Story: 10/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 0/10
Der US-Kabelsender HBO ist unter Serienfans seit Jahren bekannt für
hochwertige Formate und Fernsehserien auf Kinoniveau.
Hochbudgetierte Formate wie Game of Thrones, True Blood, Boardwalk
Empire, Die Sopranos, Sex and the City; die Erfolgsgeschichte und
Liste der von HBO produzierten Serien scheint endlos zu sein. Im
Jahre 2004 ging auf HBO die von David Milch erdachte Westernserie
Deadwood an den Start, die nach nur drei Staffeln aus Kostengründen
eingestellt, aber bei Fans in bester Erinnerung geblieben, und
deren deutsche Blu-ray Auswertung nach einer qualitativ eher
dürftigen DVD-Veröffentlichung heiß erwartet wurde. Nun ist im
Hause Paramount die erste Staffel verfügbar, während noch dieses
Jahr die anderen Staffeln folgen.
Story
1876. Marshall Seth Bullock (T. Olyphant) hängt seinen Stern an den
Nagel, um mit seinem Kollegen Saul Star (J.Hawks) nach Deadwood,
South Dakota zu ziehen, und dort einen Eisenwarenladen aufzumachen.
Doch Deadwood ist ein raues Fleckchen Land, dass allerhand Gesindel
und Glücksjäger anzieht, die alle auf der Suche nach Glück und Gold
sind. Beherrscht wird die Siedlung von dem skrupellosen
Saloonbesitzer Al Swearengen (I. McShane), der in sämtlichen
Geschäften seine Finger zu haben scheint. Auch der scheinbare
Indianerüberfall auf eine schwedische Familie, scheint eher auf
eine verbrecherische Aktivität des machtgierigen Swearengen
zurückzuführen sein. Als dieser herausbekommt, dass ein Mädchen den
Angriff überlebt hat, setzt er alles daran, diese zum Schweigen zu
bringen, bevor sie seine Machenschaften aufdecken kann, doch der
Arzt Doc Cochran (B. Douriff) und die burschikose Revolverheldin
Calamity Jane (R. Weigert) haben das Mädchen bereits in ihre Obhut
genommen.
Die Serie vermischt historische Ereignisse und Personen mit
erfundenen Handlungssträngen, und das macht sie mehr als gut. Hier
passt einfach alles perfekt zusammen. Die Kulissen und Kostüme sind
authentisch, der Storyaufbau packend und mitreißend, der Soundtrack
unterstützt alles und sämtliche Darsteller agieren absolut perfekt.
So haben Timothy Olyphant und Ian McShane nicht nur eine gewisse
äußerliche Ähnlichkeit, mit den von ihnen dargestellten Figuren,
auch ihre Leistungen als Schauspieler sind tadellos. Olyphant
strahlt als aufrechter Ex-Marshall Bullock so viel Standhaftigkeit
und Autorität aus, sein aufrechter, ja fast schon steifer Gang
erinnert an die großen Westernhelden einer längst vergangenen Ära.
Ian McShane hingegen verleiht dem Antagonisten Al Swearengen eine
Aura der Bosheit und Verschlagenheit, die ihresgleichen sucht, und
ganz klar alle anderen an die Wand spielt.
Trotz der recht nüchternen und ernsten Thematik bringen die
Randfiguren der Handlung den nötigen Witz in die Geschichte, um die
packende Story um den einen oder anderen humoristischen Aspekt zu
bereichern: Jeffrey Jones als Reporter A.W. Merrick und Jim Beaver
als trunkener Goldschürfer etwa, aber auch John Hawkes als
wortgewandter Geschäftsmann Saul Star bringen den Witz in die
Handlung, während Paula Malcomson die Prostituierte Trixie mit
einer verzweifelten Melancholie interpretiert, die sie auch schon
an der Seite von Kurt Russel und Val Kilmer in dem
Wyat-Earp-Western Tombstone zum Besten gab, und hier ebenfalls
absolut überzeugt. Seinerzeit stand die von David Milch konzipierte
Serie heftig in der Kritik frauenfeindlich zu sein, doch streng
genommen handelt es sich dabei weniger um eine antifeministische,
denn viel mehr um eine authentische Darstellung der Zeit des großen
Goldrausches. Überhaupt ist die Gewalt der Serie, direkt wie auch
indirekt, in einem überbrodelnden und doch glaubhaften Maße
vertreten, dass man den Machern der Serie ein großes Lob
aussprechen darf. Auf allzu ausufernde Blut- und Sexorgien, wie bei
modernen Erfolgsserien wie Spartacus oder Game of Thrones wurde
hier weitestgehend verzichtet, stattdessen stehen Realismus und
Story im Mittelpunkt. Das trifft auch auf die offenherzigen Dialoge
und wenig zurückhaltende Wortwahl zu, die ebenfalls seinerzeit
bitter aufstieß, aber ebenso authentisch und realistisch ist, und
gerade dadurch der Serie einen Stempel aufdrückt, der sie bei ihren
Fans so beliebt gemacht hat.
Bildqualität
- mittleres bis teilweise starkes Filmkorn, vor allen in dunklen
Szenen
- stabile warme, erdige Farbgebung
- teilweise leicht milchiger Schwarzwert
- im Nahbereich ausgezeichnete Schärfe
- gelegentliche, auf das Ausgangsmaterial zurückzuführende
Unschärfe
Ganz allgemein macht das erdig-warme Bild einen guten Eindruck, vor
allem in den zahlreichen Nahaufnahmen. Allerdings kann die Serie
ihre Fernsehherkunft nicht ganz verbergen, obwohl sie
hochqualitativ produziert wurde. An aktuelle Vertreter wie Game Of
Thrones reicht die Qualität allerdings nicht heran.
Tonqualität
- sehr gute Räumlichkeit
- zahlreiche Highlights
- guter, zurückhaltender Subwoofereinsatz
- Dialoge zu dominant, nicht besonders gut abgemischt
Zwar hat der Ton einiges an Highlights und Umgebungsgeräuschen zu
bieten, und wenn die Action losgeht, gibt es einiges auf die Ohren,
aber die zu dominant abgemischten Dialoge überlagern oft die
Umgebungsgeräusche, die dann in der Lautstärke hörbar zurückfahren.
Das hinterlässt ein irgendwie dumpfes Gefühl auf den Ohren. Die
englische Tonspur ist dagegen ganz ausgezeichnet und lässt diese
Fehlerchen nicht aufkeimen.
Ausstattung
Leider verfügt das 3-Disc-Set über keinerlei Bonusmaterial, was
besonders schade ist, wenn man einen Blick auf die Importversion
des Titels wirft. Dafür gibt es eine kurze Texttafel bei der
Episodenauswahl, die als Erinnerungsstütze ganz gute Arbeit
leistet. Da kein Booklet beiliegt, wird dieses Extra allerdings
nicht als solches gewertet, sondern stellt lediglich eine digitalen
Version des Episodenguides dar.
Fazit
Eine ausgezeichnete Serie in einer durchaus akzeptablen Qualität,
welche die der DVD um Längen schlägt. Das grobkörnige Bild verfügt
zwar im Nahbereich über eine ganz ausgezeichnete Schärfe, kann aber
nicht vollends überzeugen. Vor allem die häufigen Unschärfen, die
allerdings auf das nicht immer optimal fokussierte Ausgangsmaterial
zurückzuführen sind, trüben den Genuss ein klein wenig. Auch die
Tonspur macht einen guten Eindruck, wartet mit zahlreichen
Highlights auf. Allerdings sind die zu dominanten Dialoge der
deutschen Synchronfassung ein kleiner Minuspunkt. Etwas ärgerlich
ist das völlige Fehlen des Bonusmaterials, was den
deutschsprachigen Fans wohl einen gehörigen Dämpfer verpassen
dürfte. Dennoch ist die Serie hervorragend inszenierte Unterhaltung
auf allerhöchstem Niveau, bei der einfach alles stimmt – grandiose
Darsteller, authentische Kulissen und Kostüme und eine unglaublich
packende, durchgängig spannende Story, deren Realitätsnähe
Westernfans rückhaltlos begeistert und das Warten auf die folgenden
beiden Staffeln nur schwer ertragbar macht. Eine unbedingte
Empfehlung, die sich kein Western- oder Serienfan entgehen lassen
darf. (ms)