Poor Things: Ein Film, der einen packt – mit Augen, Ohren und Herz
Manchmal geht man ins Kino, sieht etwas völlig Abgedrehtes – und merkt plötzlich, dass man lächelt, staunt und gleichzeitig tief berührt ist. Poor Things von Yorgos Lanthimos ist genau so ein Erlebnis. Er ist seltsam, wunderschön, lustig, verstörend – und auf eine Art unglaublich befreiend.
Ein Rausch für die Augen
Die Bilder sind schlicht atemberaubend. Jede Einstellung wirkt wie ein liebevoll komponiertes Gemälde: verschrobene Architektur, knallige Farben, dann wieder Schwarz-Weiß, das langsam in Farbexplosionen übergeht. Man merkt, dass hier mit Bildsprache wirklich etwas erzählt wird – Bellas Weg vom unschuldigen Staunen hin zur selbstbewussten Frau ist nicht nur gespielt, sondern visuell fühlbar.
Ton, der die Bilder umarmt
Was mich fast genauso gepackt hat wie die Bilder, war der Ton. Die Musik, die Geräusche, die Stimmen – alles hat eine Tiefe, die einen komplett in diese surreale Welt hineinzieht. Mal ist es verspielt und schräg, mal dröhnt es fast unheimlich, aber immer so, dass es die Stimmung perfekt trifft. Man hört den Film nicht nur, man spürt ihn.
Emma Stone rockt das Ding
Emma Stone als Bella Baxter ist eine Wucht. Am Anfang bewegt sie sich tapsig wie ein Kind, dann wird sie neugieriger, mutiger – und irgendwann strahlt sie eine Freiheit aus, die einfach ansteckend ist. Es ist eine dieser Rollen, bei denen man vergisst, dass man eine Schauspielerin sieht. Man hat das Gefühl, Bella steht da wirklich.
Lachen, Staunen, Nachdenken
Das Drehbuch ist scharf, witzig und intelligent. Man lacht über absurde Dialoge, wundert sich über groteske Situationen – und dann, mitten im Lachen, merkt man, dass der Film eigentlich etwas sehr Echtes über Selbstbestimmung, Lust und gesellschaftliche Erwartungen erzählt.
Ein feministisches Abenteuer
Bella ist keine Figur, die man einfach in eine Schublade stecken kann. Sie lebt, wie sie will, probiert aus, lernt, und lässt sich von niemandem zurückhalten. In einer Welt voller Regeln und Erwartungen ist sie eine Provokation – und genau deswegen so inspirierend.
Vielleicht nicht für jeden
Ich glaube, Poor Things ist so eigenwillig, dass er nicht bei allen zündet. Wer es lieber gradlinig und „normal“ mag, könnte mit den schrägen Bildern, der expliziten Sexualität und dem eigenwilligen Humor fremdeln. Aber genau diese Kompromisslosigkeit macht den Film für mich so besonders.
Mein Fazit
Poor Things ist wild, schön, verrückt – und hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Er ist ein Film, der nicht nur zeigt, wie Kino aussehen kann, sondern auch, wie es klingen kann. Bild und Ton arbeiten hier Hand in Hand, um eine Welt zu erschaffen, die man so schnell nicht vergisst. Es ist kein Film, den man einfach konsumiert – man erlebt ihn. Und wenn man sich darauf einlässt, wird man reich belohnt.
bewertet am 08.08.25 um 03:23