Story: 7/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 5/10
Jean Dujardin gehört spätestens seit dem Stummfilm The Artist, für
welchen er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, zu den ganz großen
Stars des französischen Kinos. In den beiden „OSS 117“ Filmen
spielte er einen Geheimagenten, der eine gnadenlose Persiflage auf
Sean Connerys Darstellung als James Bond bot, und auch hier machte
er eine gute Figur. In Regisseur Eric Rochants Thriller Die Möbius
Affäre schlüpft Dujardin erneut in die Rolle eines Spions,
allerdings völlig ohne ironische oder gar komödiantische Ader. Ihm
zur Seite stehen Tim Roth und Cecile de France.
Story
Der Topspion Moise (J. Dujardin) soll für den russischen
Geheimdienst die Machenschaften des Oligarchen Rustrovsky (T. Roth)
aufdecken. Zu diesem Zweck bändelt er mit der Finanzexpertin Alice
(C. de France) an, um diese auf die Fährte der Zielperson zu
bringen, und mit ihrer Hilfe – allerdings ohne deren Wissen – an
belastendes Material heranzukommen. Alles läuft gut, bis Moise mit
Alice im Bett landet, und die beiden den Reizen des jeweils Anderen
erliegen. Denn nichts ist hier so, wie es scheint, und letztendlich
mischen sehr viel mehr Hintermänner mit, als Moise ahnt.
Regisseur Eric Rochant meldet sich nach jahrelanger Abstinenz
wieder zurück auf dem Regiestuhl, und das macht er ausgezeichnet.
Die Inszenierung ist gelungen, der Stoff hochbrisant und die
Spannung atemberaubend. Dennoch ist der Film nicht in jeder
Hinsicht gelungen, was vor allem daran liegt, dass einige
unübersehbare Mängel und unausgegorene Ideen den Genuss ein wenig
trüben. Der Film ist ein Spionage-Thriller, der völlig anders ist,
als man es von Spionage-Thrillern der heutigen Zeit gewohnt ist:
Verfolgungsjagden, Schießereien und ähnliche Action-Sequenzen
fehlen völlig, und Handgreiflichkeiten kommen ebenfalls nur
ausgesprochen selten, dafür aber glaubhaft und überzeugend zum
Einsatz. Getragen wird der Film vielmehr durch seine gut
durchdachte, wendungsreiche Story voller Aha-Momente und kleinen
Hinweisen, die sich dem Zuschauer erst im Nachhinein erschließen
und ein wenig an die filmischen Spielereien eines Alfred Hitchcock
erinnern. Spannend und völlig glaubhaft handelt es sich bei der
Möbius Affäre um einen erwachsenen Spionage-Thriller, der zwar
ruhig inszeniert, aber keineswegs langweilig ist.
Frankreichs Topstar Jean Dujardin spielt seine Rolle sehr
überzeugend und souverän. Der Charaktermime beweist nach seinem
mehr als verdienten Oscar für seine Rolle in The Artist erneut,
dass er zu den ganz großen seiner Zunft gehört. Darüber hinaus
strahlt er auch noch das gewisse Etwas aus, mit seinen
graumelierten Haaren und dem Fünftagebart verfügt der kernige
Franzose über mehr Sex-Appeal als alle James-Bond-Darsteller
zusammen. Kein Wunder also, dass Cecile de France („L’auberge
espagnole“) ihm verfällt, was sie ebenfalls glaubhaft und in
jedweder Hinsicht sehenswert darstellt. Auf der Gegenseite agiert
Tim Roth (Lie to me) leider ungewohnt hölzern. Dass Roth zu mehr in
der Lage ist, hat er bereits bei zahlreichen Gelegenheiten
bewiesen, hier bleibt er allerdings ein wenig farblos – was sicher
nicht zuletzt an seiner viel zu kleinen Rolle liegen mag, die zwar
zahlreiche Facetten aufweist, die aber nicht völlig ausgearbeitet
sind. Überhaupt ist die fehlende Ausarbeitung der einzelnen
Charaktere, sieht man einmal von den beiden Hauptrollen ab, das
große Manko des Films. Liegt das Hauptaugenmerk anfangs noch auf
dem Auftrag der einzelnen Agenten, verlagert sich der Fokus nach
und nach auf die verhängnisvolle Beziehung der beiden
Protagonisten.
Dummerweise wird diese dann aber nicht vollends aufgearbeitet, und
so bleibt der Film ein zwar ausgesprochen spannendes und
sehenswertes Stück Filmkunst, schöpft aber sein Potential nicht
annähernd aus, was ausgesprochen schade ist. Gerade die Story, das
Rangeln um die Finanzen, die heutzutage brisanteren Brennstoff
abgeben als Waffen, bietet ein so breites Spektrum, dass der
Handlungsspielraum für einen noch packenderen Thriller mühelos
vorhanden gewesen wäre. Darüber hinaus wird auch nie so richtig
klar, um was es hier eigentlich genau geht: Zwar scheint Rustrovsky
seine Hände in üblen Machenschaften stecken zu haben, aber das
gerät schnell in Vergessenheit, sobald die Beziehung der beiden
Protagonisten ins Rollen kommt. Auch die anderen Geheimdienste
bleiben relativ blass, und so wird aus einem anfänglich guten Film
ein leider nur durchschnittlicher Thriller, der zwar alle Zutaten
bei der Hand hat, sie aber nicht zu einem vernünftigen Gesamtwerk
zu vermischen vermag.
Bildqualität
starke, warme Farben mit hoher Natürlichkeit
leichtes Filmkorn
überwiegend eher weiche Bilder
schöne Panoramaaufnahmen mit hoher Detailsichtbarkeit
Der Schärfegrad des Films bewegt sich auf oberem Mittelmaß,
erreicht aber selten richtig hohes Blu-ray Niveau. Dennoch passen
die leicht weichen und warmen Bilder gut zum Grundtenor des
Films.
Tonqualität
gut abgemischte Surroundspur mit einigen Highlights und
Umgebungsgeräuschen
gute Signalortung
sehr gute Dialogverständlichkeit
Der Klangteppich aus Musik, Umgebungsgeräuschen und Dialogen könnte
bei einem solchen Film kaum besser sein, wobei er genrebedingt an
seine Grenzen stößt. Subwoofer und Rundumklang wird häufig aber
nicht inflationär eingesetzt.
Ausstattung
Making Of (32:23 Minuten)
Helikopter Dreh (3:01 Minuten)
Das Möbiusband (1:52 Minuten)
Ein Cast mit vielen Sprachen (3:36 Minuten)
Ein außergewöhnliches Liebespaar (4:17 Minuten)
Deutscher Kinotrailer
Deutscher Teaser
Trailershow
Fazit
Qualitativ bewegt sich die Scheibe auf oberem Mittelmaß. Das Bild
präsentiert sich teilweise etwas zu weich, punktet dafür aber mit
seinen satten, warmen Farben. Der Ton ist ebenfalls gut gelungen.
Dialoge sind gut verständlich und in den wenigen rasanten
Augenblicken überrascht die Tonspur mit haufenweisen
Umgebungsgeräuschen und einem perfekt abgestimmten Soundtrack. Der
Bonussektor punktet vor allem durch sein informatives Making-Of.
Die wenigen, kurzen Featurettes sind zu oberflächlich, ein
erläuternder Audiokommentar ist auch nicht vorhanden. Der Film
bietet prickelnde Erotik, eine spannende Story und hervorragende
Darsteller. Wer Freude an ausgeklügelten Katz-und-Maus-Spielchen
hat, und auf übertriebene James-Bond-Action in einem
Spionagethriller verzichten kann, der wird mit diesem spannenden
Werk aus unserem Nachbarland vollends zufrieden sein, auch wenn man
dem Film ankreiden muss, dass bei der Thematik und den brillanten
Darstellern deutlich mehr drin gewesen wäre, und die anfangs
interessante Story leider im Laufe der Handlung ins Hintertreffen
gerät. (ms)