Nachdem man einige amerikanische Qualitätsfilme gesehen hat, schaut man sich gern einmal auch einen amerikanischen Billigstreifen an, damit man wieder weiß, wie gut die Topfilme gemacht sind. Will man aber wissen, wie gut amerikanische Billigfilme sind, sollte man sich hin und wieder Entropie ansehen. Ich habe auch die Unrated-Fassung gesehen.
Nachdem es sich um vier Episoden handelt, die mit einer kleinen Zwischenhandlung verknüpft sind, schreibe ich hier einzeln zu den Episoden:
1. Episode 1: Scheint einen Horrorfilm darstellen zu wollen, wo ein junges Pärchen auf einem Bauernhof gejagt wird. Absichtliche Filmfehler um einen 70er-Jahre Stil zu erzeugen sind eingebaut, was aber die Spannung kein bisschen erhöht. Ich kenne wenig deutschen Schauspieler, aber diese hier müssen wohl Laiendarsteller gewesen sein. Es bleibt beim Versuch. Beim Versuch Angst darzustellen, beim Versuch Aggression darzustellen. Z.B.: Das Mädchen schluchtzt zwar herzergreifend in den total übersteuerten Ton (so auch das ständige, der Situation nicht immer angepasste Brüllen eines der Jäger), allein es mag keine einzige Träne fließen. Vielleicht hätten Zwiebel hier geholfen. Obwohl der Bauer sehr bemüht war unheimlich zu wirken, beginnt es schon damit, dass er die Schwere eines getöteten Wildschweines nur mangelhaft darstellt, dass jeder sieht, dass es wohl hohl und aus Gummi ist. Die Effekte der Brutalität sind nicht schlecht gemacht, allerdings wäre ein etwas dunklerer Filter statt dem Gelbfilter zuträglich gewesen. Die kurze Jagd dauert etwa 20 Minuten, wobei ein Streitgespräch zwischen den drei Jägern, das mich echt zum lachen gebracht hat, schon einige Minuten davon einnimmt. Echt verblüffend für einen deutschen Film war auch, dass der nachsynchronisierte Text nicht immer auf die Mundbewegungen der Darsteller passt (das gilt für mehrere Episoden). Bei fremdsprachigen Filmen manchmal noch vertretbar ... wäre der Film nicht in Episoden aufgebaut, sondern dieser Teil das ganze Stück, hätte ich wohl zu diesem Zeitpunkt abgedreht.
2. Der von mir "Zombieepisode" genannte Abschnitt: Ein Überfall auf einen Juwelier, die drei Täter flüchten in eine Lagerhalle. Zwei davon lebend, der dritte ist bereits ein Zombie und zunächst nicht auffindbar. Zuerst ein elend langes Zwiegespräch zwischen den beiden lebenden Dieben. Jetzt weiß ich, was George Lucas mit seiner berühmten Regieanweisung "Faster and more intense" gemeint hat. Elend lange Einstellungen und Szenen, in denen nichts passiert. Da noch ein Blick, noch ein Schritt, noch ein Umdrehen ... Man wartet förmlich bereits auf den nächsten Satz, auf die Antwort auf eine Frage in diesem Dialog. Am auffälligsten war es, als einer etwas sagt und der andere stößt ihn darauf weg. Man sah direkt, wie der erste zu ende spricht und dann wartet, bis eindlich der Stoß (der ja im Affenkt sein soll) kommt. Im Gegensatz zu Lucas Regieanweisung sollte es aber "less intense" heißen, denn jetzt weiß ich auch, was Overacting bedeutet. Scheinbar bemüht recht emotional zu wirken wird vieles übertrieben. Schon allein der extrem coole Gang des Protagonisten zwingt zum Lachen. Auch in dieser Episode ist die Schauspielerische Leistung unter jeder Kritik. Das Tempo zieht dann beim Angriff der Zombies etwas an, was positiv zu vermerken ist, allerdings nur etwa drei Minuten von etwa zwanzig. Danach gehts ähnlich langsam weiter. Das überraschende Ende hat durch die Langsamkeit zu wenig Zeit und kommt daher nicht so effektvoll rüber. Ob eine Verknüpfung von Außerirdischen und Zombies hier auch die richtige Wahl war, ist Geschmackssache. Die Zombieeffekte sind nicht schlecht gemacht, sowohl die Maske, als auch die Inszenierung.
3. Bounty Hunter: Die Geschichte eines Kopfgeldjägers auf einem fremden Planeten. Der Autor muss wohl Star Wars Fan sein (was grundsätzlich nichts Schlechtes ist), da am Anfang der Planet Tatooine gleicht und eine Person ähnlich Obi-Wan in Episode vier am Horiziont armewedelnd auftaucht und der Ton dem Schrei eines Kryat-Drachen gleicht. Außerdem wird in der Endsequenz die Schrift in der Cockpitsteuerung in Aurabesh dargestellt. Die Jagd beginnt, indem der Jäger ein paar Alienzombies, die leider schlechte Gummimasken tragen, abknallt. Vielleicht hätte auch hier ein dünkleres Umfeld geholfen. Leider sage ich, da die restliche Episode der erste Lichtblick ist. Man hätte es sich gar nicht mehr erwartet, aber der Schauspieler hat hier charisma, die Computereffekte (Raumschiff, Planeten usw) sind ausgezeichnet und meiner Meinung nach Oberklasse. Allein das CGI-Blut ist etwas danebengegangen, aber das passiert den Besten. Die Story rettet den ersten Teil der Storybewertung. Der Jäger kämpft sich durch die Aliens um eine Frau zu finden die denkt gerettet zu werden. So kann man sich irren. Was auffällt ist, dass diese Episode das erste mal auch sehr gute und gut eingesetzte Filmmusik hat. Wirklich eine schön anzusehende Episode in der eigentlich alles Stimmt. Danke!
4. Tarantino lässt grüßen: Das ist aber nicht schlecht gemeint, denn gut inszeniert wirkt die nicht-chronologische Anordnung der Handlung, was allerdings in heutiger Zeit keine neue Idee mehr ist, immer noch. Die Episode beginnt mit einer echten Überraschung, die Schockiert und schon einmal positiv stimmt. Und so geht es auch weiter. Von hinten nach vorne erzählt birgt die Geschichte einige Überraschungen, sie ist gut dargestellt, die Brutaleffekte diesmal etwas sparsamer, aber gut gemacht und gut eingesetzt. Das Ende zwar vorhersehbar, aber trotzdem ein gutes Buch, kurzweilig, mit Tempo und Humor. Diese Episode bewirkt die 3 Storypunkte.
5. Das Zwischenspiel: Ein mehr oder weniger unnötiges Interview, dass dazu dient die Episoden zu verknüpfen. An sich kein Problem, wenn nicht die extremen Tonschwankungen im Dialog auffallen würden. Mal sprich einer so leise, dass man ihn kaum versteht, dann wieder normal, obwohl sich die Einstellung nicht ändert. Außerdem merkt man, dass die Dialoge nachvertont wurden und scheinbar völlig emotionslos vom Blatt runtergelesen wurden. Die Stimmen passen oft nicht zum schauspielerischen Ausdruck. Am Ende, als der Polizist plötzlich von einer Nackten verführt wird, die woher auch immer kommen mag, denkt man sich nur: O.K. die Quotenbrüste sind erschienen, denn sonst ist das Auftauchen komplett sinnbefreit. Das am Schluss noch einmal der Kopfgeldjäger auftaucht ist ein gut gemeinter Gag, eine letzte Splatterszene und dann ist auch gut, wenns vorbei ist.
Story: Episode 1 und 2 eigentlich zum Vergessen, 3 und vor allem 4 retten hier 3 Punkte.
Bildqualität: Abgesehen von den bewussten 70er-Effekten in Episode 1 wäre ein unheimlicheres Aussehen wünschenswert gewesen. Auch die "normalen" Episoden haben teilweise Unschärfen, vor allem bei Bewegungen (der Flug über den Wald ist mir da besonders aufgefallen). Heraus sticht hier Episode 3, die die 3 Punkte rechtfertigt.
Ton: Der Ton ist leider sehr schlecht. Die Dialoge schlecht abgemischt, teilweise sehr leise, dann wieder unvermutet sehr laut. In Episode 1 übersteuert, wobei dies auch ein Stilmittel der 70er sein könnte, ich finde es unangebracht. Obwohl in Episode 3 der Sound super ist, sind die anderen Mankos so groß, dass ich nur 1 Punkt vergebe.
Extras: So gut wie keine. Die Diashow ist eigentlich nicht aussagekräftig und wenigsten ein paar Interviews hätte man dazupacken können.
Fazit: Mit Episode 3 und 4 kann man seine Unterhaltung haben, allerdings sind das nur rund 40 von 120 Minuten. Das sollte man beim Preis berücksichtigen.
bewertet am 25.05.11 um 09:26