Disney ist aktuell gut im Geschäft und deren Welle an Realverfilmungen bekannter Zeichentrickklassiker scheint ebenfalls nicht abzuflachen. Nachdem Alice im Wunderland, Maleficent und zuletzt Cinderella überaus gut vom Kinopublikum angenommen wurde, nahm man sich als nächstes Projekt gleich einen der bekanntesten Disney-Klassiker vor – 'Das Dschungelbuch' aus dem Jahr 1967, welcher wiederrum auf den Dschungelbuch-Erzählungen von Rudyard Kipling basiert. Als Regisseur wurde Jonathan „Jon“ Favreau (Iron Man 1+2, Cowboys & Aliens) engagiert, dem ein beachtliches Budget in Höhe von 175 Millionen US-Dollar für die Umsetzung zur Verfügung gestellt wurde. Und es hat sich tatsächlich gelohnt, denn weltweit begeisterte die Neuinterpretation nicht nur die Massen und Kritiker, sondern konnte sogar knapp eine Milliarde Dollar einspielen. Nun erscheint am 1. September, nur viereinhalb Monate nach seinem Kinostart, die Realverfilmung auf Blu-ray, welche wir bereits einem ausführlichen Test unterziehen konnten.
Story
Der kleine Mogli (N. Sethi) wächst behütet im Dschungel auf und wird dort von einem Wolfsrudel erzogen. Doch als der furchteinflößende Tiger Shir Khan (I. Elba / B. Becker) droht, Mogli zu töten, muss dieser sein zu Hause verlassen. Auf seiner spannenden Reise begegnet das Menschenkind nicht nur Freunden wie dem ernsten Panther Baghira (B. Kingsley / J. Król) und dem lebenslustigen Bären Balu (B. Murray / A. Rohde), sondern muss sich auch während seiner abenteuerlichen und gefährlichen Flucht durch den Dschungel, vielen Gefahren stellen ...
Es ist schon sehr erstaunlich wie weit die Tricktechnik mittlerweile ist: Man mag es eigentlich kaum für möglich halten, aber der mittlerweile 12-jährige Neel Sethi, der für die Rolle des Dschungeljungen Mogli gecastet wurde, ist der einzige reale Schauspieler, der im Film tatsächlich vor der Kamera stand. Dass es sich beim Panther Baghira, den Bären Balu oder Tiger Shir Khan nicht um lebensechte Tiere handelt, sieht man dem Film eigentlich zu keiner Zeit an. Die Gestaltung ist erstaunlich realistisch, erst wenn die Tiere zu sprechen anfangen, wird man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, das man es hier doch tatsächlich mit aufwendigen Computeranimationen und nicht echten Tieren zu tun hat. Aber nicht nur die genannten Tiere sind sehr authentisch gestaltet worden, sondern auch Moglis Wolfsmutter Raksha (L. Nyong’o / Heike Makatsch), Wolfsvater Akela (G. Esposito / J. von Dohnányi), die Elefanten sowie der gewaltige King Louie (C. Walken / Christian Berkel), der auch hier versucht das Geheimnis des Feuers zu erfahren, das im Dschungel als mysteriöse und tödliche Sache gilt und als Rote Blume bezeichnet wird. Einzig und allein die Schlange Kaa (S. Johansson / Jessica Schwarz), die hier als monströse Python dargestellt wird, weiß hier nicht vollends zu überzeugen und ihre Rolle kommt im Film viel zu kurz. Zu kurz, das ist generell ein Begriff, der sich auch auf andere Dinge im Film übertragen lässt, der leider nicht die Ruhe und den Charme der Zeichentrick-Verfilmung versprüht, sondern in der Tat doch sehr gehetzt wirkt. Zwar orientiert sich The Jungle Book an der Disney-Produktion aus den 60er Jahren und Favreau baut auch viele Elemente aus dieser in den Film mit ein, insgesamt präsentiert sich die Realverfilmung aber deutlich düsterer, was nicht nur die Szenen mit Kaa und King Louie unmissverständlich klar machen, sondern auch die harten und nicht gerade kindgerechten Passagen mit Bösewicht Shir Khan. Zwar ist der Film sehr beeindruckend umgesetzt und bietet zudem unzählige sehenswerte Momente, unterm Strich ist er aber kein Kinderfilm mehr – auch wenn zeitweise einige lustige Szenen mit Balu dem Bären und dessen Neuinterpretation des Liedes „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ für etwas Auflockerung sorgen.
Bildqualität
- Ansichtsverhältnis: 1.85: 1 (16:9)
- exzellente Bildschärfe
- kräftiges Farb- und Kontrastverhältnis
- überzeugende Detailzeichnung
- satter Schwarzwert
Tonqualität
- DTS-HD Master Audio 7.1 (Englisch)
- DTS-HD High Resolution 5.1 (Deutsch)
- DTS 5.1 (Italienisch)
- Dolby Digital 5.1 (Griechisch, Rumänisch)
- Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Italienisch, Griechisch, Rumänisch, Arabisch
- sehr räumliche Abmischung
- gute Direktionalität
- kräftiger Tieftonkanal
- ausgewogenes Balancing
- einwandfreie Dialogverständlichkeit
Ausstattung
- Audiokommentar von Regisseur Jon Favreau
- Making of – The Jungle Book (ca. 35 min.)
- Featurettes:
- Ich bin Mogli (ca. 8 min.)
- King Louies Tempel (ca. 3 min.)
Fazit
Jon Favreaus Realverfilmung von The Jungle Book ist ein überaus beeindruckendes Werk, das technisch und inszenatorisch gleichermaßen begeistert. Der kleine Neel Sethi, der für die Rolle des Dschungeljungen Mogli nach einer umfangreichen Suche in den USA, Kanada, Neuseeland sowie dem Vereinigten Königreich gecastet wurde, ist die Idealbesetzung. Mehr sogar, denn er muss doch tatsächlich alleine den ganzen Film stemmen, ist er doch der einzige reale Schauspieler, der bei der Produktion tatsächlich vor der Kamera stand. Das alles meistert er aber mit Bravour und lässt im Film eigentlich keinerlei Langeweile aufkommen. Allerdings weist die Realverfilmung im direkten Vergleich mit dem 1967er Disney-Original einige Unterschiede auf: So kommt es, dass das Schicksal von Wolfsvater Akela hier eine andere Wendung nimmt, Schlange Kaa nun weiblich ist, Colonel Hathi und seine Elefanten-Patrouille ganz anders dargestellt werden, während die singenden Geier komplett fehlen. Der Film funktioniert zwar auch aus so, jedoch geht dabei natürlich der Witz und Charme des Originals etwas verloren, wobei an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben sollte, das der Titel in der Neuinterpretation kein reiner Kinderfilm mehr ist.
Die Umsetzung der Blu-ray kann sich indessen ebenfalls in beinahe allen Belangen sehen lassen und erreicht bei der Bildqualität sogar Referenzwerte. Der Transfer ist gestochen scharf, der Dschungel erstrahlt in den allerschönsten Farben und dank der sehr guten Tiefenwirkung wirkt alles schön plastisch. Der deutsche Ton liegt zwar lediglich als verlustbehafteter DTS-HD High Resolution 5.1-Soundmix vor, dieser klingt aber sehr direkt, kraftvoll und vermittelt eine exzellente Räumlichkeit. Zwar wirken einige deutsche Sprecher etwas gewöhnungsbedürftig, aber das wäre meckern auf hohem Niveau, da es ansonsten hier nichts auszusetzen gibt. Beim Bonusmaterial hätten es zwar einige Extras mehr sein können, aber zumindest ist ein rund 35-minütiges Making of enthalten, das viele Blicke hinter die Kulissen dieser tollen Produktion gewährt.
(Roland Nicolai)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
▪ TV: Philips PFL9704
AVR: DENON AVR-X4200W
BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie
Sub: YAMAHA YST-SW320