Robert Redford: "Heute liebe ich die einfachen Dinge im Leben"

28.04.2014

Allein auf weiter See in einem Segelboot. Plötzlich ein Knall, ein Knirschen. Ein Zusammenstoß mit einem eisernen Container. So beginnt der Kampf ums Überleben für Robert Redford in seinem neuen Film "All is Lost". Fesselnd, spannend, eine Reise ins innere Ich. Die Kritiker auf der ganzen Welt sind begeistert von dem Ein Mann-Stück mit Hollywood-Legende Redford. Ab Ende Mai ist der preisgekroente Film endlich auch auf Blu-ray zu haben. Bluray-disc.de traf den Superstar zum Interview in New York. Dieser Film ist mehr als nur der Kampf eines Mannes gegen die Natur, sehen Sie das ähnlich? Ja, es ist ein Kampf ums Überleben, ein existentieller Kampf, der zeigt, wozu Körper und Geist fähig sind, wenn Unmenschliches verlangt wird. Sie haben keinen Dialog in diesem Film. War das eine zusätzliche Herausforderung? Ja, das war es. Und ich habe es geliebt. Die Filmindustrie hat sich in den letzten Jahren so extrem verändert, alles dreht sich nur noch um Special Effects, um Action und Superhelden, diese Geschichte war so pur und so simpel und doch hochkomplex und schwierig umzusetzen. Warum haben Sie sich gerade diesen Film zum jetzigen Zeitpunkt in ihrer Karriere ausgesucht? Es passte einfach in meinem Lebenslauf. Ich bin ein Mensch, der heute gerne mal allein ist, der die einfachen Dinge im Leben genießt. Außerdem interessiert mich die Frage, wie Menschen reagieren, wenn sie an einem Punkt im Leben ankommen, da sie glauben, alles sei verloren. Geben sie auf? Kämpfen sie? Was sind Sie für ein Mensch? Ich glaube schon, dass ich kämpfen kann. Aufgeben war niemals eine Option für mich, war es nie. Aber ich bin auch ein Mensch, der reflektiert, der nicht unbedingt wilden Aktionismus in die Wege leiten muss. Wo findet ihr Charakter in diesem Film die Kraft, weiterzumachen, nicht aufzugeben? Ich glaube, dass er weiterkämpft, weil er Angst hat, seinen Verstand zu verlieren. Und das ist doch auch eine Antwort für unser aller Leben, oder? – Oftmals, wenn wir große Angst im Leben haben, verlieren wir Kontrolle, gefrieren förmlich. Wenn du eine Aufgabe hast – wie zum Beispiel den Kampf gegen die Natur fortzuführen, dann verhinderst du diesen Schockzustand. Wovor haben Sie Angst im Leben? Vor dem Meer (lacht). Wenn du mitten im Ozean herumdümpelst oder tauchen gehst, dann ist diese grenzenlose Weite des Meeres schon recht beeindruckend und kann Angst einflößen. Und auch ich habe mich schon verloren gefühlt… Wo denn? Im Ozean? Nein, in den Bergen. Das ist nicht lustig, wenn du plötzlich nicht mehr weißt, wo du dich befindest. Sind Sie auch privat Segler? Ich segel ein bisschen. Ich bin ja in Los Angeles direkt am Meer grossgeworden. Da hab ich viel Zeit im Wasser verbracht. Ich war ein Surfer, Schwimmer, und hab auch Zeit auf Segelbooten verbracht. Aber niemals allein und niemals so weit draussen in einem solchen Sturm. Der Film hat schon jetzt viele Kritiker aufmerksam gemacht. Der "Oscar-Buzz" macht die Runde. Interessieren Sie solche Ehrungen heute noch? Nicht wirklich. Ich hoffe einfach, dass sich Leute den Film anschauen. Mehr nicht. Es ging mir in meinem Leben immer um die Arbeit, nicht um die Parties und die Preise. Das überlasse ich anderen. In dem Film geht es ums Überleben. Waren Sie schon einmal in einer Situation, in der es ums Überleben ging? Ja, war ich. Ich war mal auf einem Flug von Santa Fee nach Santa Rosa in Kalifornien. Und plötzlich fielen beide Maschinen im Learjet aus. Für neun Minuten! Was haben Sie da gedacht? Ich bin einige Optionen durchgegangen. Du bereitest dich auf den Crash vor. Du fragst dich, wie es sich wohl anfühlen wird, werden wir überleben? Wo wird das Flugzeug abstürzen? – Solche Fragen gingen mir durch den Kopf. Sie hatten keine Todesangst? Ich weiß nicht so recht. Vielleicht bin ich zu analytisch. Ich konnte an der Situation ja nichts ändern. Die Situation hat sich dann aber doch geklärt, oder? Ja, die Maschinen sprangen plötzlich wieder an und wir konnten sicher landen. Es war eine wirklich surreale Erfahrung. Sind Sie auch im wirklichen Leben ein Überlebenskünstler so wie ihr Charakter in dem Film? Nein, bin ich nicht. Ich kann keinerlei Anleitungen lesen. Die machen absolut keinen Sinn für mich (lacht). Ich muss es immer alles erst selbst ausprobieren und hoffen, dass es funktioniert. (fs)

All is Lost auf Blu-ray Disc:

All Is Lost (2013)

28.04.2014 - Kategorie: Interviews

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KOMMENTARE

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Interessante Fragen:
"Außerdem interessiert mich die Frage, wie Menschen reagieren, wenn sie an einem Punkt im Leben ankommen, da sie glauben, alles sei verloren. Geben sie auf? Kämpfen sie?"

Gutes Interview, Danke dafür, der Film wird mit Sicherheit gesichtet, ich fand schon den Trailer stark.

03.05.2014 um 18:10

von EnZo

#20

Danke für das Interview...

01.05.2014 um 23:55

von gelöscht

#19

bin ein großer fan von redford, aber dieser all is lost film ist für mich einer der langweiligsten filme der filmgeschichte.

01.05.2014 um 17:00

von movieman73

#18

Super Interview, eines der besten, die ich hier gelesen habe. Danke dafür. Der Film ist auf jefen Fall vorgemerkt.

29.04.2014 um 21:30

von Cine-Man

#17

Einfach klasse. Ich mochte Robert Redford ja schon immer gerne. Kann mich seiner Aussage nur anschließen. Heute gehts viel zu viel um Special Effects, Superhelden und Action. Die Logik und der Tiefgang eines Filmes bleiben da leider zu oft auf der Strecke.

29.04.2014 um 06:19

von cheesy

#16

Klasse Interview. Der Film hat mein Interesse direkt mal geweckt.

29.04.2014 um 04:20

von sasacrocop

#15

Robert Redford ein Wahnsinns Kerl. Bin sowas von gespannt wie der Film ist und wie er die Rolle spielt mit sein 77 Jahren.

28.04.2014 um 21:35

von Nelroth

#14

Der Film steht auch auf meiner Watchlist. Redford ist 77 Jahre alt und noch sehr aktiv. Alle Achtung!

28.04.2014 um 21:32

von King Cross

#13

Ausführliches Interview mit einer Schauspiel-Größe wie Robert Redford!
Da ""All is Lost" durchwegs positive Kritiken erhalten hat, werde ich mir den Film wohl zulegen.