Der Klimawandel steht unmittelbar bevor: Neuesten Studien zufolge tritt ein Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde um 1,5 bis 5 Grad Celsius ein, selbst wenn die Emission von CO² und anderen klimaschädlichen Gasen völlig gestoppt würde. Die Folgen wären verheerend: Durch Abschmelzen der Polkappen würden viele tief gelegene Länder, Inseln und Landschaften versinken, die Flora zuerst, später die Fauna und zuletzt hätte der Mensch an den Folgen der Überhitzung wie Wasser- und Nahrungsmittelknappheit zu leiden. Das Schicksal der Erde steht also auf dem Spiel. In den Siebzigern mehr noch These als Realität, zeichnete sich durch die zunehmende Industrialisierung, die vermehrte Nutzung von Atomkraft, sowie durch Landwirtschaft und Viehzucht bereits eine mögliche zukünftige Entwicklung ab. Aus dieser Prognose entwickelte der frühere Tricktechniker Douglas Trumbull den Film Silent Running.
Story
In der Zukunft: Die Menschheit hat es endgültig geschafft, alle Warnsignale zu ignorieren und durch Industrie, Landwirtschaft und Privatverbraucher den Klimawandel nahezu unumkehrbar herbeizuführen. Die Durchschnittstemperatur ist überall auf der Erde gleich: 23 Grad Celsius. Infolge der katastrophalen Auswirkungen existiert keinerlei pflanzliches Leben mehr auf dem Planeten und das Ende allen tierischen Lebens ist nicht fern. Um den Prozess umzukehren und Pflanzen auf der Erde wieder anzusiedeln, wurden vor Jahren Raumschiffe mit der Aufgabe ins All entsandt, in Biotopen die Flora der Erde zu züchten, um sie nach Besserung der klimatischen Bedingungen wieder anzusiedeln. In einem von vier Raumschiffen, der „Valley Forge“, versieht Freeman Lowell (B. Dern) seit acht Jahren als interstellarer, höchst idealistischer Gärtner seinen Dienst, der sich Tag für Tag um seine Pflanzen kümmert und Tag für Tag mit seinen deutlich weniger ökologisch denkenden Kameraden (C. Pott, R. Rifkin, J. Vint) ob des Sinns oder Unsinns der Mission streitet. Als die Besatzungen der Befehl erreicht, alle Gärten zu vernichten, sieht Lowell sein Lebenswerk bedroht.
Lautlos im Weltraum ist ein besonderer Science Fiction-Film. In Silent Running gibt es bloß vier (Transport-) Raumschiffe, die immer nur langsam geradeaus schweben, es gibt keine spektakulären Weltraumschlachten, nur drei unauffällige Roboterchen, die nicht sprechen können und keine aufwändig-futuristische Technik. Lautlos Im Weltraum ist eine hochemotionale Dystopie, die die Ausbeutung unserer Erde thematisiert und die möglichen Folgen des Klimawandel vorwegnimmt, dies jedoch nie zeigt sondern daraus die Story um die fliegenden Gärten in all ihrer Tragik webt. Gefühlvoll untermalt vom Score, zu dem die Folksängerin Joan Baez zwei Songs beitrug. Für ein weit größeres Ziel, nämlich den Planeten wieder bewohnbarer und vor allem urbar zu machen, geht ein Einzelner bis zum Äußersten. Dabei schildert Silent Running die menschliche Tragödie in berührenden Bildern und macht die Motivation des Protagonisten in gewisser Weise nachvollziehbar.
Für heutige Verhältnisse wirken Special Effects wie atomare Explosionen eher belustigend und was seinerzeit als futuristisch anmutende Technik galt, wurde mittlerweile deutlich von der technischen Entwicklung überholt. Fahrzeuge, Uniformen, Kulissen im Generellen deuten in jeder Hinsicht auf einen alten Film hin. Das gelang dem vor kurzem auf Blu-ray veröffentlichten (und 1971 mit deutlich höherem Budget verwirklichten) Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All wesentlich besser. Trotz alledem ist dieser Film ein wahrer Klassiker, bei dessen Entstehung wohl niemand vermutet hätte, dass 40 Jahre später sein Bezug zur Realität aktueller denn je sein würde.
Bildqualität
- der 1972 auf 35 mm-Negativ gedrehte Film liegt auf Blu-ray im Ansichtsverhältnis 1,85:1 in 1080p/24 vor
- das Alter des Films wird nie verhohlen und ist mit wenigen Ausnahmen stets sichtbar
- in Close-Ups sehr gute Schärfe, die in etwas weiter nach hinten gestaffelten Aufnahmen bereits schwindet
- Mittelgründe sind allesamt unscharf, während die Totalen, z. B. in den Frachträumen, durchaus detailreich erscheinen
- einige der Nachtszenen und viele dunkle Hintergründe zum Teil stark verrauscht
- alle Totalen der Raumschiffe „von außen“ verrauscht, Detailaufnahmen hingegen scharf, hier ist allerdings der Einsatz eines Plastikmodells überdeutlich erkennbar
- häufig milchige Szenen mit verblassten Farben
Tonqualität
- der deutsche Ton liegt in Stereo vor
- zu jeder Zeit gute Dialogverständlichkeit
- recht klare Abmischung
- ausschließlich frontlastiges Geschehen
- kein Subwoofereinsatz
Ausstattung
- Making Of 49:17
- Super-8 Fassung 17:52
- Interview mit Douglas Trumbull 35:01
- Interview mit Bruce Dern 10:57
- Englischer Trailer
- Bildergalerie 13:43
Fazit
Leider überzeugt die Blu-ray von Lautlos im Weltraum audiovisuell nur bedingt. Das Bild ist über weite Strecken unscharf, mit einem milchigen Schleier überzogen und ab und an verrauscht. In Close-Ups und manchen Totalen zeigt das Bild, was machbar gewesen wäre. Der Sound kommt ausschließlich von vorne. Schade, dass diesem Klassiker der Siebziger nicht mehr Hingabe bei der Aufbereitung zuteil wurde. Im Vergleich zu so manch anderer Veröffentlichung der jüngeren Zeit, wurde Silent Running umfangreich mit allerlei erhellenden Extras ausgestattet, besonders erwähnt sei hier das Interview mit dem Regisseur. Silent Running ist Anfang der Siebziger während der langsam ausklingenden Hippie-Ära entstanden, was dem Film jede Sekunde anzumerken ist. Sehr deutlich ist der Kontrast von Bruce Derns Haartracht und seine Kostümierung gegenüber den Frisuren und Uniformen seiner Kameraden. Der Soundtrack spricht seine eigene, zur Generation passende Sprache. Der Film war seiner Zeit quasi 40 Jahre voraus, mittlerweile hat die Zukunft den Film schon eingeholt. Lautlos im Weltraum ist quasi das Science Fiction-Drama für die Ökos unter uns, und als die Grünen mit ihren Turnschuhen damals Einzug im Bundestag hielten, dürfte Silent Running ein Schulungsfilm der Partei gewesen sein. Der Film hält einen warnenden Zeigefinger hoch, der 1972 kaum nachdenklicher gemacht haben dürfte als heute. Der Science Fiction-Freund aber, der sich an Star Wars und Star Trek-Filmen erfreut, wird hier wohl enttäuscht werden. (pl)
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