der Serie können getrost zugreifen.
(ms)