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Die letzten Glühwürmchen

Gestartet: 08 Okt 2013 22:42 - 6 Antworten


Veröffentlichung:
27.09.2013
Laufzeit:
89 Minuten
Schauspieler:
-
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 08 Okt 2013 22:42

Kuro77

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Die letzten Glühwürmchen (Studio Ghibli Collection) Blu-ray Review


Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass das japanische Studio Ghibli mit Meisterwerken am Fließband den Animationsfilm auf eine völlig neue Stufe gestellt hat. Prinzessin Mononoke (1997) und Chihiros Reise ins Zauberland (2001) dürften hierzulande die bekanntesten Sprösslinge des Studios sein. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Vertreter, die den Vermerk „Meisterwerk“ uneingeschränkt verdienen. Dabei bedient fast jeder Film ein anderes Genre. Nahezu alle Werke der beiden Ghibli-Leiter Hayao Miyazaki und Isao Takahata vermitteln eine zutiefst humanistische Botschaft. Der Erhalt der Natur und eine kompromisslos pazifistische Einstellung treten dabei immer wieder besonders in den Vordergrund. Als Grundlage dienen dabei des Öfteren literarische Vorlagen. So auch bei dem im Jahr 1988 entstandenen Film Die letzten Glühwürmchen, bei dem Takahata selbst die Regie übernahm. Das erschütternde Weltkriegsdrama basiert auf dem teilweise autobiografischen Roman Das Grab der Glühwürmchen von Akiyuki Nosaka.


Story:

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs steht Japan kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch. Längst fliegen amerikanische Bomber nahezu ungehindert Angriffe gegen das japanische Festland. So wird auch die Heimatstadt des 14jährigen Seita und seiner 4jährigen Schwester Setsuko von Brandbomben zerstört. Ihr Vater wird im Krieg vermisst und die Mutter stirbt nach einem der verheerenden Angriffe. Seitdem sind die beiden Kinder auf sich allein gestellt. Ein Dach über dem Kopf finden sie für einige Zeit bei ihrer Tante, die die beiden jedoch als nutzlose Anhängsel betrachtet, da sie nichts Produktives für ihr Vaterland leisten. Die immer drastischeren Demütigungen will Seita nicht länger auf sich sitzen lassen. Zusammen mit seiner Schwester verlässt er die Tante. Die beiden finden in der Nähe eines Teichs einen kärglichen Unterschlupf. Mit dem Geld ihrer Mutter und Diebstählen versucht Seita sich und seine Schwester über Wasser zu halten. Doch die Lage wird immer verzweifelter.

Wer animierte Filme grundsätzlich als „Kinderkram“ abtut, muss spätestens mit Die letzten Glühwürmchen umdenken. Von der irreführenden Freigabe „ab 6 Jahren“ sollte man sich ebenfalls nicht täuschen lassen. Dieser Film ist definitiv nichts für kleine Kinder! Selbst Erwachsene, die sich von zutiefst traurigen und emotional aufwühlenden Geschichten übermäßig anrühren lassen, seien gewarnt. Ohne eine Familienpackung Taschentücher werden sie den Film nicht bis zum Ende durchhalten. Darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man vielleicht aus einer irregeleiteten Erwartungshaltung heraus den Player startet. Doch auch alle anderen werden keinen unbeschwerten Filmabend erleben. Die letzten Glühwürmchen ist in jeder Hinsicht kompromisslos. Nicht etwa, dass hier die Schrecken des Krieges in plakativer Gewalt ausgewalzt würden. Ganz im Gegenteil. Es sind eher die Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung, die hier an Hand der Geschwister Seita und Setsuko schonungslos offen gelegt werden. Was passiert mit heimatlosen Kindern, die ohne nennenswerte Hilfe von außen sich selbst überlassen werden? Auf die Hilfe ihrer Mitmenschen können sie dabei jedenfalls nicht zählen.

Die Kaltherzigkeit und Teilnahmslosigkeit, die ihnen selbst von der eigenen Verwandtschaft entgegenschlägt ist mit das erschütterndste am ganzen Film. Natürlich muss man dabei auch die speziellen Verhältnisse innerhalb der japanischen Gesellschaft berücksichtigen. Diese verstärkten sich natürlich noch in Zeiten der allgemeinen Not. Wer keinen Dienst für Kaiser und Vaterland leisten konnte, galt im Grunde als nutzloser Ballast. Teilweise reicht diese Sichtweise bis in unsere heutige Zeit. Regisseur Takahata war nach eigener Aussage durchaus überrascht darüber, dass Seita vom japanischen Publikum dermaßen viel Sympathie entgegen gebracht wurde. Eigentlich hätte er erwartet, dass man Seita eher Verantwortungslosigkeit gegenüber seiner Schwester vorwerfen würde. Aus konservativer, japanischer Sicht hätte er nämlich die Demütigungen seiner Tante ertragen müssen, um zu überleben. Und tatsächlich kann man ohne weiteres den Standpunkt vertreten, dass es den Geschwistern auf diese Art letztlich besser ergangen wäre. Aller Tragik zum Trotz muss man Seitas Handlungen tatsächlich kritisch hinterfragen. Letztlich bleibt nämlich die diffuse Vermutung bestehen, dass er vielleicht nicht alles versucht hat, was möglich gewesen wäre. Technisch bekommt man einmal mehr einen typischen Ghibli-Film auf höchstem Niveau geboten. Die Zeichnungen sind detailliert und atmosphärisch dicht gestaltet. Ab einem gewissen Punkt vergisst man als Zuschauer sogar, dass man hier „nur“ einem Zeichentrickfilm folgt.


Bildqualität:
  • gedeckte, teilweise entsättigte Farben, was als Stilmittel zu werten ist

  • klar differenzierte Farbverläufe

  • ausgezeichnete Kontrastwerte

  • Schwarzwert jederzeit stabil und verschluckt keine Details

  • allgemeine Schärfe könnte kaum besser sein

  • keine altersbedingten Schäden feststellbar

  • keine offensichtlichen Transferfehler

Seine 25 Jahre sieht man dem Film in keiner Weise an. Der Transfer ist in jeder Hinsicht gelungen. Auf Grund der gedeckten Farbgebung geht lediglich die Plastizität ein wenig verloren.


Tonqualität:
  • insgesamt fronstlastige Abmischung

  • obwohl in 2.0 Surround codiert, bekommen die Satelliten keine nennenswerten Signale zugespielt

  • Dialoge sehr laut und präsent, fast schon zu dominant, was leicht unnatürlich klingt

  • Umgebungsgeräusche und Musik werden sauber transportiert

  • Subwoofer bleibt über die gesamte Laufzeit ohne Beschäftigung

Der deutsche Ton liefert trotz entsprechender Codierung weder ein rudimentäres Stereopanorama, noch bezieht er die Surroundlautsprecher mit ein. So bekommt man effektiv lediglich eine Monospur geboten, die zwar recht laut abgemischt wurde, dadurch aber auch teilweise unnatürlich klingt.


Ausstattung:
  • Interview mit Regisseur Isao Takahata (ca. 17 Min.)

  • Making-Of (ca. 7 Min.)

  • Gespräch mit dem Filmstab (ca. 17 Min.)

Das Bonusmaterial ist zwar nicht übermäßig üppig ausgefallen, dafür aber inhaltlich durchaus gehaltvoll. Vor allem das Interview mit dem Regisseur gibt einige Einblicke in die Motivationen hinter der Produktion. Die Extras liegen teilweise in HD vor.


Fazit:

Für einen 25 Jahre alten Animationsfilm zeigt sich das Bild in erstaunlich guter Verfassung. Hier gibt es kaum etwas zu bemängeln. Der Ton fällt dem gegenüber etwas ab. Die deutsche Synchronisation drängt sich zu sehr in den Vordergrund. Die Extras liefern inhaltlich einige interessante Zusatzinformationen.

Nein, Die letzten Glühwürmchen ist wahrlich kein Feel-Good-Movie. Für einen unbeschwerten Filmabend eignet sich das Werk eher weniger. Das Schicksal der beiden Geschwister wird schonungslos und ohne falsche Sentimentalität dargestellt. Lediglich gegen Ende wird etwas zu dick aufgetragen. Für übermäßig sensible Gemüter dürften die knapp 90 Minuten eine emotionale Herausforderung darstellen. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass hier ein weiteres Meisterwerk der Ghibli-Studios vorliegt, das man gesehen haben sollte. Wer bis jetzt noch Vorbehalte gegenüber dem cineastischen Wert von Zeichentrickfilmen hegt, wird hier endgültig eines besseren belehrt werden.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 6/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Die letzten Glühwürmchen Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
Ton: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)
#2
Geschrieben: 08 Okt 2013 22:56

VincentVinyl

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Hab den Film auch zuhause - allerdings die UK-Version. Ist schon harter Stoff und unheimlich traurig :-(. Hätte die gleiche Story-Wertung gegeben. In Kombination mit Mein Nachbar Totoro muss das damals echt ne Traumkombo in den japanischen Kinos gewesen sein :-). Zwei der besten Ghibli-Filme nacheinander.
#3
Geschrieben: 09 Okt 2013 07:20

Sawasdee1983

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Hab den Film gestern noch gesehen, heftiger streifen, da fragt man sich wirklich was die FSk da geritten hat :eek:

Bin auch sonst total mit der Review konform
MfG Pierre

Sawasdee1983
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#4
Geschrieben: 09 Okt 2013 13:09

TTMichi

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TTMichi R.I.P. Charly :'( Ich vermisse Dich so sehr...

Danke für dieses sehr zutreffende Review. Ich kenne zwar bislang noch nicht die BD-Umsetzung, aber schon die DVD fand ich damals sehr gelungen. Zu dem Film selbst hast Du alles gesagt: er ist wirklich ein sehr trauriges und sehr ergreifendes Meisterwerk!! :thumb:
12745818_769925976442336_724099698937772778_n.jpg

R.I.P. Charly!
Farewell my grey best friend
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29.02.2016

#5
Geschrieben: 09 Okt 2013 13:52

EllHomer

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Freut mich, dass der Film im Review so gewürdigt wird :) Ein zeitloses Meisterwerk, da gibt es keine Zweifel! Und dann noch das einwandfreie Bild samt Ton....dafür lohnt sich jeder einzelne Cent.
EllHomer
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#6
Geschrieben: 09 Okt 2013 14:29

N1ghtM4r3

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Wie immer gewohnt...Ein erstklassiges Review :thumb:

Freue mich schon auf den Film. Viel darüber gelesen, aber noch nie angeschaut.

Wird aber bald nachgeholt:cool:
#7
Geschrieben: 09 Okt 2013 19:54

VincentVinyl

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@ Sawasdee1983

Die FSK-Freigabe versteh ich hier auch nicht...Ich hab aber den Eindruck die geben irgendwie häufig so eine Art Zeichentrick-Bonus ohne auf den Inhalt zu achten...Bei manchen anderen Filmen hatte ich auch schon ein ziemliches Fragezeichen im Gesicht :-).


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