Blog von Cineast aka Filmnerd

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(REDAKTIONELLER HINWEIS zum Konsum des Blogs:
Im Hinblick auf die nicht hinreichend klare Rechtslage in Bezug auf die Verlinkung von Youtube-Videos, werden nachfolgend lediglich die entsprechende Youtube-Links angegeben, die dann bitte selbsttätig in ein anderes Browserfenster kopiert werden mögen, um so in den "Genuss" des jeweiligen Videos zu gelangen.
Der geneigte audiophil Interessierte mag zu musikalischen Unterlegung des Blogs folgendes Youtube-Video "im Hintergrund" laufen lassen:

http://www.youtube.com/watch?v=jhr-CRcK3OM

Es handelt sich um APOPTYGMA BERZERKS "NON-STOP VIOLENCE" - ein Song, der mir eingedenk des nachbehandelten Filmes irgendwie "passend" schien :-).)



"Sind Sie bereit, bereit für das Unbekannte?"


Das vorbenannte Zitat stammt natürlich, wie Ihr Verrückten sofort bemerkt habt, mitnichten aus dem hier zu behandelnden Film/der Graphic Novel - vielmehr habe ich mich hier ein wenig plakativ bei "Outer Limits" bedient - denn gerade diese Fragestellung scheint mir in vielerlei Hinsicht die "Metaebene" des Cronenberg Meisterwerks "A History of Violence" aufzuzeigen.

"Das Unbekannte" - das sind auch hier allein wir selbst ... und das, was in uns ruht und auszubrechen vermag.

"A History of Violence" mag in vielem Cronenbergs kommerziellster Film sein - im Kern ist er ein "typischer" Cronenberg, denn er läßt uns mit Fragen zum Bereich der Gewalt, wie sie sich auswirkt, wozu sie führt, inwieweit sie in uns "angelegt" ist, etc. zurück. Ein leicht philosophischer Unterton ist allgegenwärtig - ohne jedoch hier Arthausattidüde zu vermitteln oder gar oberlehrerhaft daherzukommen.

Dies verweggeschickt, ist darauf hinzuweisen, dass gerade "A History of Violence", wie so viele der in dieser von Moements erdachten, exzellenten Reihe untergebrachten Filme/Comics, ein Paradebeispiel dafür ist, was beide Kunstformen vermögen - und das sich hinter selbigen weit Tiefsinnigeres verbirgt, als gemeinhin angenommen wird.

Und natürlich (wir sind schließlich in der Beyond!-Reihe) begann als mit der:

I. Graphic Novel:




(Quelle: http://www.paninicomics.de/a-history-of-violence-i3577.html )


"A History of Violence" ist eine in den USA sehr populäre, hierzulande leider kaum bekannte Graphic Novel, welche von John Wagner und Vince Locke geschaffen wurde.

Der Comic wurde erstmals 1997 von Paradox Press veröffentlicht, wobei zu bemerken ist, dass es sich bei letztgenannten um eine Abteilung der DC Comics handelt, welche wohl jedem ein Begriff sein dürfte.

Dabei besticht die Graphic-Novel-Vorlage, um es frei heraus zu sagen, durch ihre visuelle Schlichtheit. Die Zeichnungen sind schwarz-weiß gehalten und fokussieren den Betrachter auf die wesentliche Essenz - die Handlung und deren Hintergründigkeit.

Um hier einen Eindruck zu vermitteln, mag das unter folgendem Link ersichtliche Youtube-Video hilfreich sein, in welchem einmal die gesamte Graphic Novel "durchgeblättert" wird (ob der im obigen Hinweis bereits angesprochenen etwaigen rechtlichen "Probleme" bei direkter Verlinkung des Youtube-Videos gibts hier wie gewohnt "nur" den Link, der selbsttätig zur Etablierung einer Betrachtungsmöglichkeit verwandt werden kann und darf :-)):

http://www.youtube.com/watch?v=uQBRkWF6CYo

Bereits aus der Graphic Novell wird mithin eine Stilsicherheit ersichtlich - ebenso wie der Umstand, das - eben vor dem Hintergrund des gewählten Themas - die Gewaltdarstellungen sehr drastisch dargestellt werden, was hier jedoch mitnichten dem bloßen Präsentieren von Schauwerten dient, sondern vielmehr erforderlich ist, um die Focussierung auf die hintergründige Thematik und die innere Auseinandersetzung des Betrachters hiermit zu bewirken.

Womöglich mag dieser Aspekt auch mitursächlich dafür gewesen sein, dass sich letztlich niemand geringeres als Kult-Regisseur David Cronenberg als Regisseur der filmischen Interpretation des Stoffes fand - denn ein "gewisser Hang" zur filmischen Präsentation von Gewalt mag gerade Cronenberg, betrachtet man dessen Vita, nicht abzusprechen sein :-).

In jedem Falle war die Graphic Novel doch überaus erfolgreich, was man eingedenk der Tatsache, dass gerade John Wagner für solch Kult-Graphic Novels wie "2000 AD" und "Judge Dredd" verantwortlich zeichnet, zwar erwarten durfte - aber ob der eher atypischen Thematik doch nicht wirklich erwarten sollte.

Ein derartiger Erfolg führt dann konsequenterweise dazu, dass man - bei einer derartigen "visuellen Steilvorlage" folgerichtig - eine Verfilmung des Stoffes erwägt.

II. Der Film:

A History of Violence Blu-ray

(Quelle: https://bluray-disc.de/blu-ray-filme/a-history-of-violence-blu-ray-disc )

Insoweit muß es dem späteren Produzenten des Film J. C. Spinke hoch angerechnet werden, dass es ihm gemeinsam mit seinem Partner Chris Bender gelang, New Line Cinema auf die Graphic Novel aufmerksam zu machen, welche sich hierauf unmittelbar die Rechte an dem Stoff sicherte.

Allerdings waren für das filmische Geschehen einige Änderungen vorgenommen.

So legt die Graphic Novel mit den dort verwandten Namen nahe, dass die Figuren einen italienischen Hintergrund haben - insoweit hätten sich (das Kino ist insoweit eben "geprägt" :-)) zu leicht gedankliche Vernetzungen zu den "hinreichend bekannten" Mafiafilmen und damit auch zu den entsprechenden Klischees aufgetan, was Drehbuchautor Josh Olson eben zu umgehen suchte, indem er hier vielmehr auf die Irischstämmigkeit der Figuren bezug nahm - was auch besser mit der letztlichen Besetzung, auf die nachfolgend noch einzugehen sein wird, in Einklang zu bringen ist.

Erst nach Verfassung des Drehbuchs stieß sodann David Cronenberg zu dem Projekt - dies mag auf den ersten Blick eingedenk der Filmvita Cronenbergs seltsam erscheinen, denn trotz aller Hintergründigkeit der Story ist diese doch vom reinen Handlungsablauf her konventienell gehalten - und wenn Cronenberg in der Vergangenheit eine "Schublade" stets gekonnt vermieden hatte, dann die des "Konventionellen".

Gleichwohl passte der Film einfach in die "Entwicklung" in der Cronenberg seinerzeit begriffen war - nämlich weg vom Body-Horror mit vielschichtigen Ebenen hin zu weniger Plakativem, gleichwohl ebenso Hintergründigem. Und hier passte "A History of Violence" eben wunderbar "hinein".

Cronenberg selbst war der Thematik der Graphic Novel dabei aus mehreren Gründen zugetan.

Zum einen interessierte ihn der Aspekt der Gewalt - denn dieser und deren Auswirkungen war Cronenberg doch (wie abermals seine Filmvita eindrucksvoll verdeutlicht) schon lange verfallen. Dabei allerdings mehr der Aspekt der "Wirkmechanismen" der Gewalt und deren Anlage in uns allen.

Zudem bezeichnete Cronenberg den Film stets als "Americana", was wohl nahelegen soll, dass der Film in gewisser Weise auch eine "Abrechnung" mit dem amerikanischen Wertesystem und dem "amerikanischen Traum" darstellt.

Dabei brachte gerade Cronenberg ganz wesentliche Einflüsse nach Erstellung des Drehbuches ein, wie den atypischen Beginn des Filmes (bezogen auf die rein visuelle Präsentation) und die Einbeziehung teils harter Sexszenen, wobei deren "Härte" weniger visualisiert sondern nur angedeutet wird und sich mehr aus psychologischen "Verwebungen" der Handelnden ergibt.

Der letztgenannte Gesichtspunkt war dabei für Cronenberg aus einem, wie ich finde, sehr plausiblen Grund wichtig - Cronenberg stand schließlich auf dem Standpunkt, dass man gerade während des Sexualaktes das "innere Selbst" nicht mehr wie gewohnt kontrollieren kann, sondern sich Selbiges eben innerhalb des Aktes "Bahn bricht" - und dies nutz Cronenberg denn auch, um an den Sexszenen zu visualisieren, was hinter der "menschlichen Maske" vorgeht.

Mithin kommt gerade den von Cronenberg in der Form "eingeführte" Sexszenen besondere Bedeutung zu - zumal diese auch genutzt werden, um weitere Verknüpfungen herzustellen. So betrifft ein Sexszene einen Akt, anläßlich welchem Maria Bello eine Cheerleaderuniform trägt - was könnte es Amerikanischeres geben - insoweit ein Bezug zu Cronenbergs "Americana"-Ansatz.

Appropos Maria Bello - die Darstellerwahl und -qualität des Filmes muss besondere Erwähnung finden.

Hier ist zuförderst William Hurt zu nennen! Ein großartiger Schauspieler - und hier von ganz besondere Qualität! Hurt gibt hier tatsächlich einen sehr diffizilen und vielschichtigen Charakter, dessen emotionale Zerrissenheit einfach sensationell von Hurt zum Ausdruck gebracht wird. Hurts Spiel ist dabei derart gelungen, dass man hier wirklich von einer "oscarreifen" Leistung sprechen kann - was seinerzeit auch entsprechend goutiert wurde, indem Hurt als besten Nebendarsteller für seine Performance in diesem Film für den Oscar nominiert worden war, diesen gleichwohl jedoch leider nicht erhielt.

Hierneben erleben wir den ebenfalls immer sensationellen Ed Harris als Fiesling - was zwar der "Standardbesetzung" Harris´ in vielen Filmen entspricht, die Qualität seiner Darstellung jedoch nicht zu mindern vermag.

Selbstredend ist Viggo Mortensen als Hauptprotagonist besonders lobend zu erwähnen! Mortensens, der diese Rolle eigentlich abermals seiner Performance in der "Herr der Ringe" zu verdanken hatte, brilliert hier als fast "gespaltene Persönlichkeit" als Mann mit den zwei Leben, die er weitestgehend derart "trennt", dass einige Kritiker der Figur im Film gar eine dissoziative Störung in Bezug darauf, das jeweils andere Leben komplett "auszugrenzen, attestierten. Hieraus wird bereits ersichtlich, wie herausragend das Spiel Mortensens ist - und dies sollte auch Cronenberg beeindrucken, denn nach "A History of Violence" gehörte Mortensen zum Cronenberg-Stammschaupieler-Kreis und dürfte in mehreren Folgefilmen des Meisters mitagieren.

Maria Bello gibt hierüber hinaus die liebende Ehefrau - mit "kleinen Besonderheiten" (siehe Sexszenenanriß) und ebenfalls aufkommender innerer Zerrissenheit eingedenk der Offenbarungen in Bezug auf die Vergangenheit ihres Mannes, derer sie sich ausgesetzt sieht. Ebenfalls eine starke Leistung - und insbesondere muß man feststellen, dass die Besetzung von Bello ./. Mortensen als liebendes Ehepaar exzellent ist, da die "Chemie" zwischen beiden einfach stimmt und beide insoweit vollauf glaubwürdig wirken.

Nun mag dem geneigten Leser vielleicht auffallen, dass ich - insoweit etwas atypisch zu den meisten bisherigen "Beyond"-Blogs - noch rein gar nichts zum eigentlichen Inhalt des Filmes wie auch der Graphic Novel näher dargestellt habe.

Dies hat zwei Gründe:

Zum einen traue ich Demjenigen, der den Film noch nicht kennt, durchaus zu, diese Info kurzfristig online zu beziehen. Hier kann man bereits zwanglos auf die hiesige Datenbank zurückgreifen, wo die zum Film hierzulande erhältliche - für meinen Geschmack der Bedeutung und Qualität des Filmes leider nicht gerecht werdende - Blu-Ray zudem umfassend und sehr überzeugend besprochen worden ist - hier der entsprechende Link:

https://bluray-disc.de/blu-ray-filme/a-history-of-violence-blu-ray-disc#review

Zum anderen gehe ich davon aus, dass die Allermeisten diese Filmperle durchaus kennen werden - und sollte dies anders sein, so ist es doch gelegentlich schöner, man läßt sich einfach auf den Film ein, ohne bereits vollumfänglich von dem Geschehen Kenntnis zu haben - letzteres ist hier besonders wünschenswert, denn der Film lebt, trotz der vielfach für den geneigten Betrachter "vorersehbaren" Wendungen, auch und gerade hiervon - deshalb gilt: ANSEHEN!

Insoweit mag hier auch schon gelegentlich meine persönliche Einschätzung mit "durchgeschimmert" haben, denn ich vermag den Film nur jedem, für den Filmgenuss auch mit der Reflektion über das eigene Ich einhergeht, der es schätzt, wenn Filme zur Anstregung der Hirnwindungen anregen, zu empfehlen.
Dabei tritt hinzu, dass man exzellent fotografierte Bilder, wunderbare Schauspieler und - ja, hier kommt trotz allem der "Gorehound" durch :-) - expliziete Gewaltdarstellungen geboten erhält, was einfach perfekte Unterhaltung garantiert - etwas für "Faust + Hirn" sozusagen :-).

Dabei hat der Film noch - zumindest für mich - eine besondere Qualität - er regt mich auch beim wiederholten Betrachten immer wieder an, über unser Menschsein nachzudenken. Darüber wer wir sind, was in uns steckt und zu was für Handlungen wir in der Lage sind.

Insoweit ist der Titel der Graphic Novel wie des Films mehr als treffend gewählt, denn Gewalt und deren Ausübung sind essentieller Bestandteil unserer Selbst. Ob wir dies nun kultiviert haben und verborgen halten - es ist da - es "steckt" in mir wie in Euch!

Wir sind das Grauen und dessen gleichzeitiger Bekämpfer - die Anlagen liegen so oder so in uns, die Frage ist nur, für welche "Richtung" wir uns entscheiden.

Wie aus diesem zugegeben etwas kruden Geschreibsel ersichtlich wird, führt der Genuss dieses filmischen Meisterwerkes dazu, sich (twilightzoneartig) dem "Unbekannten" zumindest ein bißchen zu stellen - dem eigenen ambivalenten Ich, dass immer auch in uns ist.


Damit möchte ich diese "Auftragsarbeit" :-) (sei nicht bös, lieber Moements - aber ein wenig ists ja so :-)) beenden und hoffe, dass diese wohl etwas atypische Herangehensweise gleichwohl Gefallen finden konnte - über Film und Graphic Novel ließe sich zweifellos noch so viel mehr sagen - und ich hoffe, dass ihr Euch nicht scheut, Eure Eindrücke hierzu in den Kommentaren niederzulegen.

Verschwinden will ich hier indes nicht, ohne mich bei MoeMents für die Möglicheit zu Bedanken, diesen exzellenten Film hier behandeln zu dürfen, und zudem ausdrücklich DANKE für das Erdenken dieser tollen Reihe zu sagen. Außerdem will, kann und muss ich auf die Vielzahl an exzellenten Blogs, die in dieser wunderbaren Reihe schon verfasst wurden, verweisen - selbige finden sich hier:

Hier gehts zur Comic Movie-Heroes Beyond ÜBERSICHT !!




PS: WATCH OUT FOR THE NEXT BEYOND-BLOG!

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