Aus Vorfreude, habe ich vor ein paar Wochen GTA IV erneut durchgespielt. Ich hatte natürlich die ganzen Trailer von GTA V aufmerksam verfolgt und war relativ sicher, dass mir der fünfte Teil mehr Freude bereiten wird, als der vierte Teil es tat. Rockstar befand sich in der Position nur sich selbst toppen zu müssen. Trotz ebenfalls guter "Plagiate" oder sagen wir Spiele mit ähnlichem Spielprinzip, wie z.B. Saints Row, war es jedoch immer Rockstar, die den Maßstab vorgaben und die Messlatte die letzten Jahre immer weiter höher setzten. Ich war also gespannt, wie sehr mir der fünfte Teil mehr gefallen würde.
Ich sollte mich wundern. Denn dieses Spiel empfand ich nicht nur ein "wenig" besser, kaum merkbar besser, nein, ich stellte fest, dass dieses Spiel es doch tatsächlich geschafft hatte nicht nur die Konkurrenz und deren Spiele alt aussehen zu lassen, dieses Spiel hatte es geschafft sogar seinen bereits grandiosen Vorgänger im Regen stehen zu lassen. Eine Leistung, die ich nicht für möglich hielt.
Ich bin, wenn es ums zocken geht sehr "merkwürdig". Das zeichnet sich so aus, als dass ich auch mal ein Assassins Creed 3, auf das ich mich schon Wochen und Monate im Vorfeld gefreut habe, durchaus mal ein bis zwei Monate rumliegen lasse, bevor es mich wieder packt weiter zu spielen. Genauso bei anderen Spielen. Hier bei GTA 5 jedoch war dies genau umgekehrt. Ich konnte es am Abend kaum erwarten nach Hause zu kommen, um Los Santos weiter zu entdecken. Dieses Spiel hat mich wirklich gepackt, mich gefesselt. Hineingezogen. Was bei mir wirklich selten vorkommt. Rockstar hatte es also tatsächlich geschafft noch einen drauf zu legen.
Der Wechsel der Location, die nun eine viel abwechslungsreichere Welt ermöglicht. Die drei unterschiedlichen Charaktere, mit ihren Macken und Geschichten. Mit ihren Stärken und Schwächen. Die vielen kleinen Details, die so unscheinbar sind, dass man sie fast nicht bemerkt, die die Welt aber unheimlich realistisch und lebendig macht. Die spannende Story, die einen wirklich hineinzieht. Die vielen kleinen Nebenmissionen und Dinge, die man fernab der grandiosen Hauptgeschichte erleben kann, so dass man diese fast komplett außer Acht lassen kann, und trotzdem über Stunden fantastisch unterhalten wird. Alles wirkt weiter, umfangreicher und abwechslungsreicher im Vergleich zum Vorgänger. Ich gehe davon aus, dass wir es hierbei mit dem Spiel des Jahres zu tun haben.
Die Gründe warum ich dieses Spiel genossen habe:
- Was die PS3 auf ihre alten Tage hier in Sachen Grafik noch heraus holt ist sagenhaft. Über die Schwächen (Kantenflimmern, Frame-Einbrüche etc.) sehe ich gern hinweg. Trübten mein Spielerlebnis nicht wirklich. Es sieht überwiegen einfach phantastisch aus. Vorbei die tristen und grauen Tage eines Liberty City. Hier scheint die Sonne und worauf sie scheint sieht verdammt gut aus!
- Die Story. Filmreif. Als würde man einen Film ala "Heat" spielen. Man hat zwar unter den Protagonisten sicherlich seinen Liebling, aber nichtsdestotrotz machen auch die Stunden mit den anderen Charakteren sehr viel
Spaß. Man sitzt nicht selten spät abends da und verhandelt mit sich selbst, ob man die nächste Mission nun noch spielt oder nicht. Ein zweites durchspielen ist allein schon aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten, wie man die Raubzüge über die Bühne bringt, schon fast Pflicht.
- FLIEGEN! Fliegen macht mir endlich Spaß! Ich hätte nie gedacht, dass ich das bei einem GTA noch erleben darf, dass mir das Fliegen wirklich Freude bereitet. Das Fahrgefühl und die Steuerung in der Luft wurde meiner Meinung nach deutlich verbessert. Alles fühlt sich einfacher und genauer an. Mein Fahrstil ist zwar nach wie vor grauenhaft bis hin zu asozial, aber an der Fahrphysik liegt das mittlerweile nicht mehr. Ein großer Pluspunkt, denkt man an den Vorgänger.
- Die Vielfalt macht's. Autos tunen. Golf und Tennis spielen um die Charaktere aufzuleveln, was ihre Fertigkeiten angeht, all das macht Spaß. Den Charakter individualisieren. Michael sah bei mir aus, wie ein Ebenbild von Max Payne, während Trevor mich dank seiner verrückten Frisur und seinem ganzen Auftreten fast an Jack Nicholson erinnerte. All das ist super! So muss das sein. Das Spiel mitgestalten.
- Na, wo bin ich? Das neue Fahndungssystem ist genau so, wie es sein muss. Die Flucht fühlt sich nun endlich realistisch an. Flüchten macht regelrecht Spaß. Das Katz und Maus spielen. Gerade noch rechtzeitig in eine dunkle Garage flüchten bevor der Streifenwagen um die Ecke kommt. Schnell die Lichter aus und dann angespannt darauf warten, ob man es geschafft hat. Spannend und immer wieder herausforedernd.
- Checkpoints. WOW! Vielen Dank! Endlich muss man nicht wieder komplett bei 0 anfangen. Was habe ich bei GTA IV geflucht. Gerade bei der letzten Mission. Bezeichnend für all die Stunden davor. Endlich faire Checkpoints. Frust ade.
- Kampf-System. Genau wie bei so vielen Dingen in GTA V hat man sich auch hier einfach derer Dinge bemächtigt, die bereits in anderen Spielen des Hauses wunderbar funktioniert haben. Dazu gehört hierbei auf jeden Fall, das sehr gute Kampf-System, welches auch in Max Payne 3 hervorragend funktioniert hat.
- Lecker Süppchen gekocht. Wie oben bereits erwähnt sind viele Dinge aus anderen Spielen hier in dieses Spiel eingeflossen, die ich bereits in anderen Spielen des Hauses Rockstar zu lieben gelernt habe. Das Jagen aus Red dead redemption. Das Kampf-System aus Max Payne 3. Die guten bis hin zu sehr guten Mimiken aus L.A. Noir. Man nehme das Beste und mache daraus ein umwerfendes Produkt. Hat hier wunederbar geklappt.
- Sie wünschen, wir spielen. Beinahe selbstverständlich, ist der Soundtrack ebenfalls sehr gut gewählt. Wenn ich in meinen Lieblingswagen einsteige und "Music sounds better with you" von Stardust aus den Boxen schallt, dann habe ich für einen kurzen Moment doch beinahe das Gefühl, als wäre dieses Spiel speziell für mich gemacht. Für jeden Geschmack ist also etwas dabei.
- Schwierigkeitsgrad. Ich bin kein Masochist. Spiele, die in Arbeit ausarten, machen mir keinen Spaß. Und darum geht es doch beim spielen. Zu leicht sollte es natürlich auch nicht sein. Keine Frage. Auch wenn ich hin und wieder gerne das eine oder andere Spiel beim ersten mal gern auf der Schwierigkeitsstufe: "Spaziergang im Park" spiele, fand ich den Schwierigkeitsgrad bei GTA V genau richtig. Größtenteils ging ich durch, wie ein heißes Messer durch die Butter. Hält man sich einfach an gewisse Regeln, wie z.B. dass man durch ein gutes System aus schießen und ducken besser vorankommt, dann kann man dieses Spiel wunderbar frustfrei durchspielen ohne, dass man sich dabei erwischt, wie man sich sehnsüchtig einen "Micky-Maus-Modus" wünscht. An ein paar Stellen, da kam es schon mal vor, dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe. Hätte ich hierbei nicht den Ansporn gehabt, es selbst zu schaffen, so hätte ich die Stellen nach dreimaligem Versuch auch einfach überspringen können. Sicherlich nett, wenn man irgendwann die Geduld verliert. Großer Pluspunkt.
- Die Unterwasserwelt. Die ist leider nicht ganz so üppig ausgefallen, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber andererseits, was habe ich auch schon großartig erwarten können: Ein versunkenes Disney-Land?! Es gibt dennoch ein paar nette Dinge zu entdecken, zum Teil richtig grandiose Sachen, die einen dann doch zum Teil wirklich staunen lassen. Sie, die Unterwasserwelt, ist aber zum großteil einfach das was sie ist: Meeresboden.
Größtenteils eben unspektakulär. Eine nette Abwechslung ist sie dennoch. Schön anzusehen und auf jeden Fall Spiel bereichernd. Allein schon das großartig animierte Wasser! Nur wartet dort unten eben nicht Atlantis auf einen.
- Die Charaktere. Habe ich zwar schon angeschnitten, aber ich möchte trotzdem nochmal kurz auf die drei Protagonisten eingehen. Ich finde es klasse, dass man nun diese drei unterschiedlichen Typen spielen kann, auch wenn die Story vom armen, aufstrebenden Ghetto-Jungen mittlerweile vielleicht ein wenig ausgelutscht ist, kann man dennoch damit Leben. Franklin ist dennoch interessant zu spielen. Wirklich angetan haben es mir aber natürlich Michael und Trevor. Mit ihnen habe ich wirklich sehr lustige und spannende Momente erlebt. Mit ihren Kanten und Ecken, ihren Problemen und Psychosen. Wirklich prägend in Erinnerung werden mir sicherlich die Momente mit ihnen bleiben. Sagenhafte Charakter-Zeichnung seitens Rockstar.
Was mir nicht so gefallen hat:
Das wenig Negative das mir aufgefallen ist, ist dass die Cabs/Taxis doch manchmal relativ lange brauchen, bis sie einen erreichen. Müsste noch eine ganze Weile überlegen, bis mir noch etwas einfällt, falls mir noch etwas einfallen sollte, deshalb spare ich mir das nun einfach. Es sagt ja genug aus, dass mir so spontan kaum etwas Negatives einfällt.
Es gibt viele weitere Dinge, die ich noch über das Spiel sagen könnte, die mir jetzt nur nicht einfallen. Das Paket stimmt auf jeden Fall. Ich habe 70 Euro dafür gezahlt und es ist mir jeden Cent wert gewesen. GTA online habe ich bis jetzt zu wenig gespielt um mir eine Meinung bilden zu können. Ich denke es hat Potenzial und bietet sicherlich ebenfalls unzählgige Stunden an Unterhaltung.
Das Hauptspiel habe ich jetzt zu 84% durch und habe dabei 54 Stunden in Los Santos verbracht. Vermutlich werde ich sicherlich noch die eine oder andere Stunde darin verbringen, um das eine oder andere noch zu entdecken. Ich habe es inmerhalb zwei Wochen durchgespielt, was bei mir nicht selbstverständlich ist und gehe schwer davon aus, dass ich es nochmal durchspielen werde.
Wer die GTA-Reihe liebt wird hier ein großartiges Spiel vorfinden, das man erlebt haben muss und das tatsächlich noch eine Schippe drauf gelegt hat, im Vergleich zu den bereits fantastischen Vorgängern. Es ist nicht einfach nur ein weiterer Teil. Es stellt alles davor gewesene so ziemlich in den Schatten. Einfach episch!
Meine Empfehlung: Ja, kaufen, aber Hallo!
bewertet am 14.10.13 um 13:01