Achtung Spoiler! Wir haben im nachfolgenden Text zwar versucht, Spoiler so gut es geht zu verhindern, der ein oder andere Spoiler wird sich in dieser Kinokritik aber doch wiederfinden. Falls Sie noch einen Kinobesuch planen, sollten Sie AB SOFORT nicht mehr weiterlesen. Natürlich sind Sie wieder herzlich eingeladen, im Filmprofil oder in den Kommentaren dieser News Ihre Meinung über den vorerst letzten Mittelerde-Film kundzutun.
Den Unkenrufen zum Trotz: Peter Jackson hat einen würdigen Abschluss der Hobbit- und damit auch der Mittelerde-Saga abgeliefert. Zwar lassen sich in dem über 2-stündigen finalen „Hobbit“-Film auch einige Kritikpunkte zusammentragen, diese sind aber zu verschmerzen und trüben das Erlebnis kaum. In den nachfolgenden Zeilen haben wir unsere Eindrücke zusammengefasst.
Die Actionszenen sind genial inszeniert und choreographiert. Es gibt Gegner, die in den vorigen Hobbit-Teilen schon zu sehen waren, und nun in „Die Schlacht der Fünf Heere“ endgültig ihr Leben lassen müssen. Die Kampfszenen sind einfallsreich, teilweise witzig und oft genug brutal. Im letzten Hobbit-Film rollen wieder einmal Köpfe, auch wenn Blut Mangelware ist. Dafür hinterlässt das durch die Orks verwüstete Thal einen zermürbenden Eindruck, da zwischen den Leichen auch Kinder zu finden sind.
Make-up und allen voran die Kostüme sind wieder großartig. Als die Zwergenarmee von Dáin Eisenfuß hinter einer Lichtung hervorkommt, erinnert das nicht nur stark an die Stilmittel, die Peter Jackson schon beim „Der Herr der Ringe“ genutzt hat, das Auftreten der Zwergenarmee sieht beeindruckend aus. Über das Kampfschwein, auf dem Dáin reitet, lässt sich zwar streiten, aber endlich Dáin zu sehen, der von keinem geringeren als Billy Connolly gespielt wird, ist einfach fantastisch. Abgesehen von seinem Kommandanten, gleicht ein Zwerg aus der Armee dem anderen - so wie man sich die Zwerge vor der damaligen Vorstellung von Thorins Gefolgschaft vorgestellt hat. Schön ist auch, dass die Anzahl der CGI-Orks, die in den Höhlen des Goblinkönigs zu sehen waren, deutlich verringert wurde. Sie tauchen etwa im letzten Drittel des Films kurz auf und werden als „Ork-Söldner“ bezeichnet... und schnell eliminiert. Die im Computer generierten Gesichter der Orks sehen viel zu sehr nach CGI aus, während die Orkarmee von Bolg und Azog wesentlich natürlicher herüberkommt.
In „Die Schlacht der Fünf Heere“ sterben nicht nur jede Menge Orks, sondern auch ein paar von Bilbos Gefährten, die die vorigen beiden Filme noch überleben durften. Die Todesszenen sind nicht übertrieben melancholisch - mit Ausnahme von Tauriel, die über den Tod von Kili trauert. Obwohl schon hart an der Grenze, hat es Peter Jackson nicht zu sehr übertrieben. Auch in den Anfangsminuten, als Kili mit den anderen Zwergen gen Erebor paddelt und Tauriel verabschiedet, wird nicht zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt - zum Glück. Zu groß war die Angst, dass Jackson an falscher Stelle zu viel „Herr der Ringe“ nachahmen wird. Die Liebe zwischen Aragorn und Arwen kauft man schnell ab, während die „Liebesszenen“ zwischen Kili und Tauriel zu oft zu künstlich wirken. Möglicherweise wird die Zuneigung der beiden aber auch noch in der 30 Minuten längeren Extended Fassung etwas ausgeweitet. Diese steht vermutlich ab November 2015 auf Blu-ray Disc zur Verfügung. Es wäre aber kein Verlust, wenn die Szenen mit den beiden nicht noch länger werden.
The Hobbit: The Battle of the Five Armies - Memories of Middle-earth
Beeindruckt hat dahingegen Richard Armitage als Thorin Eichenschild. Wirkte er in den beiden ersten Teilen noch fehlbesetzt, so scheint es, als hätte ihn Peter Jackson wegen diesem letzten Film als Thorin engagiert. Während er in „Eine unerwartete Reise“ und „Smaugs Einöde“ oft zu eintönig und blass daher kommt, blüht er in „Schlacht der Fünf Heere“ richtig auf. Man kauft ihn den bösen und arroganten König, der der Drachenkrankheit verfallen ist, sofort ab. Auch seine spätere „Verwandlung“ gelingt und erscheint durchaus glaubwürdig.
Über das Ende oder die letzten Minuten, in denen Peter Jackson eine Brücke zu Aragorn und „Der Herr der Ringe - Die Gefährten“ schlägt, ist weitestgehend gelungen. Eventuell hätte man hier mehr andeuten und nicht unbedingt aussprechen können, aber es war dennoch ein schöner Einfall, auch noch Aragorn/Streicher im Gespräch zwischen Legolas und Thranduil zu erwähnen. Dass Ian Holm und nicht Martin Freeman am Ende als Bilbo zu sehen ist, wird viele „Herr der Ringe“-Fans auf einen Schlag zehn Jahre zurück versetzen. Es hätte einige Enden geben können; letztendlich haben sich die Drehbuchautoren für eine kleine Überschneidung mit „Die Gefährten“ entschieden und ein paar alte Sätze aus dem ersten „Herr der Ringe“-Film verwendet.
An unserer Kritik zum Soundtrack halten wir fest. Gab es zum „Der Herr der Ringe“ noch unzählige Themen, die im Gedächtnis bleiben, hinterlässt der OST - allein betrachtet - einen schon fast austauschbaren Eindruck. Anders wirkt er dahingegen gemeinsam mit dem Film. Durch diverse bereits bekannte Themen wird verdeutlicht, dass das Mittelerde-Abenteuer zu Ende geht. Auch musikalisch wird hier eine Brücke zum „Herrn der Ringe“ geschlagen. Diese Brücke fällt weder besonders negativ auf, noch sticht sie besonders positiv heraus.
Es herrscht schon fast zu viel Action in „Die Schlacht der Fünf Heere“, was dazu führt, dass einige Charaktere ins Hintertreffen geraten. Während viele Zwerge schon in den beiden vorigen Teilen nicht zu Wort kamen, hat es im letzten Teil den Anschein, als würde sich nun alles auf Kili und Thorin konzentrieren. Die Zwerge, die noch am häufigsten zu Wort kommen, sind Balin und Dwalin. Auch Dáin redet ohne Unterlass. Während Dáin und seine Armee jede Menge Orks töten, sind die Kämpfe zwischen der Gefolgschaft von Thorin und der Orkarmee nicht sonderlich ausgeprägt. Zudem war schon in der Kinofassung von „Smaugs Einöde“ wenig von Beorn zu sehen. In der Kinofassung von „Die Schlacht der Fünf Heere“ hat er einen zugegebenermaßen coolen Auftritt, allerdings dauert dieser nur ein paar Sekunden an. Eventuell ist in der Extended Edition mehr von Beorn zu sehen. Es wäre wünschenswert!
Zudem wirkt in diesem Teil Legolas etwas fehl am Platze. Zwar erledigt er haufenweise Orks und spielt eine wichtigere Rolle, aber richtig warm wird man mit ihm im „Hobbit“ nicht. Ob Kinobesucher etwas vermissen würden, wenn Tauriel und Legolas aus den Hobbit-Filmen gestrichen worden wären? Vermutlich kaum. Immerhin gibt es dank Legolas einen enormen Wiedererkennungseffekt und eine Brücke zu Aragorn, die zum Ende des Films - im Gespräch zwischen Legolas und seinem Vater Thranduil, der von Lee Pace gespielt wird - ihren Höhepunkt erreicht.
THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES Extended Featurette | A 17 Year Journey 2014
Obwohl der letzte Hobbit-Film durchaus gelungen ist und wie kein anderer Film der Trilogie ein besonderes „Herr der Ringe“-Gefühl vermittelt - auch wenn der letzte Teil der Reihe ebenfalls nicht an „Der Herr der Ringe“ herankommt - werfen einige Situationen auch Fragen auf. Gegen Ende des Films weiß Gandalf beispielsweise bereits von dem Zauberring, den Bilbo sein Eigen nennt. Bilbo will dies zunächst nicht zugeben, macht es dann aber doch. Hatte Saruman tatsächlich recht und das Kraut der Halblinge hat Gandalfs Sinne vernebelt oder warum ist er nie auf die Idee gekommen, dass es sich dabei um den Einen Ring handeln könnte? Das Buch außer acht gelassen: Ein besserer Übergang ist ihnen nicht eingefallen? Je komplexer die Ereignisse, desto schwieriger wird es, eine Brücke zwischen zwei Trilogien zu schlagen. George Lucas dürfte sich damit bestens auskennen. Doch obwohl auch der letzte Film der „Hobbit“-Trilogie noch die ein oder andere Frage offen lässt und nicht jede Entscheidung der Filmemacher nachvollziehbar ist, so stellt der dritte Film im Bunde doch gleichzeitig den Besten dar.
Hobbit Trilogie + Bilbo's Journal:
Schlacht der Fünf Heere auf Blu-ray Disc:
(mw)