There Will Be Blood (Blu-ray)

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15. Juni 2010




There Will Be Blood


USA, 2007
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Musik: Jonny Greenwood
Kamera: Robert Elswit
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Paul Dano,
Kevin J. O’Connor, Ciarán Hinds, u.a.

 

Ein wahnwitziger Stilbruch. Nach Filmen wie dem kultigen Boogie Nights, dem experimentellen Punch-Drunk Love, oder dem Überfilm Magnolia, legt mein persönlicher neuer Stern am Regiehimmel einen glatten Stilbruch aufs Parkett und präsentiert uns einen wahren Menschenfeind.

Daniel Plainview arbeitet sich in Südkalifornien ab dem Ende des 19. Jahrhunderts vom mittellosen Geologen und Minenschürfer zum Öl Tycoon und Multimillionär empor. Daniel Plainview, ein Mensch wie er menschlicher nicht sein könnte. Intelligent, hasserfüllt, gierig, gewissenlos, aber dennoch auf eine gewisse perfide Art und Weise sympathisch.

Mit penibler dramaturgischer Raffinesse, detailgenauer geschichtlicher Hintergrundbildung, einer Besetzung, wie sie perfekter nicht sein könnte und einer Inszenierung, die ihresgleichen sucht, präsentiert uns Paul Thomas Anderson mit There Will Be Blood einen der bedeutensten, ambitioniertesten und besten Filme der letzten Jahre, vielleicht sogar der gesamten Filmgeschichte.

Mit dem Blick aufs Wesentliche, erzählt Anderson eine Geschichte über einen Mann, der die Welt und alles in ihr hasst. Kein Teil von ihr sein will, keiner Gesellschaft angehören will, in Menschen stets das Schlechte und somit jeden als Kontrahenten sieht. Anderson stellt Relegion und Kapitalismus gegenüber, ohne beides zu thematisieren. Vielmehr den Kontrast zweier Welten, die aufeinandertreffen. Auf der Flucht vor der eigenen gescheiterten Persönlichkeit, verliert er sich im Wahn des Reichtums. Im Endeffekt, ein männlicher Machtkampf in einer gnadenlosen Welt.

Das exzellente Drehbuch (wie immer aus der Feder des Regisseurs) und die unglaubliche Dartsellung von Daniel Day-Lewis, sowie auch Paul Dano bilden unter der Führung von Paul Thomas Anderson nichts geringeres als perfektes Autorenkino.


Das Bild kommt im schicken 2,40:1 anamorphen Format daher. Die Qualität ist genau richtig für die kompositorische Bildgenauigkeit. Plastisch, scharf und tief, aber dennoch dreckig genug, um nicht glatt zu wirken. Robert Elswit's umwerfende Kameraarbeit wird perfekt in Szene gesetzt und entwickelt den FIlm zu einem visuellen Kunstwerk. Im Übrigen benutzt er bei einigen Einstellungen eine 100 Jahre alte Pathé-Kamera. Elswit's Arbeit ist wirklich bemerkenswert und dürfte jeden Kubrick Fan schwach werden lassen. Man möge sich nur an die umwerfende Ganz-Raum-Einstellung in der Schlussszene erinnern, oder die seitliche Autoverfolgung, als Plainview mit seinem Jungen campen geht, um die Sunday Ranch zu besuchen.

Der Ton kommt leider nur im DD 5.1 Sound. Jedoch ist er für die Verhältnisse sehr druckvoll und klar, aber natürlich noch weit entfernt vom heutigen durchschnittlichen Standard. Greenwood's eigenwilliger Soundtrack ummantelt die visuelle Ästhetik perfekt und schafft eine mehr als verstörende Atmosphäre. Ohne Bilder wahrscheinlich unhörbar, sind diese abgefuckten Kammerspiele eins der wichtigsten Bestandteile des Films. Die Eröffenungsszene dürfte schon Beispiel genug dafür sein.

An den Extras wurde bezüglich der Masse etwas gespart, dafür sind sie, wie auch das Menüdesign, perfekt minimalistisch ins Gesamtkonzept dieser BD eingefertigt worden. Die Geschichte des Öls wird präsentiert, sowie einige zusätzliche Szenen und andere interessante Spielereien.

Man muss diesen Film sehen um zu verstehen warum er so faszinierend ist. Aber selbst dann, ist das Verstehen nicht garantiert. Eine Menge Interesse und Geschmack an filmischer Umsetzung spielen sicherlich auch eine Rolle, um den Film genießen zu können und seine wahre Größe wirklich zu ergründen. There Will Be Blood ist eines dieser Werke, die es nur alle 20 Jahre mal gibt. Aber dafür leuchten sie für die Ewigkeit. 



Filmbewertung: 10/10

Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7,5/10
Extras: 6,5/10


Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
 
 

Kommentare

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Besten Dank! :) @ CaptainKopter: Wenn du den Film gesehen hast, hau mal ne Meinung raus!
Menschenfeind
16.06.2010 um 10:13
#9
Klasse Review! Sehr gut auf den Punkt gebracht. Fand den Film, finde den Film immer noch richtig klasse. Eion Schmuckstück für jede Sammlung. Werde mir diesen Film bestimmt noch öfter anschauen ^_^ LG Dirk
Olorin
16.06.2010 um 09:14
von Olorin
#8
Danke für das Review, somit steht der Streifen nun auf meiner Merkliste!
CaptainKopter
16.06.2010 um 08:08
#7
Sehr gute Review, schön übersichtlich, so muss das sein, mach weiter so.
Zum Film: Ist eigentlich ganz ok, kommt bestimmt dieses Jahr zu meiner Sammlung
T-Bone
15.06.2010 um 14:12
von T-Bone
#6
Ich glaube mit Jesse James kann man den Film nur schwer vergleichen. There Will Be Blood ist viel nihilistischer und osgar noch ne Ecke trockener. Ihn sollte man ausserdem mehrmals sehen. Da bei There Will Be Blood einmal, keinmal ist.

Jesse James fand ich aber auch sehr gut.
Menschenfeind
15.06.2010 um 13:55
#5
Auch dir vielen Dank. Ich glaube aber, der Film ist gar nicht so wenig geschätzt, wie der Anschein es vermuten lässt. Diesen Eindruck hab ich lediglich bei EINIGEN (bei weitem nicht allen) Usern hier auf der Seite. Aber es gibt sicherlich noch eine Mehrheit anderer, definitiv auch hier auf der Seite, die den Film mehr als zu schätzen wissen. Ich glaube vorallem deshalb an die Würdigung des Films, da ich bisher bei keinem anderen Film gesehen habe, dass er im Pressespiegel so analysiert und besprochen wurde, wie There Will Be Blood. Manche Kritiker meinem im Film Dinge zu entdecken, an die ich nicht zu träumen wagen würde.

Ich behaupte der Film wird mit den Jahren zu einem der größten Klassiker.
Menschenfeind
15.06.2010 um 10:16
#4
Bravo Emu, eine wunderbare Beobachtung eines leider zu wenig geschätzten Meisterwerks. Dass du nicht nur Anderson und Daniel Day-Lewis ins Zentrum stellst sondern auch Elswit\'s Arbeit würdigst zeigt, dass du stets den Gesamtverbund dieser grossartigen Verfilmung im Auge hast!
Ricky Fitts
15.06.2010 um 10:08
#3
Damit hast du dir meinen Neid mehr als verdient. :) Danke auch für den Kommentar zur Review.
Menschenfeind
15.06.2010 um 00:56
#2
Wow. Das es hier noch User gibt, die dieses Meisterwerk zu schätzen wissen. Schönes Review. Ich durfte bei der Deutschland Premiere damals zur Berlinale zu Gast sein in Anwesenheit von Herrn Day-Lewis als auch von Herrn Anderson. Unvergessen.
Herzeleid
15.06.2010 um 00:54
#1

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