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Fahrenheit 451

Gestartet: 22 Okt 2013 20:52 - 0 Antworten

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#1
Geschrieben: 22 Okt 2013 20:52

Michael Speier

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Film: 7/10
Bild: 6/10
Tonqualität: 6/10
Extras: 7/10

Bei einer Temperatur von 451 Grad Fahrenheit würden Bücher, ohne weiteres Zutun, von alleine Feuer fangen. Diese (fälschliche) Aussage animierte den im letzten Jahr Verstorbenen Autor Ray Bradburry zu dem Titel für eines seiner bekanntesten und meistverkauftesten Werke.

Frankreichs großartiger Kunstfilmer Francois Truffaut (Schießen Sie auf den Pianisten, Jules und Jim) nahm sich des Stoffes an, und drehte 1966 seinen ersten und einzigen englischsprachigen Kinofilm. Die Hauptrollen besetzte er mit Julie Christie (Doktor Schiwago) und Oskar Werner, mit dem er bereits in Jules und Jim zusammengearbeitet hatte. Herausgekommen ist ein Film, der heute zu den Meisterstücken des modernen Kinos gehört.


Film:

Die Zukunft: Das Lesen wurde verboten, da gedruckte Worte die Menschen auf dumme Ideen bringen. Der freie Wille zählt nichts, und die Bevölkerung verdummt vor pausenlos ausgestrahlten Fernsehsendungen. Der Feuerwehrmann Guy Montag (O. Werner) ist Mitarbeiter einer Spezialeinheit, welche verbotene Bücher ausfindig macht und diese verbrennt. Eines Tages lernt er jedoch die junge Lehrerin Clarisse (J. Christie) kennen und verliebt sich in sie. Auch Clarisse ist von Guy sehr angetan, obwohl sie mit seinem Beruf hadert. Sie zeigt ihm die Schönheit des gedruckten Wortes, und schon bald erkennt Guy, wie wert- und wundervoll Bücher sind. Allerdings macht ihn das zum Staatsfeind, und so muß er untertauchen, doch aus seinem Unterschlupf heraus beginnt er die Revolution gegen das System.

Der französische Filmemacher Francois Truffaut nahm die literarische Vorlage des bekannten Autoren Ray Bradbury, und schuf aus der Essenz dieses kleine Meisterwerk. Zwar wurden viele Elemente des Romans (teilweise auf Anraten des Autors selbst) entfernt, aber dennoch blieb genug Substanz übrig, um Bradburys dystopischer Erzählung gerecht zu werden und die Kernaussage zu treffen. Von der Thematik her traf der vor kurzem verstorbene Ray Bradbury, der in den Extras auch selbst zu Wort kommt, den Ton der Zeit. Er zeichnet eine düstere, apathische Welt voller unsinniger Regeln und eine Gesellschaft, die diese ohne zu hinterfragen befolgt. Auch die Bilder, die Truffaut dazu auf die Leinwand zaubert, passen schön ins Bild. Man nehme alleine die vielsagende Botschaft, dass der Bücherfreund seine Schätze in einem ausgehölten Fernsehapparat verbirgt.

Der Film ist zwar ein kleines Meisterwerk voller Spitzen, Anspielungen (so wird der Vorspann beispielsweise vorgelesen, da das Lesen selbst ja verboten ist) und Tricktechnischer Spielereien (das Anlegen der Schutzausrüstung am Anfang des Films sind die rückwärtslaufenden Bilder des Ausziehens), aber all diese Kleinigkeiten machen in der Summe noch keinen guten Film. Das soll nicht heißen, dass der Film schlecht ist. Lediglich die etwas zu langsame Inszenierung ist aus heutiger Sicht nicht mehr ganz zeitgemäß und einige Szenen wirken unfreiwillig komisch. Als Zeitdokument funktioniert er jedoch allemal und auch die Aussagekraft ist nach wie vor vorhanden. Allerding ist es fraglich, ob diese in einer Zeit, in der viele Befürchtungen des Films fast eingetroffen sind, überhaupt noch als solche erkannt wird.

Für die Hauptrolle des am System zweifelnden Feuerwehrmannes Guy Montag holte Truffaut sich den österreichischen Schauspieler Oskar Werner an Bord, mit dem er schon zuvor Jules und Jim gedreht hatte. Allerdings sollte es keine weiteren gemeinsamen Arbeiten mehr geben, denn Werner und Truffaut vertraten völlig unterschiedliche Ansichten, was die Figur Montags anging, so das Werner zum Ende der Dreharbeiten ähnlich rebellierte wie seine Figur im Film. Das hat auch zur Folge, dass Werners Darstellung ein wenig eigensinnig erscheint, ein wenig zu hölzern und wenig enthusiastisch, was allerdings die Grundstimmung des Filmes und ihrer Figuren gut zur Geltung bringt. Der weibliche Part wird von Julie Chrisie, die sowohl Montags apathische Frau, als auch die freidenkende Clarisse spielt, annähernd perfekt übernommen. Beide Rollen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, werden von ihr glaubhaft und lebensnah interpretiert, womit sie nach Doktor Schiwago erneut ihr fantastisches Talent bewies.

Heutigen Sehgewohnheiten mag der Film vielleicht ein wenig zu langsam sein. Auch wirken einige Szenen eher ungewollt komisch, aber die Aussage des Films, die Macht hinter den Bildern, ist so stark wie eh und je. Und so ist Fahrenheit 451 ein Klassiker, der ebenso wie das Buch seine Daseinsberechtigung hat, und Cineasten weltweit in seinen Bann zieht.


Bildqualität

- Verunreinigungen größtenteils bereinigt
- Teilweise stark ausblutende Kanten, Doppelkonturen
- Allgegenwärtiges leichtes Bildrauschen, besonders in hellen Szenen bemerkbar
- Eher mittelmäßige Schärfe ohne nennenswerte Highlights
- Blasse, trübe Farben mit teilweisen Schwankungen

Das etwas zu weiche Bild mit seinen trüben Farben, welche allerdings die Tristesse der betäubten Gesellschaft perfekt unterstreichen, ist weit von dem entfernt, was heute Standard ist. Natürlich muss man bedenken, wie alt der Film ist, aber angesichts wesentlich besser restaurierter Klassiker aus dieser Zeit, muss diese Veröffentlichung sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, nicht ordentlich restauriert worden zu sein.


Tonqualität:

- Ton rauscht in ruhigen Szenen
- Dialoge klar verständlich, allerdings mit auffallenden Zischlauten
- Gute Balance zwischen Musik und Dialogen

Der Ton ist alles in allem recht ordentlich, sieht man einmal davon ab, dass er über keinerlei Räumlichkeit verfügt, was der Stereotonspur geschuldet ist. Die englische Originalspur ist dabei noch etwas besser und versprüht mehr Dynamik, auch fällt hier kein rauschen auf.


Bonus:

- Audiokommentar mit Julie Christie
- Making Of (44:31 Minuten)
- Der Roman: Diskussion mit Autor Ray Bradbury (11:28 Minuten)
- Die Musik (16:42 Minuten)
- News Reel mit Julie Christie (3:40 Minuten)
- News Reel mit Francois Truffaut (15:05 Minuten)
- Originaltrailer in Englisch und Französisch
- Bildergalerie

Ein ausführliches Making Of, zeitgenössische Nachrichten und ein Audiokommentar mit Julie Christie, was will man mehr? Vielleicht deutsche Untertitel für den Audiokommentar, aber ansonsten ganz anständig für eine derartige Veröffentlichung.

Fazit:

Sein Alter kann der knapp 50 Jahre alte Streifen leider nicht verbergen. Trübe, teilweise schwankende Farben, ausblutende Konturen und mittelmäßige Schärfe, untermalt von einem leichten Bildrauschen – da wäre etwas mehr Restaurationsarbeit nötig gewesen. Immerhin wurden die meisten, groben Filmverunreinigungen größtenteils entfernt, und nur noch hin und wieder machen sich kleinere Schmutzpartikel bemerkbar. Der Stereoton ist hingegen ganz anständig, rauscht und zischt zwar ein wenig, aber lässt die Musik und die Dialoge harmonisch ineinandergreifen. Beim Bonusmaterial wird einiges an interessanten Features aufgefahren, und ein hörenswerter Audiokommentar mit der Hauptdarstellerin rundet das Gesamtwerk ab. Leider liegt dieser ohne deutsche Untertitel vor.

Der Film ist ein Meisterwerk des Kinos mit einer zeitlosen Aussage, die heute gegenwärtiger ist denn je. Vielleicht etwas zu schleppend erzählt, vielleicht etwas merkwürdig inszeniert und ganz klar teilweise unfreiwillig komisch. Dennoch äußerst sehenswert, voller kleiner Genialitäten und für Cineasten ohnehin zu empfehlen.


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