Hab die BD gestern schon in der Post gehabt und mir den Film direkt
angesehen:
Kickboxer Vengeance ist ein Remake des 1989 erschienenen Van Damme
Klassikers und zugleich Start einer Trilogie, deren 2. Teil,
Kickboxer: Retaliation auch schon in Produktion ist.
Regisseur John Stockwell ( Into the Blue ) drehte bereits den
Thriller "In the Blood" mit Gina Carano in der Hauptrolle, welche
auch hier mit von der Partie ist, allerdings leider keine Action
zeigt, was in meinen Augen ziemlich verschenkt ist, denn die gute
hat es fighttechnisch richtig drauf! Alain Moussi, seines Zeichens
Martial Artist und Stuntman ( u.a Pacific Rim, Warcraft, Suicide
Squad ) ist hier in seiner ersten Hauptrolle als Kurt Sloane zu
sehen. Als Kampfchoreograph zeichnet Larnell Stovall
verantwortlich, der u.a. schon bei Undisputed 3, Falcon Rising,
Never Back Down 3 und Universal Soldier: Day of Reckoning für die
Fights zuständig war.
Des weiteren sind eine Reihe bekannter Gesichter im Cast vertreten.
Den leider verstorbenen Darren Shahlavi in seiner letzten kleinen
Rolle als Eric Sloane zu sehen war klasse aber auch traurig und ihn
dann im Film tot da liegen zu sehen hat natürlich einen bitteren
Beigeschmack, wenn man um sein reales Schicksal weiß. Leider sieht
man nicht viel Action von ihm sondern nur einen kurzen Fight gegen
Tong Po, der eigentlich fast komplett nur aus Zeitlupe
besteht.
Georges St. Pierre als Kavi darf schon in der Eröffnungsszene
Action zeigen und bringt direkt mal seinen Signaturemove, den
Superman-Punch gegen Moussi. Als er später beim Training seinen
legendären "Not impressed by your performance"- Spruch raus haut,
musste ich gut lachen.
Den bösen Gegenspieler Tong Po spielt niemand geringeres als Dave
Bautista, der durch seine Statur allein schon eine beeindruckende
Erscheinung ist und die Rolle an sich auch passend spielt, nur in
der Action ist er leider ziemlich steif, hierzu aber später
mehr.
Ein großer Pluspunkt dieses Remakes ist das Mitwirken von JCVD
höchstpersönlich, der hier die Rolle des Lehrmeisters Durand inne
hat und auch ordentlich Screentime bekommet. Nicht nur das, sondern
er darf auch in einigen Kampfszenen zeigen, was er drauf hat. Nicht
nur der Trainingsfight gegen Moussi ist schön anzusehen sondern das
Highlight in dieser Hinsicht ist sein Fight gegen GSP. Neben
letzterem sind mit den ehem. Schwergewichtschampions Cain Velasquez
und Fabrizio Werdum noch 2 weitere UFC-Kämpfer an Bord, allerdings
haben die beiden nur einen Cameo in jeweils kurzen Fights.
Und hier sind wir beim Stichwort: Die Fights selbst sind nicht so
gut wie ich es mir erhofft habe, gerade auch im Hinblick auf das
vorhandene Talent, was die Darsteller und auch Stuntleute und
Choreographen angeht. Das Potenzial wurde nicht genutzt und schon
zu Beginn des Films sieht man die schwache Inszenierung, weil
unnötig viele Schnitte gemacht werden, so dass schöne Techniken
verloren gehen, zudem ist die Kamera auch zu nah am Geschehen.
Oftmals ist der Moment des impacts komplett weg, weil ein sowieso
unnötiger Schnitt auch noch schlecht gesetzt ist und somit die
Wirkung völlig den Bach runter geht.
Dann kommt es noch zu einer Szene mit einem Fight auf Elephanten,
was per se eine nette Idee ist, wenn man es so spektakulär und vor
allem real umsetzt, wie Tony Jaa in Tom Yum Goong. Hier allerdings
ließ man Moussi auf sichtbar unechten Elefanten herumspringen, was
versucht wird mit dem Kamerawinkel zu kaschieren, aber man erkennt
sofort dass die nur aus Pappe oder Kunststoff bestehen. Solche
Sachen finde ich peinlich, denn entweder macht man es richtig (
siehe eben Tony Jaa! ) oder man lässt so etwas weg.
Im weiteren Verlauf werden die Fights aber besser, auch die Takes
sind ein wenig länger und nicht mehr so zerschnitten wie noch zu
Beginn. Optimal ist es aber leider trotzdem nie. Schade eigentlich,
denn Alain Moussi besitzt die nötige Physis und mehr als genug
Martial Arts-Erfahrung, ebenso sind auch viele der anderen
Darsteller gute Fighter, von daher wurde hier ordentlich Potenzial
verschenkt. Gina Carano hat leider auch nur eine kleine Rolle,
komplett ohne Action, ist also völlig verschenkt.
Die FSK18 Freigabe ist übrigens völlig daneben, denn die Fights
sind nicht im Ansatz so brutal um das zu rechtfertigen. Abgesehen
davon sieht man ein wenig nackte Haut und Brüste, was aber auch
keine 18er Freigabe rechtfertigt. Hier wurde wohl mal wieder zu
Marketingzwecken der rote Flatschen verwendet.
Der Endfight gegen Tong Po ist gut inszeniert und schön ausgedehnt.
Hier sieht man auch neben den Szenen, in denen Van Damme zur Tat
schreitet, die beste Action des Films. Es wird aber auch hier viel
mit Schnitten und Slow-Mos gearbeitet und man sieht nie wirklich
eine längere Abfolge an choreographierten Techniken ohne Cut.
Bautista, so imposant er optisch wirkt, umso weniger beeindruckend
sind seine Fightskills, da vieles nur auf brachialer Kraft und
einzelner Schläge und Kicks basiert, was insgesamt etwas langsam
wirkt.
Die Story des Remakes läuft anders ab als im Original, nur die
Grundstory ist natürlich gleich und einige Schlüsselelemente sind
wieder zu erkennen. Abgesehen von der Action fehlt es Alain Moussi
leider an Ausstrahlung, auch wenn er bemüht ist und einen soliden
Job macht. Den Vergleich mit JCVD verliert der Gute, da er einfach
nicht im Ansatz so charismatisch ist und auch hier stiehlt ihm Van
Damme in dessen großer Nebenrolle ein wenig die Show, wenn auch
ungewollt. Vielleicht sind die Fußstapfen einfach eine Nummer zu
groß gewesen. An das klasse Original kommt das Remake nicht heran.
In Sachen Casting und Hommagen wurde sehr, sehr viel richtig
gemacht, allerdings mangelt es etwas an der Qualität der
Kampfszenen, dem wichtigsten Aspekt dieses Films und eben an der
Ausstrahlung der Hauptfigur. Man hat im Editingroom leider viel
versemmelt, denn von den Darstellern her war genug Skill vorhanden.
Hier hätte jemand ran gemusst, der etwas davon versteht, wie man
Action richtig aufnimmt und schneidet ( da wünscht man sich direkt,
Isaac Florentine hätte hier Regie geführt! ). Ich hätte mir auch
einen mitreißenderen Soundtrack gewünscht, wie man ihn eben in den
alten Genrevertretern dieser Art oft zu hören bekam aber hier ist
der Score relativ nichtssagend und bleibt auch nicht im
Gedächtnis.
Als Durchschnitts-US-Martial Arts Film funktioniert das alles auf
solider Basis und ist für die 90 Minuten unterhaltsam, ich habe mir
aber doch weitaus mehr erhofft.
Übrigens: Fans des Originals sollten in der Szene als Durand und
Sloane aus dem Knast ausbrechen genau auf den Insassen achten, der
Durand fragt ob er ihn vergessen habe, denn das ist Michael Qissi,
der damals den Original Tong Po gespielt hat. Auch der Abspann hält
noch eine schöne Hommage bereit an Fans des Originals bereit.
Fazit: mäßiges Remake, welches dem Original nicht wirklich gerecht
wird aber gute Ansätze hat. Ausleihen reicht hier aus.
5,5 / 10
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