1999 schuf Russel T Davies mit „Queer as Folk“ eine im Homosexuellen-Metier von Manchester spielende Erfolgsserie, die anfangs zwar für Empörung sorgte, letztendlich aber ein enormer Erfolg wurde, der sich sogar bis in die Vereinigten Staaten ausbreitete. Nun legt Davies mit Cucumber und Banana zwei weitere Serien vor, die im gleichen Umfeld angesiedelt sind, und gemeinsam mit der Webserie „Tofu“ quasi eine ineinandergreifende Serien-Trilogie ergeben. Cucumber und Banana wurden nun zusammen in einem 2-Disc-Package von Polyband auf den deutschen Blu-ray-Markt gebracht, und wir werfen an dieser Stelle einen Blick auf die beiden Neuschöpfungen und deren technische Umsetzung.
Das Box-Set enthält die beiden ineinandergreifenden Serien, wobei zwar jede der beiden Serien aus jeweils acht Episoden besteht, sich die Laufzeit der einzelnen Episoden aber bei Banana von rund 46 auf 25 Minuten knapp halbiert.
Story
Versicherungskaufmann Henry (V. Franklin) und sein Lebensgefährte Lance (C. Nri) führen eigentlich eine ganz normale Beziehung, doch wie das Leben so spielt geht diese aufgrund eines dummen Fehlers und der anschließenden Sturheit der beiden Beteiligten in die Brüche. Darüber hinaus hat Henry noch zahlreiche andere Probleme und zieht letztendlich in die WG seines Kollegen Dean (F. Akinade). Dort lebt auch der attraktive Freddie (F. Fox), der allerdings wesentlich jünger ist, was jedoch nichts an Henrys Wunsch ändert, ihn ins Bett zu bekommen…
Der Härtegrad des erigierten männlichen Glieds lässt sich in vier Stufen einteilen: Tofu, geschälte Banane, ungeschälte Banane und Salatgurke. Mit dieser Information beginnt Cucumber – zu Deutsch: Gurke –, und diese Einteilung wird in der Serie auch immer wieder optisch in Szene gesetzt, um entweder den Erregungsgrad des Protagonisten oder seiner potentiellen Sexualpartner zu verdeutlichen.
2005 brachte Russel T Davies Doctor Who nach jahrelanger TV-Abstinenz wieder zurück auf die Bildschirme dieser Welt, und kreierte gleichzeitig die Spin-Of-Serie Torchwood, in welcher die Doctor-Who-Nebenfigur des pansexuellen Captain Jack Harkness in den Fokus gerückt wurde. Ähnlich verhält es sich auch bei Russels neuem Projekt, denn Banana und Cucumber spielen parallel zueinander und legen das Hauptaugenmerk auf jeweils unterschiedliche Charaktere, wobei drei der Hauptcharaktere aus Cucumber immer wieder in Banana auftauchen um die Verbindung aufrecht zu erhalten.
Wie „Queer as Folk“ spielen auch Cucumber und Banana in der Manchester Schwulenszene. Hauptfigur der Serie Cucumber ist der Mittvierziger Henry, der zwar homosexuell ist, aber noch nie penetrativen Geschlechtsverkehr hatte, und demzufolge quasi noch Jungfrau ist – oder etwa nicht? Sexualität und deren unterschiedlichen Spielarten stehen hier ebenso im Mittelpunkt wie die Beziehungsprobleme der zahlreichen Figuren. Aufgelockert (oder verschlimmbessert) wird das Geschehen durch berufliche und persönliche Unglücksfällen, die über Henry – teilweise selbst verschuldet – hereinbrechen.
Die Serie Banana folgt indessen einem wesentlich jüngeren Darstellerensemble, das etwas ungestümer und forscher zu Werke geht, wenn das angesichts der teilweise schon plumpen Direktheit (im Positivsten Sinne des Wortes) von Cucumber überhaupt möglich ist. Grundsätzlich finde ich persönlich das verjüngte Spin-Off, welches übrigens zeitglich mit der Mutterserie auf einem anderen Kanal startete, nicht ganz so gut, aber das ist natürlich Geschmackssache. Fakt ist, dass sich die beiden Serien (und die Webserie „Tofu“) perfekt ergänzen und jede Menge frischen Wind in die Serienlandschaft bringen.
Was die Serie so besonders macht ist die offenherzige Art und Weise der Figuren, die nie gekünstelt oder albern wirken, sondern jederzeit echt und authentisch bleibt. Hauptdarsteller Vincent Franklin beispielsweise ist ein Typ, den man sowohl lieben als auch hassen kann – für beide Empfindungen gibt er mehr als genügend Anlässe. Die Homosexuellen werden hier weder karikiert noch vorgeführt. Davies bedient kaum Klischees und verpasst seinen Figuren Tiefgang und Charakterentwicklung. Dabei bieten die Serien inhaltlich eine perfekte Mixtur aus englischem Humor, Drama und Liebesgeschichten – kurzum: Ein typisches Produkt nach dem bewährten Erfolgsrezept von Russel T Davies. Wer nicht homophob ist, der kann und sollte hier unbedingt einen Blick riskieren.
Bildqualität
- Bildformat 2.35:1
Tonqualität
- Deutsch & Englisch Dolby Digital 5.1
Ausstattung
- Der Schraubenzieher (14:44 Minuten)
- Die Geschichte der Canal Street (4:38 Minuten)
- Interview mit Russel T Davies (6:30 Minuten)
- Julie und Vince über… Es ist doch nur Sex (2:11 Minuten)
- Julie und Vince über… den Stab weiterreichen (3:42 Minuten)
- Julie und Vince über… Es einfach machen (2:20 Minuten)
- 8 „Hinter den Kulissen von Cucumber-Episoden (31:34 Minuten)
- Interviews mit Darstellern und Drehbuchautoren (35:20 Minuten)
- Trailershow
Fazit
Das Bild der vorliegenden Blu-rays versprüht ein tolles Kinofeeling und wirkt sehr hochwertig. Hier würde man im Prinzip nicht annehmen dass es sich um eine TV-Serie handelt. Der Ton ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern, bleibt aber Genrebedingt sehr frontlastig. Im Bonussektor finden sich einige interessante Interviews, die das 2-Disc-Set zu einer runden Sache machen.
Inhaltlich bieten die beiden Serien Cucumber und Banana eine ineinandergreifende Geschichte von Menschen in der Homosexuellen-Szene Manchesters, ohne dabei irgendwie gekünstelt oder albern zu wirken. Inhaltlich wie inszenatorisch bewegen sich die beiden Serien von Russel T Davies also ebenfalls auf gewohnt hohem Niveau und reihen sich nahtlos in die Erfolgsgeschichte des Regisseurs/Drehbuchautoren und Produzenten Davies ein. Eine echte Empfehlung!
(Michael Speier)
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