Film: 7/10
Bild: 6/10
Tonqualität: 6/10
Extras: 7/10
Bei einer Temperatur von 451 Grad Fahrenheit würden Bücher, ohne
weiteres Zutun, von alleine Feuer fangen. Diese (fälschliche)
Aussage animierte den im letzten Jahr Verstorbenen Autor Ray
Bradburry zu dem Titel für eines seiner bekanntesten und
meistverkauftesten Werke.
Frankreichs großartiger Kunstfilmer Francois Truffaut (Schießen Sie
auf den Pianisten, Jules und Jim) nahm sich des Stoffes an, und
drehte 1966 seinen ersten und einzigen englischsprachigen Kinofilm.
Die Hauptrollen besetzte er mit Julie Christie (Doktor Schiwago)
und Oskar Werner, mit dem er bereits in Jules und Jim
zusammengearbeitet hatte. Herausgekommen ist ein Film, der heute zu
den Meisterstücken des modernen Kinos gehört.
Film:
Die Zukunft: Das Lesen wurde verboten, da gedruckte Worte die
Menschen auf dumme Ideen bringen. Der freie Wille zählt nichts, und
die Bevölkerung verdummt vor pausenlos ausgestrahlten
Fernsehsendungen. Der Feuerwehrmann Guy Montag (O. Werner) ist
Mitarbeiter einer Spezialeinheit, welche verbotene Bücher ausfindig
macht und diese verbrennt. Eines Tages lernt er jedoch die junge
Lehrerin Clarisse (J. Christie) kennen und verliebt sich in sie.
Auch Clarisse ist von Guy sehr angetan, obwohl sie mit seinem Beruf
hadert. Sie zeigt ihm die Schönheit des gedruckten Wortes, und
schon bald erkennt Guy, wie wert- und wundervoll Bücher sind.
Allerdings macht ihn das zum Staatsfeind, und so muß er
untertauchen, doch aus seinem Unterschlupf heraus beginnt er die
Revolution gegen das System.
Der französische Filmemacher Francois Truffaut nahm die
literarische Vorlage des bekannten Autoren Ray Bradbury, und schuf
aus der Essenz dieses kleine Meisterwerk. Zwar wurden viele
Elemente des Romans (teilweise auf Anraten des Autors selbst)
entfernt, aber dennoch blieb genug Substanz übrig, um Bradburys
dystopischer Erzählung gerecht zu werden und die Kernaussage zu
treffen. Von der Thematik her traf der vor kurzem verstorbene Ray
Bradbury, der in den Extras auch selbst zu Wort kommt, den Ton der
Zeit. Er zeichnet eine düstere, apathische Welt voller unsinniger
Regeln und eine Gesellschaft, die diese ohne zu hinterfragen
befolgt. Auch die Bilder, die Truffaut dazu auf die Leinwand
zaubert, passen schön ins Bild. Man nehme alleine die vielsagende
Botschaft, dass der Bücherfreund seine Schätze in einem ausgehölten
Fernsehapparat verbirgt.
Der Film ist zwar ein kleines Meisterwerk voller Spitzen,
Anspielungen (so wird der Vorspann beispielsweise vorgelesen, da
das Lesen selbst ja verboten ist) und Tricktechnischer Spielereien
(das Anlegen der Schutzausrüstung am Anfang des Films sind die
rückwärtslaufenden Bilder des Ausziehens), aber all diese
Kleinigkeiten machen in der Summe noch keinen guten Film. Das soll
nicht heißen, dass der Film schlecht ist. Lediglich die etwas zu
langsame Inszenierung ist aus heutiger Sicht nicht mehr ganz
zeitgemäß und einige Szenen wirken unfreiwillig komisch. Als
Zeitdokument funktioniert er jedoch allemal und auch die
Aussagekraft ist nach wie vor vorhanden. Allerding ist es fraglich,
ob diese in einer Zeit, in der viele Befürchtungen des Films fast
eingetroffen sind, überhaupt noch als solche erkannt wird.
Für die Hauptrolle des am System zweifelnden Feuerwehrmannes Guy
Montag holte Truffaut sich den österreichischen Schauspieler Oskar
Werner an Bord, mit dem er schon zuvor Jules und Jim gedreht hatte.
Allerdings sollte es keine weiteren gemeinsamen Arbeiten mehr
geben, denn Werner und Truffaut vertraten völlig unterschiedliche
Ansichten, was die Figur Montags anging, so das Werner zum Ende der
Dreharbeiten ähnlich rebellierte wie seine Figur im Film. Das hat
auch zur Folge, dass Werners Darstellung ein wenig eigensinnig
erscheint, ein wenig zu hölzern und wenig enthusiastisch, was
allerdings die Grundstimmung des Filmes und ihrer Figuren gut zur
Geltung bringt. Der weibliche Part wird von Julie Chrisie, die
sowohl Montags apathische Frau, als auch die freidenkende Clarisse
spielt, annähernd perfekt übernommen. Beide Rollen, die
unterschiedlicher kaum sein könnten, werden von ihr glaubhaft und
lebensnah interpretiert, womit sie nach Doktor Schiwago erneut ihr
fantastisches Talent bewies.
Heutigen Sehgewohnheiten mag der Film vielleicht ein wenig zu
langsam sein. Auch wirken einige Szenen eher ungewollt komisch,
aber die Aussage des Films, die Macht hinter den Bildern, ist so
stark wie eh und je. Und so ist Fahrenheit 451 ein Klassiker, der
ebenso wie das Buch seine Daseinsberechtigung hat, und Cineasten
weltweit in seinen Bann zieht.
Bildqualität
- Verunreinigungen größtenteils bereinigt
- Teilweise stark ausblutende Kanten, Doppelkonturen
- Allgegenwärtiges leichtes Bildrauschen, besonders in hellen
Szenen bemerkbar
- Eher mittelmäßige Schärfe ohne nennenswerte Highlights
- Blasse, trübe Farben mit teilweisen Schwankungen
Das etwas zu weiche Bild mit seinen trüben Farben, welche
allerdings die Tristesse der betäubten Gesellschaft perfekt
unterstreichen, ist weit von dem entfernt, was heute Standard ist.
Natürlich muss man bedenken, wie alt der Film ist, aber angesichts
wesentlich besser restaurierter Klassiker aus dieser Zeit, muss
diese Veröffentlichung sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen,
nicht ordentlich restauriert worden zu sein.
Tonqualität:
- Ton rauscht in ruhigen Szenen
- Dialoge klar verständlich, allerdings mit auffallenden
Zischlauten
- Gute Balance zwischen Musik und Dialogen
Der Ton ist alles in allem recht ordentlich, sieht man einmal davon
ab, dass er über keinerlei Räumlichkeit verfügt, was der
Stereotonspur geschuldet ist. Die englische Originalspur ist dabei
noch etwas besser und versprüht mehr Dynamik, auch fällt hier kein
rauschen auf.
Bonus:
- Audiokommentar mit Julie Christie
- Making Of (44:31 Minuten)
- Der Roman: Diskussion mit Autor Ray Bradbury (11:28
Minuten)
- Die Musik (16:42 Minuten)
- News Reel mit Julie Christie (3:40 Minuten)
- News Reel mit Francois Truffaut (15:05 Minuten)
- Originaltrailer in Englisch und Französisch
- Bildergalerie
Ein ausführliches Making Of, zeitgenössische Nachrichten und ein
Audiokommentar mit Julie Christie, was will man mehr? Vielleicht
deutsche Untertitel für den Audiokommentar, aber ansonsten ganz
anständig für eine derartige Veröffentlichung.
Fazit:
Sein Alter kann der knapp 50 Jahre alte Streifen leider nicht
verbergen. Trübe, teilweise schwankende Farben, ausblutende
Konturen und mittelmäßige Schärfe, untermalt von einem leichten
Bildrauschen – da wäre etwas mehr Restaurationsarbeit nötig
gewesen. Immerhin wurden die meisten, groben Filmverunreinigungen
größtenteils entfernt, und nur noch hin und wieder machen sich
kleinere Schmutzpartikel bemerkbar. Der Stereoton ist hingegen ganz
anständig, rauscht und zischt zwar ein wenig, aber lässt die Musik
und die Dialoge harmonisch ineinandergreifen. Beim Bonusmaterial
wird einiges an interessanten Features aufgefahren, und ein
hörenswerter Audiokommentar mit der Hauptdarstellerin rundet das
Gesamtwerk ab. Leider liegt dieser ohne deutsche Untertitel
vor.
Der Film ist ein Meisterwerk des Kinos mit einer zeitlosen Aussage,
die heute gegenwärtiger ist denn je. Vielleicht etwas zu schleppend
erzählt, vielleicht etwas merkwürdig inszeniert und ganz klar
teilweise unfreiwillig komisch. Dennoch äußerst sehenswert, voller
kleiner Genialitäten und für Cineasten ohnehin zu empfehlen.