Story: WOODSTOCK hat seinerzeit die Kunstform "Dokumentarfilm" neu definiert: Inhaltlich durch eine krasse Aufeinanderfolge von Interviewpassagen, Beobachtungen und Liveauftritten der Stars dieser Zeit. Und künstlerisch durch die legendäre Montagetechnik mit Split-Screen und Tonüberlappungen, ohne belehrende Voice Over sowie hautnaher Doku-Kamera. Nicht zuletzt ist das ganze die Konservierung eines wesentlichen Stückes Geschichte der Gegenwartskultur. Dafür volle Punktzahl!
Bildqualität: Hier kann man leider nicht allzuviel vergeben, wenn man den Vergleich mit anderen Blu-ray-Filmen anstrebt. Daher nur zwei Punkte. Es sollte aber erwähnt werden, dass es WOODSTOCK bislang noch nie so gut gab. Es ist nun einmal so, dass dieser Film aus 16mm-Material zusammengesetzt wurde, dass natürlich an die Auflösung von 35mm-Kinofilm nicht herankommt. (Daher auch die Idee mit der Split-Screen, da das Material auf 1:1,85 und breiter aufgezoomt noch körniger gewesen wäre.)
Ein dicker interner Pluspunkt außerdem dafür, dass - im Gegensatz zur bislang erhältlichen DVD - die Original Kino-Aspect-Ratio beibehalten wurde, d.h. mal ist die Leinwand über die gesamte Breite ausgefüllt, mal nur ein Teil. Auf der alten Warner-DVD wechselte das Format ständig je nach Bildinhalt, was die Projektion zum Ärgernis machte.
Tonqualität:
Der Ton ist sehr, sehr ordentlich umgesetzt worden. Wer sich den Spaß macht, in die Extras einzutauchen, kann sich ein Bild davon machen, welch ein Aufwand die Aufnahmen, der Schnitt und die Restaurierung des ganzen Materials gewesen sein müssen. Gerade die Musikpassagen erfreuen sich einer neuen Frische und Klangstärke ohne dabei den authentischen Live-Charakter zu verlieren. Es ist eine Freude, die Popstars der späten 60er in einer derart hautnahen Kotzeratmosphäre auferstehen zu lassen. Natürlich gibt es keine Monster-Surroundeffekte. Aber das erwartet hier ja auch niemand. Und: Endlich, endlich ist der Film dank 24fps wieder in der Originalgeschwindigkeit und richtigen Tonhöhe zu genießen, was sich speziell bei den Musikpassagen positiv auswirkt.
Extras:
Der Oberhammer sind natürlich die mehr als zwei Stunden Konzertausschnitte, die bislang nie zu sehen waren. Joe Cocker, Creedence Clearwater Revival, The Who, Jimi Hendrix, The Grateful Dead und ... und ... und ... Ein wahrer Leckerbissen in 1:1,33 und 5.1. Dazu die Möglichkeit, die Lieblingsstücke in einer Playlist vorauszuwählen und hintereinander abspielen zu lassen.
Absolut famos auch die Doku zur Doku: Michael Wadleigh und seine Mitstreiter kommentieren mit unglaublichen, spannenden und witzigen Anekdoten das Festival selbst, die Entstehung des Films, die Produktionsstadien und geben Einblicke in die Restaurierung. Ein Muss für WOODSTOCK-Fans.
Die weiteren Extras habe ich noch nicht gesichtet, aber was ich bisher gesehen habe, übertrifft meine Erwartungen.
bewertet am 07.08.09 um 12:40