Filmbewertungen von FirestarterXXIII

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- Einleitung

Wer unvorbereitet mit einem David Lynch Film in Kontakt kommt, bleibt oft mit einem mulmigen (Blue Velvet) oder verwirrten (Mulholland Drive) Gefühl zurückgelassen. Nicht jeder kann sich mit den meist eigenwilligen Machenschaften des bekannten Regisseurs anfreunden. Dass der umstrittene Filmemacher aber auch ganz anders kann, hat er (unter anderem)1999 mit „The Straight Story“ bewiesen, der auf einer wahren Geschichte beruht und tatsächlich von der Reise auf einem Rasenmäher handelt.

- Inhaltsangabe (Spoilerfrei)

Alvin Straight (Richard Farnsworth) ist 73 Jahre alt und um seine Gesundheit hat es schon mal besser ausgesehen. Nach einem kleinen Unfall, aufgrund seiner problematischen Hüften, benötigt er zwei Stöcke, um gehen zu können. Gleichzeitig hat er mit Diabetes, schlechten Augen und dem Laster des Rauchens zu kämpfen. In diesem Zustand erfährt er, dass sein Bruder, den er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, einen Herzanfall erlitt.
Da sich die beiden damals im Streit getrennt haben, macht er sich auf die Reise, mit dem Ziel seinen Bruder zu besuchen und eine Versöhnung zu erreichen. Alvin besitzt allerdings keinen Führerschein (und würde wohl auch keinen mehr bekommen).So ist das Autofahren keine Alternative, denn auch die leicht behinderte Tochter Rose (Sissy Spacek), mit der er in einem Haushalt lebt, kann nicht fahren. Den Bus zu nehmen, oder sich chauffieren zu lassen ist für den sturen, alternden Mann keine Alternative. So lässt Alvin es sich nicht ausreden, die über 500 Kilometer weite Strecke, mit seinem Rasenmäher quer durch die USA, zu fahren. Dazu packt er noch einen Anhänger um nachts campen zu können und tuckert mit etwas flotterem Schritttempo los. Dass dabei Wind und Wetter nicht die einzige Hürde darstellen werden scheint klar.
Unterwegs entwickelt sich für Alvin eine entschleunigende Reise, auf der er interessante, sowie herzerwärmende Menschen trifft. Dabei scheint er teilweise auch eine Bewältigung der eigenen Vergangenheit zu durchleben.

-Filmbewertung

A Straight Story ist eine langsam und gefühlvoll erzählte Geschichte ohne übertriebene Dramatik, was immer seltener zu werden scheint. Der Film lässt sich mittels ruhigen Kamerafahrten und Einstellungen Zeit, sodass man die schönen Landschaftsaufnahmen und darstellerischen Leistungen genießen kann.
Richard Farnsworth verkörpert den alternden Alvin grandios und strahlt dabei eine herzerwärmende Sympathie aus. Auch die restlichen Charaktere wirken überaus realistisch und die Darsteller durchwegs sehr passend. Dabei wird übrigens auf groteske Details oder Situationen verzichtet, wie sie sonst gerne von David Lynch eingesetzt werden. Auch wenn diese hier einfach nicht passend wären, erkennt man dann doch zwischendurch seine Handschrift, wenn man darauf achtet. Zum Beispiel, wenn Alvin eine Frau trifft, die auf einen Autounfall besonders aufgebracht reagiert, oder wenn er versucht mit zwei zankenden Mechanikerbrüdern zu verhandeln.

-Bild

Das Bild, des nun 20 Jahre alten Filmes, weiß sehr zu gefallen. Die Schärfe befindet sich durchgehend auf hohem Niveau und schwankt nur manchmal leicht bei unterschiedlichen Szenen. Dass man hier trotzdem nicht die Schärfe eines aktuellen Blockbusters erreicht, ist natürlich verständlich. Die Detaildarstellung ist insgesamt gut, auch wenn das verwöhnte Auge sich manchmal noch etwas mehr wünscht.
Die Farben sind sehr kräftig. Besonders das saftige Grün der Bäume und das kräftig strahlende Rot von Pullovern, wissen für das Alter zu begeistern. Der Kontrast ist in hellen, sowie dunklen Szenen jederzeit in Ordnung und verschluckt keine Details. Ausnahmen bilden hier nur wenige Szenen, bei denen zum Beispiel gegen das Sonnenlicht gefilmt wurde. Bildrauschen ist in so geringem Maße vorhanden, dass es im Grunde nicht erwähnenswert ist und Artefakte bzw. Banding Effekte wurden auch nicht erspäht. Insgesamt ein tolles Bild ohne Anlass zur Klage. Im direkten Vergleich zur DVD Version wird dieser Eindruck übrigens ebenso durch einen sehr deutlichen Unterschied bestätigt.

-Ton

Erfreuliche Nachricht für alle, denen es in erster Linie um die deutsche Tonspur geht. Wird man bei dieser oft mit einem minderwertigeren Soundformat abgespeist, so ist es hier genau anders herum. Zwar kommen alle Tonspuren im DTS-HD Master Audio Format, allerdings befindet sich der englische Originalton nur in Stereo auf der Disc. Dafür hat man bei der deutschen Tonspur die Wahl zwischen 5.1 Surround und 2.0 Stereo. Obwohl auch die Stereo Varianten beide nicht schlecht klingen, sollte man die 5.1 Spur nutzen, wenn man ein Surround Set hat. Dann wirkt besonders der Soundtrack von Lynchs Lieblingskomponist, Angelo Badalamenti noch beeindruckender und scheint von einer größeren Bühne zu kommen (gleich am Anfang gut hörbar). Generell hat man es hier aber mit einem sehr ruhigen Film zu tun, bei dem der Ton eine nebensächliche Rolle spielt. Daher werden auch die Surrounds und der Subwoofer wenig, bis gar nicht genutzt. Die hier wichtigste Disziplin, Stimmen jederzeit in angenehmer Lautstärke und klar verständlich wiederzugeben, wird bestens bestanden. Auch hier also insgesamt kein Grund zur Klage.

Bonusmaterial:

Hier gibt’s leider nur ein Wendecover und ein paar Trailer. Das ist sehr schade und trübt den, ansonsten sehr guten, Gesamteindruck.

-Fazit
Aufgrund der langsamen Erzählweise und der tollen schauspielerischen Leistungen lässt der Film den Zuschauer mitfühlen und vermittelt eine positive Stimmung. Wenn hier jemand Action oder große Dramen erwartet ist er bestimmt falsch. Wer sich hingegen darauf einlassen und in die ruhigen und teils wunderschönen Bilder eintauchen kann, wird mit zwei tollen Stunden belohnt, die auch nach dem Film nicht so schnell vergessen werden.
Die Umsetzung der Blu-ray ist, abgesehen vom schmerzlich vermissten Bonusmaterial, würdig und gibt kaum Grund zur Beanstandung. Das Bild und der Ton lassen keine Wünsche offen. Englische Originalton Fans müssen sich mit Stereo zufrieden geben, was aber gerade bei diesem Film keinen allzu großen Unterschied darstellt. Dafür wird hier ausnahmsweise mal auf die Mehrheit der deutschsprachigen Seher geachtet, was nochmals eine Erwähnung wert ist. 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 1
bewertet am 14.08.20 um 10:18
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Als Blu-ray Sammler und Liebhaber (auch) älterer Katalogtitel hat man es im deutschsprachigen Raum nicht immer leicht. Gerade als ich mich endlich entscheiden wollte, ob ich mir nun die UK Blu-ray Version von Dazed and Confused besorgen soll, oder doch die teure Criterion Collection aus den USA (Achtung, läuft nicht auf handelsüblichen deutschen Playern!), las ich doch noch rechtzeitig die erfreuliche News, dass Koch den Film nun also auch auf dem deutschen Markt veröffentlicht. Nicht nur das. Es sollte sogar ein schönes Mediabook zu einem besonders fairen Preis werden. Meine Suche hatte ein Ende und ich konnte mich auf einen Film freuen, der für mich eine besonders positive  Stimmung vermittelt, welcher man sich nicht leicht entziehen. Nun musste nur noch die Umsetzung stimmen.

Autor und Regisseur  Richard Linklater hat 1993, sechs Jahre vor American Pie, eine High School Komödie auf den Markt gebracht, welche im deutschsprachigen Raum deutlich weniger bekannt zu sein scheint, ohne dies verdient zu haben. Die beiden Filme in einem Atemzug zu nennen, tut Linklaters Werk ohnehin unrecht. Viel zu besonders ist der Aufbau des Filmes, der tatsächlich keinen richtigen, roten Faden zu besitzen scheint. Statt mit unrealistischen Gags und Fäkalhumor, wie es besonders bei den vielen Kopien nach American Pie oft der Fall war, glänzt Dazed & Confused auf seine ganz eigene Weise. Nämlich als sehr amüsante, aber auch gefühlvolle und realistische Coming of Age Geschichte. Geschildert in Form der ersten 24 Stunden, der Ferien einer US amerikanischen High School.

Die neuen „Freshmen“ werden am letzten Schultag von den „Seniors“ aufgelauert, um gewisse Rituale über sich ergehen (brillant unsympathisch, Ben Affleck mit Holzprügel). Während man sich als Zuschauer vielleicht erstmal fragt, was das Ganze soll, wird einem schnell klar, dass man sich im Jahr 1976 befindet und das nicht bei den Haaren herbeigezogen scheint, sondern sich teilweise vermutlich einfach genau so abgespielt haben könnte. Jede einzelne Szene scheint detailverliebt und es macht viel Spaß, jedem der Charaktere zu folgen und dadurch eine kleine Zeitreise in die 70er und wahrscheinlich auch ein wenig in die eigene Schulzeit zu unternehmen. Die Charaktere sind mit (damals noch jungen) Hollywoodstars besetzt. Neben Ben Affleck gibt es zum Beispiel noch Milla Jovovich, Adam Goldberg und  Matthew McConaughey zu sehen. Letzterer verkörpert den alterndenden Wooderson, der sich mit seiner herrlich schleimig gespielten Art noch immer mit den Jungen herumtreibt. Die anderen Charaktere wie Pink (Jason London), als Captain der Football Mannschaft, der mit seinen Freunden einen verhängnisvollen Vertrag unterschreiben soll, oder Mitch (Wiley Wiggins), der als malträtierter Freshman die Chance auf seine erste richtige Party bekommt. Jeder der Charaktere hat irgendwelche Konflikte, wie das in dem Alter nun mal so ist. In diesem Film werden diese liebevoll dargestellt. Man fühlt mit den Charakteren mit und verliert sich in einer tollen Stimmung, wozu auch der exzellente Soundtrack beiträgt. Hier sei angemerkt, dass man schon eine große Abneigung gegen Rock der 70er Jahre haben muß, wenn man sich von diesem nicht regelmäßig mitreißen lässt.

Bild

Koch scheint das Master der US Criterion Collection für das Bild verwendet haben, welche in diversen US Foren bereits sehr gelobt wird. Leider konnte ich keine offizielle Meldung von Koch dazu finden, aber auf der Rückseite vom Mediabook ist erwähnt, dass der neue HD Transfer von Regisseur und Kameramann überwacht wurden.

Das Bild erstrahlt für einen Film dieses Alters in absolut überzeugender Qualität. Die Schärfe befindet sich auf sehr hohem Niveau und lässt auch feine Details wie Haare oder Beschriftungen auf Schildern sehr gut erkennen. Dass hier trotzdem nicht ganz die Schärfe aktueller Produktionen erreicht wird ist verständlich. Der Kontrast ist in dunklen, sowie hellen Szenen ebenso sehr gut, verschluckt keine Details und lässt auch nichts überstrahlen. Die Farben sind kräftig und wissen zu gefallen. Das einzige, kleine Manko ist ein feines Bildrauschen, welches mich aber erst gestört hat, als ich einen halben Meter vor der Leinwand stand. Insgesamt gibt es nichts zu meckern.

Ton

Die Stereo Tonspuren kommen entgegen der Coverangabe nur in unkomprimiertem 2.0 PCM Ton. Lediglich beim englischen Originalton hat man zusätzlich eine DTS-HD Master Audio Spur in 5.1 zur Auswahl.

Dies ist aber kein großer Nachteil, denn der deutsche Stereo Ton klingt sehr gut! Die Musik kommt detailreich aus einer großen Bühne, sodass ich anfangs dachte, mein Upmixer würde noch laufen. Stimmen sind jederzeit klar verständlich und passen lautstärkemäßig gut zur Musik. Die Subwoofer waren kaum bemerkbar, werden aber gerade bei Musik sehr passend eingebunden, wenn man darauf achtet. Surround Effekte, darf man sich bei diesem Film ohnehin kaum erwarten, sodass man hier mit Stereo auch gut leben kann. Übrigens habe ich dann testhalber mit dem Upmixer DTS: Neural X gute Ergebnisse erzielt, ohne dass der Klang unnatürlich geworden wäre. Das ist aber sicher Geschmackssache. Insgesamt trotzdem schade, dass man hier keinen deutschen DTS HD Master Audio Mix in 5.1 liefert. Die englische 2.0 Tonspur ist qualitativ mit der deutschen vergleichbar. Wer ausreichend englisch versteht, sollte aber die englische 5.1 Tonspur wählen, sofern er ein Surround Set besitzt. Hier ist das Mittendrin Gefühl dann nochmal eine Spur besser, was bei dieser Komödie aber nicht unbedingt notwendig ist. Außerdem sei hier ein Lob an die deutsche Synchronisation ausgesprochen. Ich habe diesen Film nun testhalber zum ersten Mal auf Deutsch gesehen und war größtenteils sehr angenehm überrascht.

Bonusmaterial


Koch spendiert dem Film neben einem schönen Mediabook, mit 24 seitigem Booklet, zahlreiche Extras, teilweise ausgelagert auf eine zusätzliche DVD:

 

Kinotrailer; Character Interviews (ca. 41 Min.); Interviews mit Cast & Crew (ca. 48 Min.); Hinter den Kulissen (ca. 31 Min.); Geschnittene Szenen (ca. 26 Min.); Vorsprechen der Darsteller (ca. 24 Min.); "The Blunt Truth" - Aufklärungskurzfilm über die Gefahren von Parties und Marihuana (ca. 4 Min.); Original-Aufklärungsfilme über Geschlechtskrankheiten und Müllbeseitigung (ca. 2 Min.); 24-seitiges Booklet von Oliver Nöding; Bildergalerie

 

Die geschnittenen Szenen sind erwartungsgemäß, weder inhaltlich noch bildmäßig, auf dem Niveau des Hauptfilms. Trotzdem sind die Extras insgesamt sehr informativ und umfangreich ausgestattet. Für Interessierte durchaus sehenswert und eine schöne Abrundung für ein insgesamt tolle Veröffentlichung.

Fazit


Man kann Koch nur dankbar sein, dass man sich nun einen teuren Import ersparen kann und ein so überzeugendes Mediabook zum humanen Preis veröffentlicht wird. Der Ton und vor allem das Bild gehen, mit kleinen Abstrichen, absolut in Ordnung. Hier hat man sich bei der Restauration offenbar große Mühe gegeben. Der Film ist sowieso eine Empfehlung meinerseits. Wenn man seine Jugend und Schulzeit nicht gerade auf dem Baum verbracht hat, dürfte für fast Jeden etwas zum Schmunzeln dabei sein. Vielleicht sogar zum Brüllen, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Jedem Interessierten kann ich nur eine Kaufempfehlung aussprechen!

Insgesamt: 9/10

Testgeräte:

 
Ep son EH-TW9200W

Oppo UDP-203 Multiregion

6x Teufel Theater 500 mk3 + Teufel Theater 500 Center mk3 + Teufel Theater 500S (Front Height) +  Teufel Reflekt (Rear Heights) + 2x Teufel US 8112/1 SW Subwoofer 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 3
Extras
mit 4
bewertet am 10.04.20 um 12:09

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