Gestern habe ich es endlich mal geschafft die erste Staffel der
MTV-Serie „The Shannara Chronicles“ fertig zu schauen. Lange habe
ich die Serie vor mir her geschoben, zu sehr war meine Befürchtung,
dass mich das Ergebnis eigentlich nur enttäuschen könnte. Eine
MTV-Fantasy Serie, mit augenscheinlich recht niedrigem Budget.
Gedacht für eine Zielgruppe, die um einiges jünger ist als ich es
bin. Die sehr viel mehr mit dem Postapokalyptischen Setting
kokettiert, als das bei den Büchern der fall war, wo ich solch ein
Setting ja auch so gar nicht mag.
Warum ich sie mir trotzdem angetan habe? Weil ich vor vielen vielen
Jahren eine recht große Anzahl der Bücher dieser
Endlos-Fantasy-Reihe gelesen habe und unter sehr viel Durchschnitt
ein paar Perlen darunter waren. Beispielsweise der Story-Bogen
welcher der ersten Staffel zugrunde liegt.
Angefangen hatte es damit, dass ich immer auf der Suche nach „guter
Fanrasy“ war, nachdem mich „Der Herr der Ringe“ in seinen Bann
gezogen hatte. Da ich damals einen ziemlich hohen Bücherkonsum
hatte und die städtische Bücherei dahingehend schon mehr als
abgegrast war, traf es sich gut, dass ein guter Freund eines Tages
mit einigen Büchern ankam und meinte, die sollte ich doch mal
lesen. Das war der erste Handlungsbogen der Shannara-Reihe von
Terry Brooks und ich war beim Lesen ziemlich enttäuscht.
08/15-Fantasy in einer 08/15-Fantasy-Welt, der Plot dreist vom
„Herr der Ringe“ geklaut, auf dem gefühlten Niveau von besserer
Fanfiction, aber trotzdem spannend.
Da ich die Bücher geliehen bekam und durch den Freund einen
Diskussionspartner über die Handlung hatte, las ich letztendlich
auch die Bücher des zweiten Storybogens durch und der packte mich
dann wirklich. Die Protagonisten waren andere, jedoch der Held
wieder ein sich recht dämlich anstellender, sehr junger Normalo,
der seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hatte. Dann eine
Elfenprinzessin, die voll dem Klischee der taffen,
befehlsgewohnten, aber trotzdem öfter auch zu rettenden Prinzessin
entsprach, das so gar nicht mittelalterlich ist, aber spätestens
seit „Star Wars“ etabliert und oft kopiert ist. Soweit so normal
und soweit auch furchtbar langweilig. Jedoch gab es da noch diese
„Zigeunerin“, die in einem Rollenspiel einer „neutral guten Diebin“
entsprechen würde. Mit dieser Figur gelang es Terry Brooks mich
emotional voll mitzunehmen, denn ich habe selten einen besseren
Charakter dieser Art erlebt. Ihre Motivation war jederzeit
nachvollziehbar. Sie war es gewohnt, dass man nicht weiter kommt,
wenn man anderen zu sehr vertraut, nicht zuerst an sich und die
eigenen Interessen denkt. Dann traf sie auf die langweilige Gruppe
auf ihrer unweigerlichen Weltrettungsqueste und lernte langsam und
mit Rückschlägen Freundschaft und Vertrauen. Natürlich verliebte
sie sich auch noch in den die Prinzessin anschmachtenden Helden.
Dieses Dreieck wurde jedoch, zumindest soweit meine Erinnerung mich
nicht im Stich lässt, recht dezent und unterschwellig beschrieben.
Trotzdem schrie über weite Strecken alles in mir „Mensch Will, was
willst Du mit dieser doofen Prinzessin? Die Zigeunerin ist
vielleicht etwas anstrengender, dafür aber 1000x interessanter und
langweilig wird es mit ihr nie werden!“. Diese emotional packende
Gruppendynamik und auch das sehr bittersüße Happy-End überzeugten
mich so sehr von der Story, dass ich sie mir als Sammelband für
meine persönliche Bibliothek gekauft habe und noch besitze.
Der weitere Verlauf meiner Erfahrungen mit der Shannara-Reihe ist
schnell erzählt. Ich habe mir lange viele der Bücher zugelegt und
gelesen. Die Qualität schwankte meist zwischen „nicht so gut“ und
„guter Durchschnitt“, wobei es für mich noch einen weiteren
Höhepunkt gab, den ich sogar noch besser fand als die Geschichte um
die „Elfensteine von Shannara“. Irgendwann hatte ich jedoch von den
spannenden, aber für mich eben doch im Durchschnitt nicht wirklich
überzeugenden Reihe genug. Sehr viel später habe ich mir dann
wieder mal aus nostalgischen Gründen eines der späteren Bücher
gekauft. Dort wurde sehr viel Wert auf eine postapokalyptische
Vergangenheit gelegt und gezeigt, dass die phantastische,
mittelalterliche“ Welt Jahrhunderte nach einem Atomkrieg spielen
würde. Dieser Faktor war in den frühen Büchern gar nicht, bis kaum
aufgetaucht. Außerdem wollte, zumindest bei dem von mir gekauften
Buch, noch nicht mal Spannung aufkommen. Plötzliche Wendungen der
Marke Zufall, oder abgedrehter Magie, war ich zwar von der Reihe
gewohnt, aber zumindest spannend waren alle früheren Bücher
gewesen.
Jetzt sollte also eines der wirklich guten Bücher der Reihe als
Serie bei einem Sender in Produktion gehen, der mir nicht gerade
für qualitative Produkte bekannt ist, sowohl was die Effekte, als
auch was den Inhalt angeht. Teenies als Zielgruppe, das von mir
nicht gerade geliebte postapokalyptische Setting sehr im
Vordergrund, auch was die Ausstattung und Kleidung angeht, kann das
gutgehen? Die Kritiken hier waren ja auch sehr gemischt. Von
fehlender schauspielerischer Qualität war die Rede, von Zickenkrieg
im Liebesdreieck und von Entfernungen, die plötzlich im Nuh
überwunden werden können.
Trotz aller Befürchtungen hat mir die Serie aber wirklich sehr gut
gefallen und ich freue mich echt schon auf die zweite Staffel. Gut
fand ich gelöst, dass der dröge erste Story-Bogen rund um Shea
Shannara nicht umgesetzt wurde, jedoch trotzdem durch Gespräche
etc. allgegewärtig war. Das gab einem echt das Gefühl in einer
greifbaren Welt mit Background zu sein. Der zweite Storybogen hat
da Charaktertechnisch um eingies mehr zu bieten. Klar, das Dreieck
Amberle, Eritrea und Will wurde ziemlich ausgewalzt, mehr als in
den Büchern, auch was die erotische Komponente angeht. Wil hat für
mich ein Backpfeifengesicht (Sorry) und mir ist nicht klar was die
Mädels an ihm finden, aber hey, das ist zumindest Buchkonform! Es
gibt kaum „Monster des Tages“, anders als in anderen Fantasy-Serien
(z.B. „Legend oft he Seeker“) und die Story wird sehr stringent
vorangetrieben. Der Postapokalyptische Ansatz ist sehr gut
integriert und wird sehr gut für einige schöne Seitenhiebe benutzt.
Auch die Mittelalterlich/Modern gemixte Kleidung passt wunderbar
rein. Und die haben „meine“ Eritrea nicht versaut! Auch hier gute
Motivation, gute Charakterdarstellung und –entwicklung und Ivana
Baquero ist echt süß. Die Schauspielerischen Leistungen waren auf
einem wirklich akzeptablen Niveau. Bei keinem so schlecht, dass es
mich aus der Story gehauen hätte und bei einigen auch wirklich gut.
Klar, dass Austin Butler und Poppy Drayton ziemlich abkacken. Ihre
Charaktere geben nämlich nicht wirklich viel her, was aber auch
wieder Buchkonform ist. Bei Frau Drayton merkt man schon, dass da
wenig Emotionen rüberkommen, besonders beim emotionalen Ende, aber
sie wird nach Beendigung der Queste ja wohl sowieso in einer
zweiten Staffel nicht mehr dabei sein, denke ich.
Die Effekte schwankten zwischen offensichtlich bis recht gut, was
ich für eine Serie mit einem solchen Budget auch akzeptabel finde.
Neben einzelnen Darstellern des Heldentrios ragen ansonsten nur
noch Manu Bennett und John Rys-Davies heraus und zumindest einer
der beiden wird uns ja wohl auch in Staffel 2 erhalten bleiben.
Trotz des erhöhten Soapfaktors fand ich die Dreiecksbeziehung des
Heldentrios OK, da hat eine durchschnittliche DC-Serie für mich
einen nervigeren Soap-Faktor. Bedenkt man die junge Zielgruppe,
kann ich als „Opa“ da echt nicht meckern. Klar die Story selbst ist
eine durchschnittliche McGuffin-Queste und wieder mal wird die Welt
gerettet, aber so ist Swort&Sourcery eben und solange es gut
gemacht ist und die Charaktere eine gute Dynamik bringen, kann es
mir nur recht sein.
Wie es ausschaut gibt es ja noch viel zu entdecken und anders als
in den Büchern wird es in der zweiten Staffel ja wieder um Wil
Ohmsford und Eritrea gehen, was auch mich als Buchleser neugierig
macht. Solange sie die Spannung zwischen den Beiden nicht zu lange
am Köcheln halten und die Sache ähnlich ausgeht wie in den Büchern,
soll mir das auch recht sein. Aus Will scheint ja langsam auch was
Vernünftiges zu werden, zumindest hat er sich gegen Ende nicht mehr
so dämlich angestellt. Einiges an Potential bietet auch das
allgegenwärtige postapokalyptische Setting, hätte ich nie gedacht
dass ich etwas wogegen ich sonst Aversionen habe mal erfrischend
finden würde.
Meine Wertung zu Staffel 1: Gute 7 von 10 Elfensteinen
Herzliche Grüße
Arieve
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