Assassination Classroom – Mit Tentakeln durch den Unterricht - Special Teil 1
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Assassination Classroom – Mit Tentakeln durch den Unterricht - Special Teil 1
In Japan gibt es Manga bekanntermaßen wie Sand am Meer. Für Laien wirkt es dabei oft so, als gelte das Motto “je abgedrehter, desto besser”. Dabei gibt es natürlich auch jene Reihen, die eher auf ruhige Weise klassische Geschichten erzählen und im Genre “Slice of Life” bodenständig wirken. Doch wer sich mit Manga nicht näher befasst hat, assoziiert meistens in Deutschland Reihen wie Naruto, One Piece oder Dragon Ball als erstes mit den japanischen Comics. Dabei hätten auch viele andere Vertreter einen höheren Bekanntenkreis in hiesigen Breitengraden verdient. Einer davon ist Assassination Classroom. Der Manga aus der Feder von Yūsei Matsui erschien, wie etwa auch das erwähnte One Piece, in Japan in dem beliebten Magazin Weekly Shōnen Jump. Rasch entwickelte sich Assassination Classroom im Land der aufgehenden zu einem Phänomen: Eine ebenfalls sehr erfolgreiche Anime-Serie und sogar zwei Live-Action-Kinofilme folgen nach. Da wir aktuell alle bisher erschienenen Volumes des Anime in Rezensionen besprechen, ist das natürlich die beste Gelegenheit auf das Franchise in einem zweiteiligen Special genauer einzugehen.
Erstmals betrat Assassination Classroom 2012 in Japan die Bühne im Weekly Shōnen Jump. Der Manga dreht sich um die Schulklasse 3-E, bzw. 9-E in der deutschen Übersetzung, welche innerhalb der Kunugigaoka-Mittelschule als ein Abstellgleis für auffällige und schlechte Schüler dient. Entsprechend rümpfen die restlichen Schüler über die E-Klasse nur die Nase. Was zunächst nach einem Slice-of-Life-Manga klingt, birgt aber noch ganz andere Aspekte. Denn dann wäre da ja noch das Tentakel-Monster Koro-Sensei. Es handelt sich um ein mächtiges Wesen mit einem riesigen, gelben Smiley-Gesicht, das 70 % des Mondes zerstört hat. Koro-Sensei setzt den Regierungen der Welt eine Frist: Er will nach etwa einem Jahr auch die Erde vernichten. Allerdings räumt er den Menschen eine Chance ein, das zu verhindern. So will er besagte E-Klasse für ein Jahr als Klassenlehrer unterrichten. Die Schüler dürfen ihn jederzeit angreifen, er unterstützt sie sogar dabei ihre Meuchelmörder-Techniken zu verbessern. Sollten die Schüler Koro-Sensei zur Strecke bringen, winkt nicht nur die Rettung der Erde, sondern auch eine Belohnung von 10 Milliarden Yen.
Klingt abgedreht? Das ist es auch. Denn es kommt noch dicker: Koro-Sensei ist gegen so gut wie alle Waffen unverwundbar und kann sich mit Mach 20 fortbewegen. Seine Fähigkeiten nutzt er aber nicht nur, um attackierenden Regierungsbeamten nebenbei die Haare zu stylen, sondern z. B. auch um mal eben nach Italien zu jetten und sich dort ein Eis zu gönnen. Denn die Persönlichkeit von Koro-Sensei passt so gar nicht zu einem Monster, das den Planeten auslöschen will. Stattdessen unterrichtet der Herr Tentakel die E-Klasse mit Geduld und Optimismus. Oft setzt sich Koro-Sensei nicht nur für die Klassengemeinschaft, sondern auch für einzelne Schüler ein und fördert deren individuelle Fähigkeiten. Er wird schnell zum idealen Lehrer, wie er im Buche steht.
Wer es jetzt noch nicht herausliest: Assassination Classroom ist keine blutige Action-Reihe, in der die Schüler mit Mordlust ihren monströsen Lehrer zerstückeln. Das Szenario mag angesichts der modernen Angst vor Amokläufen an Schulen auf den ersten Blick kontrovers wirken, ist aber in einer Weise inszeniert, die primär auf viel Humor und herzerwärmende Charakter-Momente setzt. Als zentraler Protagonist fungiert dabei der Schüler Nagisa, der sich die Schwächen Koro-Senseis notiert und gleichzeitig die typischen Probleme eines Teenagers meistern soll. So muss Nagisa erst sein Selbstbewusstsein finden und ist auch aufgrund seines androgynen Äußerens und seiner zierlichen Statur am Anfang Spielball seiner Mitschüler. Dazu im Gegensetz steht Karma, ein leicht soziopathischer Rebell, der aufgrund seines gewalttätigen Verhaltens zur E-Klasse stößt. Aber auch viele andere Schüler erhalten im Laufe des Mangas und auch des Anime ihren Platz im Rampenlicht.
Beispielsweise wäre da Terasaka, der anfangs wie ein Rowdy rüberkommt und z. B. Nagisa schikaniert. Im Laufe der Zeit enthüllt aber selbst eine derartige Nebenfigur in Assassination Classroom neue Facetten. Auch wenn er eher als Antagonist auftritt, wird jedoch vor allem Koro-Sensei zum Star der Reihe. Zum einen ist mit dem Design des Charakters ein enormer Coup gelungen: Das prägnante Smiley-Gesicht des gelben Tentakelmonsters ziert mittlerweile unzählige Marketing-Artikel. Zum anderen ist dessen gegensätzliche Persönlichkeit extrem unterhaltsam.
So erteilt Koro-Sensei seinen Schülern als weiser Lehrmeister nicht nur fachlichen Unterricht, sondern auch wichtige Lektionen fürs Leben. Oft nutzt er dafür seine übermenschlichen Fähigkeiten, wenn er etwa Nagisa und Kamera mit auf einen rasanten Mach-20-Flugtrip in die USA nimmt, weil er unbedingt den neuesten Hollywood-Blockbuster als Premiere sehen möchte. Für die Schüler wird das zur besten Gelegenheit ihr Englisch aufzupolieren. Auch wenn äußere Mächte versuchen seinen Zöglingen zu nahe zu kommen, agiert Koro-Sensei als Beschützer der Kids. Das könnten die Schüler natürlich an sich heimtückisch für sich ausnutzen. Allerdings ist der Autor Yūsei Matsui hier schlau und spielt mit dieser Möglichkeit nur kurz. Dadurch wirken die Schüler gegenüber Koro-Senseie allgemein nicht so, als würden sie dessen Gutmütigkeit gegen ihn verwenden.
Genau daraus ergibt sich dann auch auf Zeit die glaubhafte Beziehung eines Tentakel-Monsters zu einer Klasse von Ausgestoßenen. Zumal Koro-Sensei keinesfalls nur idealisiert wird. Er mag zwar oftmals als eine Art Vaterfigur für die Schüler auftreten, legt aber zugleich eine kindliche Naivität an den Tag, die zu grandios-absurden Momenten führt. Etwa liebt Koro-Sensei Süßigkeiten, Kinofilme und auch… na ja, große Brüste. Dass ihr Lehrer allzu gerne in Erotikmagazinen stöbert, überrascht die Schüler zwar anfangs, diese Schwäche nutzen sie aber für den ein oder anderen Anschlag aus. (anw)
Danke für dieses Special. Sehr schön geschrieben. Mir ist die Reihe zwar ein Begriff und schon länger vorgemerkt, habe aber bisher noch nichts davon gesehen. Das Special steigert natürlich mein Interesse - danke.